Investmentfonds.de
16.10.2018:
LFDE Macroscope: Märkte auf Talfahrt?
Köln, den 16.10.2018 (Investmentfonds.de) -
Olivier de Berranger, Chief Investment Officer bei
La Financière de l`Echiquier (LFDE)
Nach der Talfahrt der vergangenen Börsenwoche fällt es schwer, positive
Nachrichten zu finden. An den Aktienmärkten vollzog sich auf breiter Front eine
heftige Korrektur, die alle Märkte traf und den Großteil der Jahresperformance
der Indizes mit Ausnahme der USA ins Minus schickte.
Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Die Gründe sind vielfältig. Dazu gehörten unter anderem die Anhebung der
US-Zinssätze in der Vorwoche, der Haushaltsstreit zwischen der italienischen
Regierung und der Europäischen Kommission, die Bedenken hinsichtlich des
Wachstums in den Schwellenländern (die jüngste geldpolitische Lockerung der
People’s Bank of China (PoBC) wurde als Signal gedeutet, dass das Binnenwachstum
Unterstützung benötigt) und die anhaltende Drohung eines Handelskrieges.
Doch im Grunde ist das alles nichts wirklich Neues. Die neuen, von der sehr
moderaten Anhebung der langfristigen US-Zinssätze verursachten Ängste zeigen,
dass die Märkte allmählich diese neue Realität zur Kenntnis nehmen. Zudem wird
das Zusammentreffen der genannten Faktoren genutzt, um angesichts der
überzogenen Bewertungen in manchen Bereichen eine wohl von vielen für notwendig
erachtete Entschlackung vorzunehmen. Am stärksten getroffen hat es die noch vor
kurzem heiß begehrten Wachstums- und Technologiewerte. In nur zwei Tagen ist
der Technologie-Index FANG+ um 6 Prozent gefallen. Seit Jahresanfang ging es
für alle teuren Werte nach oben und für alle günstigen Titel weiter nach unten.
Im Rahmen des derzeitigen Kursrutsches zeichnet sich der Beginn einer
raschen Aufholbewegung ab, und eine Stilrotation war besonders ausgeprägt.
So verloren Wachstumswerte in Europa ihren gesamten Vorsprung vor Value-Titeln.
Zudem dürfte die Heftigkeit der Kursbewegungen durch den Einsatz quantitativer
oder systematischer Strategien verstärkt worden sein, bei denen die Aktivierung
bestimmter Stop-Loss-Levels zu massiven Verkäufen führt. So schätzt Morgan
Stanley, dass die Hedgefonds mit den schwindenden Gewinnen beim Momentum-Faktor
nahezu die gesamte Wertentwicklung des Jahres verloren.
Ein weiterer wichtiger "technischer" Faktor ist die sogenannte Blackout-Phase,
die der Berichtssaison der Unternehmen in den USA vorangeht. In dieser
Handelssperrzeit, die bis zum Monatsende andauern wird, dürfen US-Unternehmen
keine Aktienrückkäufe vornehmen. Dabei sind US-Unternehmen, gestützt durch die
Steuerreform, die ihnen die Rückführung von Cash aus dem Ausland ermöglichte,
seit einem Jahr praktisch die einzigen Nettokäufer von US-Aktien.
Diese Blackout-Phase beraubt den US-Markt somit eines wichtigen unterstützenden
Faktors.
Trotz einer ersten technisch bedingten Erholung dürfte sich die Kursbewegung auf
kurze Sicht fortsetzen, vor allem da die systematischen Strategien noch weitere
massive Verkäufe von Positionen vornehmen könnten. Wenn jedoch in großen Mengen
wahllos Aktien auf den Markt geworfen werden, könnten sich durchaus Chancen
ergeben. In den kommenden Wochen ist es sicherlich die beste Taktik,
bei zu Unrecht abgestraften Werten Einstiegskurse festzulegen.
Quelle: Investmentfonds.de
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