Investmentfonds.de
13.11.2018:
J.P. Morgan AM: In Krisenzeiten kommt es auf die Defensive an - Aktienanleger sollten auf Qualität, Value und Large Caps achten
Köln, den 13.11.2018 (Investmentfonds.de) -
Tilmann Galler, Executive Director, CEFA/CFA, bei
J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt
- Seit fast zehn Jahren bieten offensive Strategien hohe Renditen
- Mit defensiven Komponenten lassen sich Marktturbulenzen abschwächen
- Neue Positionierung in der späten Zyklusphase notwendig
Anleger stehen aktuell vor der Herausforderung, ihr Portfolio krisenfest zu
machen, ohne eine potenzielle Rallye kurz vor Ende des Zyklus zu verpassen.
Laut Tilmann Galler, globaler Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset
Management, fallen dabei Parallelen zwischen der Geldanlage und der Aufstellung
im Mannschaftssport auf: "Eine erwiesene sportliche Weisheit ist, dass es neben
der Offensive die oft weniger glamouröse Defensive ist, die den Unterschied
zwischen einer erfolgreichen und einer Meistermannschaft ausmacht. Bei der
Kapitalanlage verhält sich das ähnlich - letztendlich gewinnt derjenige mit der
ausgewogensten Mischung zwischen offensiver Schlagkraft und Defensivkunst."
Spätzyklisches Dilemma der Anleger
Anleger konnten in den 9,5 Jahren seit Ende der Finanzkrise mit einer
offensiven Investmentstrategie außergewöhnlich hohe Renditen erzielen: Die
Wertentwicklung globaler Aktien in US-Dollar lag per Ende September bei einer
jährlichen Rendite von 13,5 Prozent. Eine derart positive Entwicklung war
zuletzt im April 2000 möglich. Nach Meinung von Tilmann Galler ist es zum
aktuellen Zeitpunkt durchaus sinnvoll, sich über die Defensive des
Investmentportfolios Gedanken zu machen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass
in wenigen Monaten die wirtschaftliche Expansionsphase in den USA die längste
aller Zeiten sein wird. "Trotz Alter und Reife des aktuellen Zyklus sollten
Anleger jedoch nicht vergessen, dass Aktienmärkte auch vor Hochpunkten teilweise
noch kräftige Kursgewinne verbuchen können. Die ewige Herausforderung für
Investoren - einerseits bisherige Erträge zu sichern und andererseits
zukünftige Rendite nicht zu verpassen - tritt momentan besonders stark in den
Vordergrund", erläutert Galler.
Die Bedeutung einer gesunden defensiven Komponente im Portfolio hat sich
insbesondere in der Finanzkrise gezeigt. Ein reines Investment in globalen
Aktien hat in der Spitze fast die Hälfte an Wert eingebüßt und Anleger mussten
über 5,5 Jahre warten, bis die Verluste wieder wett gemacht waren. "Besser
erging es Anlegern mit einem gemischten Portfolio aus 60 Prozent globalen Aktien
und 40 Prozent globalen Anleihen, das die Verluste bereits nach 3,5 Jahren
ausgleichen konnte. Ein Mix aus 40 Prozent Aktien und 60 Prozent Anleihen war
sogar schon nach 2,5 Jahren wieder im Plus", erklärt Tilmann Galler.
Neue Strategien notwendig: mehr Qualitätsaktien, mehr Value, mehr Large Caps
Nach Ansicht von Tilmann Galler sind die traditionellen Methoden der
Portfoliostabilisierung heute nicht mehr so wirksam wie in früheren Zyklen. So
leiden die defensiven Qualitäten von Unternehmensanleihen unter der ansteigenden
Verschuldung. Der Anteil der Unternehmensanleihen mit dem niedrigsten Investment
Grade-Rating von BBB stieg von 35 Prozent im Jahr 2006 auf inzwischen 49 Prozent.
"Bei Abkühlung der Konjunktur und fallender Ertragskraft der Unternehmen ist zu
befürchten, dass sich die Unternehmensanleihenmärkte aufgrund höherer Risiken
deutlich schlechter entwickeln als wir das aus vergangenen Zyklen kennen", sagt
Galler. Auch mit Staatsanleihen sei es aufgrund der Niedrigzinspolitik der
Zentralbanken schwieriger geworden, das Portfolio abzusichern. Mit einem
durchschnittlichen Leitzins von gerade einmal 1 Prozent könnten Staatsanleihen
im nächsten Abschwung nicht mehr den Sicherheitspuffer liefern wie in früheren
Zyklen.
Aktienanleger können ihr Portfolio beispielsweise mit einer stärkeren
Gewichtung von Qualitätsaktien defensiver ausrichten. "Unternehmen mit relativ
niedriger Verschuldung bei gleichzeitig hoher Rentabilität sind im Abschwung
üblicherweise stabiler als zyklische Unternehmen", erklärt Galler. Auch
Substanzwerte ("Value") dürften wieder mehr defensive Qualitäten haben, nach
der starken Wertentwicklung von Wachstumsaktien mit entsprechend hohen
Bewertungen. Nicht zuletzt gilt es, die Marktkapitalisierung der Aktien zu
berücksichtigen: "Kleinere Unternehmen sind in der Regel konjunktursensitiver
und so kann eine stärkere Gewichtung von Large-Caps ebenfalls helfen, das
Portfolio krisenfester zu machen", sagt Tilmann Galler.
Quelle: Investmentfonds.de
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