Investmentfonds.de
07.12.2018:
Principal Global Investors: Ausblick USA - Realwirtschaft boomt, Finanzmarkt überwiegend turbulent
Köln, den 07.12.2018 (Investmentfonds.de) -
Bob Baur, Chief Global Economist bei Principal Global Investors
- Amerikanische Realwirtschaft boomt
- Steigende Löhne und ein straffer Arbeitsmarkt können sich positiv auf Investitionen auswirken
- Turbulenter Finanzmarkt 2019 wahrscheinlich
"An einem gewissen Punkt in der wirtschaftlichen Expansion eines Landes kann
eine Verkettung von Ereignissen eintreten, die den wirtschaftlichen Fortschritt
durch eine sogenannte -positiven Schleife- verstärkt. In anderen Worten heißt
das: Ein positives Ereignis führt zum zweiten und dritten, wobei letzteres
widerum das erste stützt. Die USA steht kurz vor einem solchen positiven
Kreislauf“, meint Bob Baur, Chief Global Economist bei Principal Global
Investors.
Im Fall der USA starte der Kreislauf mit den Löhnen, denn es gebe klare Anzeichen
für einen Lohnanstieg. Im zweiten Quartal 2019 dürfte er sogar im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum 3,5 Prozent erreicht haben. "Mit mehr Leistung pro Stunde und
pro Mitarbeiter können Unternehmen die Löhne erhöhen, ohne den Gewinn zu
beeinträchtigen. Mit einem besseren Gewinnwachstum können sich gute
Investitionen fortsetzen. Und die Produktionszuwächse werden diese gesünderen
Löhne davon abhalten, die Inflation in die Höhe zu treiben", führt Baur weiter
aus. Eine gedämpfte Inflation zusammen mit einem kräftigen Lohnwachstum sei das
Rezept für einen höheren Lebensstandard. Und der steigende Lebensstandard sei
die Hauptquelle für ein positives Sentiment, das die großen Konsumausgaben
hervorrufe. "Robuste Geschäfts- und Haushaltskäufe bringen steigende
Geschäftserlöse und Gewinne mit sich, die den positiven Kreislauf schließen und
verstärken. Während sich das Tempo des US-Wirtschaftswachstums im Jahr 2019
abschwächen wird, dürfte dieser positive Kreislauf aus Löhnen, Arbeitsplätzen
und Produktivität zumindest in der ersten Hälfte des nächsten Jahres mit 3,0
Prozent oder mehr weiter anhalten", erklärt der Experte. Somit zähle diese
Entwicklung zur längsten Expansion in der Geschichte der USA. Und die positive
Rückkopplungsschleife könnte den Zyklus länger als erwartet fortsetzen.
Doch herrsche eine Zweiteilung zwischen der Realwirtschaft und den Finanzmärkten.
Der Ökonom fügt hinzu: „Die Märkte kämpfen, aber die Realwirtschaft in den USA
boomt und das Wachstum der übrigen Welt ist solide. Gerade weil das Wachstum der
Welt robust ist, befinden sich die Aktien- und Rentenmärkte in Aufruhr." Diese
Turbulenzen würden sich voraussichtlich im nächsten Jahr fortsetzen, doch nimmt
Baur an, dass die Aktien bis zum Jahresende einen Aufwärtstrend erfuhren.
Warum? Die Einnahmen des dritten Quartals 2018 seien hervorragend gewesen, das
Wachstum liege immer noch 20 Prozent über Vorjahr. Die Sorgen über das
Wirtschaftswachstum nähmen ab: "Die US-Wirtschaft ist vom Rest der Welt
abgekoppelt, und das Wachstum von 3,0 Prozent wird anhalten. China lockert die
Politik, das Wachstum der Eurozone wird höher korrigiert, Japan erholt sich.
Inflation stellt kein Problem dar. Die Zentralbanken müssen bei der
Zinsnormalisierung nicht aggressiv vorgehen. Die Auswirkungen der politischen
Turbulenzen in Europa bleiben verhalten", begründet der Experte.
Hingegen werde das kommende Jahr die Aktienmärkte zumindest für einen Großteil
des Jahres negativ beeinflussen. Sollte sich der Aktienmarkt bis 2019
stabilisieren, könnte die Fed im März den Leitzins wieder erhöhen.
"Da wir nächstes Jahr mit weiteren Turbulenzen an den Märkten rechnen, gehen wir
davon aus, dass die Fed vor oder nach einer Anhebung im März eine Pause einlegen
wird", schätzt Baur ein. Höhere langfristige Zinssätze und ein ungeordneter
Aktienmarkt würden die Finanzbedingungen ohne Maßnahmen der Fed verschlechtern.
Der Markttreibstoff schwinde jedoch, da das robuste Wirtschaftswachstum die
Geldpolitik und die Zinssätze wieder normalisiere. Dies habe die Turbulenzen an
den Finanzmärkten im Jahr 2018 mit sich gebracht und sei vielleicht ein Vorbote
für weitere Turbulenzen im Jahr 2019.
Quelle: Investmentfonds.de
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