Investmentfonds.de
11.12.2018:
T. Rowe Price: Fünf Themen, die 2019 die Märkte dominieren
Köln, den 11.12.2018 (Investmentfonds.de) -
Yoram Lustig, Head of Multi-Assets Solutions EMEA bei T. Rowe Price
- Gute Aussichten für Aktien- und Anleihemärkte
- Handelskonflikt und politische Unsicherheiten sorgen für Volatilität
- Fundamental sind viele Schwellenländer solide aufgestellt
"So wie das neue Jahr immer näher rückt, bilden sich eine Reihe geopolitischer
Risiken sowie Marktdynamiken ab, die eine weitere herausfordernde Periode für
Investoren vermuten lassen", sagt Yoram Lustig, Head of Multi-Assets Solutions
EMEA bei T. Rowe Price. "Wir haben diese auf fünf zentrale Themen reduziert, die
unserer Ansicht nach die Schlagzeilen 2019 dominieren und die Performance
verschiedener Assets treiben dürften", ergänzt der Experte.
1. Auswirkungen des Handelskriegs
Sollte sich das Verhältnis zwischen der USA und China verschlechtern, könne dies
weitreichende Folgen haben, beispielsweise einen schwächeren Yuan und einen
stärkeren US-Dollar, zunehmende geopolitische Spannungen und ein verlangsamtes
globales Wirtschaftswachstum. "Ein weniger sichtbares, aber womöglich höheres
Risiko sind die Auswirkungen auf die US-Inflation. Höhere Preise, die durch
Zölle hervorgerufen werden, könnten zu einem überraschenden Inflationsanstieg
führen und einen Abverkauf der US-Zinsen und der Aktien zur Folge haben",
erläutert Lustig.
Obwohl die direkten Auswirkungen eines Handelskriegs auf die US-Wirtschaft
vielleicht nur marginal sein könnten, könnte Chinas Wirtschaftswachstum laut
dem Internationalen Währungsfonds in den kommenden beiden Jahren um knapp zwei
Prozent einbußen. Dies würde die globale Wirtschaft ernsthaft belasten.
"China gilt seit Jahren als großes Risiko, und mit dem Aufbau von
Ungleichgewichten könnte dies endlich eintreten - in der Tat haben die
Handelsspannungen den chinesischen Aktienmarkt bereits 2018 zum Einbruch
gebracht. Nach der globalen Finanzkrise von 2008 war China die wirtschaftliche
Lokomotive, die dazu beigetragen hat, den Rest der Welt aus der Rezession zu
ziehen. Dem Land könnte jedoch die nötige Kraft fehlen, dies das nächste Mal
wieder zu tun", schätzt der Experte ein. Sollte der Handelskonflikt gelöst
werden, könnten chinesische Assets durchaus günstige Einstiegsgelegenheiten
bieten.
Die Investmentideen von T. Rowe Price: Anleger könnten von einem stärker
werdenden US-Dollar profitieren und den Greenback als sichere Währung nutzen.
Investoren sollten zudem US-Staatsanleihen langfristig halten: Defensive
Investments wie diese können als Unterstützung dienen, falls sich die globalen
Wirtschaftsaussichten eintrüben. Zudem sollte man darüber nachdenken, sich von
China-Positionen zu trennen. Das Reich der Mitte könnte im Vergleich zu anderen
Schwellenländern schlechter abschneiden. Investoren können chinesische und
japanische Aktien zu attraktiven Bewertungen in Betracht ziehen, wenn der
Handelskonflikt nachlässt.
2. Steigende Anleiherenditen
Seit der Finanzkrise von 2008 sind die Renditen von Staatsanleihen deutlich
zurückgegangen. Zum Teil aufgrund der lockeren Geldpolitik (Quantitative Easing)
der Notenbanken und zum Teil aufgrund der gedämpften Erwartungen im Hinblick auf
kurzfristige Zinssätze, Inflation und Wirtschaftswachstum. "Diese Erwartungen
werden durch flache Ertragskurven reflektiert. Im Zuge der endenden
ultralockeren Geldpolitik und dem Beginn des Zinserhöhungszyklus befinden wir
uns jetzt an einem Wendepunkt, der erhebliche Auswirkungen auf Anleihen und alle
wichtigen Anlageklassen haben könnte", sagt Nick Samouilhan, Solutions
Stragegist EMEA bei T. Rowe Price.
Das Hauptrisiko bestehe in einem überraschenden Inflationsschub, was wiederum
eine schnellere Straffung der Geldpolitik erwarten ließe. "In diesem Szenario
kann es zur Korrektur bei Aktien und Anleihen kommen", sagt der Experte. Höhere
Renditen bei US-Staatspapieren könnten aber auch einen stärkeren US-Dollar
bedeuten, was Investoren mit einem Exposure an US-Assets einen gewissen Schutz
biete. "Eine geldpolitische Straffung hängt von der weiteren ökonomischen Stärke
ab. Wenn sich die Wirtschaft verlangsamt, könnte Anleihen ein weiteres gutes
Jahr bevorstehen und die Performance von Aktien übertreffen", so Samouilhan.
Die Investmentideen von T. Rowe Price: "Eine kurze Duration bei Anleihen könnte
lange Durationen outperformen, wenn die Zinsen steigen. Andererseits können
Zinsinvestments mit langfristigen Durationen als Schutz im Portfolio dienen.
US-Staatsanleihen bieten einen besseren Wert als Cash und können im Portfolio
eine defensive Rolle spielen. Hochverzinsliche Anleihen können
Investment-Grade-Rating übertreffen, wenn die Zinsen aufgrund einer positiven
Korrelation mit dem Wirtschaftswachstum und einer kürzeren Duration steigen.
Investoren sollten die Balance zwischen kurzer und langer Duration beibehalten.
Banken können von einer steileren Zinskurve profitieren."
3. Emerging Markets als Chance
"Höhere US-Leitzinsen können Kapitalströme aus den Schwellenländern anziehen, da
die Opportunitätskosten für sicherere US-Assets sinken", sagt Yoram Lustig.
Darüber hinaus könne eine Kombination von höheren US-Zinsen und stabilen
"Nicht-US-Zinsen" den US-Dollar stärken. Dies könne es Schwellenländern
erschweren, ihre in US-Dollar denominierten Schulden zu begleichen. Zugleich
bestehe Potenzial, den Protektionismus und somit den globalen Handelskrieg zu
intensivieren. Insgesamt sei die fundamentale Situation vieler Schwellenländer
jedoch solide. "Die Bewertungen der EM-Aktien und Anleihemärkte erscheinen
attraktiv, nachdem sie 2018 hinter den entsprechenden Märkten der
Industrieländer zurückgeblieben sind, insbesondere den US-Aktien. Wenn es zu
keiner Krise in den Schwellenländern kommt, könnten sich Kaufgelegenheiten
bieten", unterstreicht Lustig.
Die Investmentideen von T. Rowe Price: Schwellenländer sind keine homogene
Investmentregion. Es lohnt sich, zu selektieren. Investoren können die
Barbell-Strategie - also das Ziel, bei einem Anleihen-Investment insgesamt
einen höheren Zinsertrag zu erwirtschaften, ohne dabei das Risiko zu erhöhen.
4. Globale Aktienmärkte - Bullen sind am Drücker
"US-Präsident Trump wird alles in seiner Macht Stehende tun, um die Wirtschaft
weiterhin zu stärken. Nicht zuletzt deshalb, weil der Erfolg seiner
Präsidentschaft davon abhängt", sagt Nick Samouilhan. Der Experte sieht zudem
derzeit keine unmittelbaren Anzeichen dafür, dass der gegenwärtige
Konjunkturzyklus bald endet. "Wenn keine unvorhersehbaren signifikanten Risiken
eintreten, die die US-Wirtschaft lahmlegen, haben wir möglicherweise ein
weiteres starkes Jahr für die Aktienmärkte. Die -America-First-Politik- könnte
dazu beitragen, den Wert von US-Assets zu steigern", resümiert Samouilhan.
Allerdings gebe es ein Risiko: Amerika sei nach wie vor auf den Rest der Welt
angewiese - ebenso wie der Rest der Welt auf Amerika. Der Versuch, die
Bedingungen des weltweiten Handels zu sehr zu Gunsten Amerikas zu ändern, könnte
die Wirtschaft anderer Länder beeinträchtigen.
Die Investmentideen von T. Rowe Price: Anleger sollten weiterhin in US-Aktien
investieren, da die Chancen gut stehen, dass der Markt ein weiteres Jahr
Outperformance erzielt. Anleihen eignen sich, um das Aktienrisiko zu reduzieren
und um viele unabhängige Renditequellen ins Portfolio aufzunehmen. Darüber
hinaus sollten Anleger über etwas Cash im Portfolio verfügen, um kurzfristig
Investmentchancen nutzen zu können. Aufgrund der voraussichtlichen Dollarstärke
sollte man bei Investments in US-Werte keine Währungssicherungen vornehmen,
sondern auf die Stärke des Greenback setzen.
5. Übersteht Europa den Härtetest?
"Die Europäische Union steht 2019 vor einer Reihe von Herausforderungen, darunter
den anhaltenden Brexit-Prozess, weitere Spannungen mit der italienischen
Regierung und dem wachsenden Populismus, Anti-Immigrations-, Anti-Establishment-
und Separatismus-Bewegungen. Eine Abschwächung der europäischen Wirtschaft - das
BIP hat sich 2018 verlangsamt - könnte die Probleme verschärfen", sagt
Yoram Lustig. Andererseits könnten vorteilhafte Beschlüsse die Konjunktur
stärker ankurbeln. Zudem hinke das europäische Gewinnwachstum dem europäischen
Wirtschaftswachstum hinterher. Eine Erholung der Gewinne könnte europäischen
Aktien einen Schub verleihen.
Die Investmentideen von T. Rowe Price: Für 2019 bieten sich hochwertige
Staatsanleihen an, einschließlich langfristiger US-Staatspapiere. Die defensiven
Eigenschaften können sich vor allem auszahlen, wenn der Motor der globalen
Wirtschaft ins Stottern gerät. Europäische Aktien sollten beibehalten werden, da
politische Angelegenheiten gut gelöst werden können. Anleger sollten zudem
darauf vorbereitet sein, günstig bewertete britische Aktien zu kaufen. Dies
könnte sich insbesondere im Falle einer günstigen Brexitlösung lohnen. Für alle
Investments gilt: Die politische Unsicherheit dürfte die Volatilität an den
Märkten erhöhen.
Quelle: Investmentfonds.de
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