Investmentfonds.de
13.12.2018:
Kommentar von Franck Dixmier im Vorfeld der EZB-Sitzung vom 13. Dezember 2018
Köln, den 13.12.2018 (Investmentfonds.de) -
Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei AllianzGI
Es besteht kein Zweifel daran, dass die Europäische Zentralbank (EZB) während
der nächsten Sitzung am 13. Dezember den Abschluss ihres Anleihen-Kaufprogramms
ankündigen wird, auch wenn die jüngsten Wirtschaftsdaten den Zeitpunkt dieser
Ankündigung ungünstig erscheinen lassen. Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone
hat sich im dritten Quartal auf lediglich 0,2 Prozent verlangsamt - die
niedrigste Rate seit vier Jahren. Auch die Teuerungsrate hat sich abgeschwächt:
Die Inflation betrug im November 2 Prozent und die Kerninflation lag bei
1 Prozent (nach 2,2 Prozent bzw. 1,1 Prozent im Oktober).
Trotz der schwächeren Daten gehen wir davon aus, dass die EZB ihren Kurs
beibehalten und an der Beendigung der Anleihen-Käufe festhalten wird. Hierauf
deuten sowohl die jüngsten Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi vor dem
Europäischen Parlament als auch das Protokoll der letzten EZB-Sitzung hin. Die
Zentralbank betrachtet die jüngste Datenabschwächung eher als temporären
Gegenwind denn als Trendwende. Darüber hinaus lässt das hohe Wachstum der
Eurozone im Jahr 2017 die jüngsten Daten optisch schlechter erscheinen als sie
sind.
Auch wenn wir keine überraschende Ankündigung am 13. Dezember erwarten, dürften
die aktualisierten Wirtschaftsprognosen der EZB, die erstmals das Jahr 2021
umfassen werden, eine interessante Lektüre sein. Wir gehen davon aus, dass die
offizielle Wachstumsprojektion trotz des jüngsten Ölpreisverfalls nur leicht
nach unten korrigiert wird. Denn letztlich sollte billigeres Öl die Kaufkraft
und damit die Kerninflation ankurbeln.
Dies alles spricht aus unserer Sicht für die Normalisierung der Geldpolitik in
kleinen Schritten. Es wäre falsch zu glauben, dass das Ende des
Anleihen-Kaufprogramms das Ende einer akkommodierenden Geldpolitik bedeutet.
Drei Themen werden dabei im Jahr 2019 im Mittelpunkt stehen:
- Die Bedingungen der Reinvestitionspolitik der EZB. Während für 2019 mit
einer Reinvestition von 212 Mrd. EUR an fälligen Schuldtiteln gerechnet
wird, bleiben viele Unbekannte bestehen. Bisher hat sich die EZB weder
zum Wiederanlagehorizont noch zur Laufzeit der neu erworbenen Anleihen
oder zur Aufteilung der Käufe auf öffentliche und private Schulden
geäußert.
- Der Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung. Während frühere EZB-Prognosen die
Märkte veranlasst haben könnten, eine Zinserhöhung im Herbst nächsten
Jahres zu erwarten, gehen die jüngsten Erwartungen davon aus, dass eine
Zinserhöhung erst im Frühjahr 2020 stattfinden wird.
- Die Fähigkeit, neue langfristige Kredite anzubieten, um den Bedürfnissen
der Banken gerecht zu werden. Die EZB würde dieses Instrument im Falle
von Liquiditätsengpässen nutzen. Diese könnten etwa darauf zurückzuführen
sein, dass viele Banken bestehende billige Kredite zurückzahlen müssen,
die als Targeted Longer-Term Refinancing Operations (TLTROs) bekannt
wurden.
Auch wenn dies zentrale Fragen sind, erwarten wir nicht, dass die EZB während
ihrer nächsten Sitzung zu allen Punkten ausführlich - wenn überhaupt - Stellung
nehmen wird. Denn der Bank wird daran gelegen sein, weiterhin flexibel auf
Veränderungen in der Wirtschaft reagieren zu können.
Die Fortsetzung der akkommodierenden Geldpolitik der EZB dürfte jedoch eine gute
Nachricht für die Anleger sein, die eine vorzeitige Straffung der Geldpolitik
befürchtet haben. Die Sitzung am 13. Dezember sollte daher auch die Stimmung an
den Anleihemärkten in der Eurozone nicht groß ändern, die derzeit mehr von
einer starken Risikoaversion als von Fundamentaldaten getrieben werden.
Quelle: Investmentfonds.de
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