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19.12.2018:
Principal Global Investors: Europa 2019 - Weit mehr als nur der Brexit
Köln, den 19.12.2018 (Investmentfonds.de) -
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Seema Shah, Senior Global Investment Strategist bei Principal Global Investors
- Labour-Regierung unter Jeremy Corbyn könnte Risiken vor allem für
britische Finanzindustrie bergen
- Spannungen zwischen EU und Italien setzen sich 2019 fort und dominieren
die Risiken auf dem Kontinent
- EZB steht vor personellen und regulatorischen Neuerungen
"Eine Lösung der Brexit-Unsicherheit ist zwar ein großer Faktor für
Großbritannien, nicht aber für Europa", beginnt Seema Shah, Senior Global
Investment Strategist bei Principal Global Investors, ihren Marktausblick auf
Europa 2019. Mit Blick auf Großbritannien ist ihre Hauptsorge das Risiko, welches
von einer durch Jeremy Corbyn angeführten Labour-Regierung ausgehen könnte.
Corbyns nationalistische Tendenzen sowie die Forderung nach einem Gesetz zur
Lohnobergrenze könnten die Finanzunternehmen in Großbritannien in
Schwierigkeiten bringen.
Das italienische Drama setzt sich 2019 fort
"Auf dem Kontinent spielt die Fortsetzung der italienischen -Saga- für den
Ausblick auf 2019 eine wichtige Rolle", betont die Strategin. Italien versuche
einen Balanceakt, um sowohl italienische als auch europäische Mächte zu
besänftigen. In diesem Zusammenhang habe der stellvertretende italienische
Ministerpräsident Matteo Salvini kürzlich erklärt, er sei bereit, über den
Haushalt zu verhandeln, allerdings nur am Rande. "Leider liegen die
wirtschaftlichen Probleme Italiens nicht in den Randbereichen des Budgets",
unterstreicht Shah.
Anleger sollten damit rechnen, dass sich diese kleinen Spannungen mit Italien
möglicherweise bis in das zweite Quartal 2019 hinein fortsetzen könnten.
Irgendwann aber werde die Europäische Kommission ein Disziplinarverfahren gegen
Italien einleiten müssen. Das jedoch erst, wenn der italienische Haushalt
implementiert werde und das italienische Defizit die von Europa gesetzten
Grenzen überschritten habe.
Shah geht von zwei möglichen Szenarien aus, wie das italienische Drama ablaufen
könne. "Eine Möglichkeit ist: Salvini tritt zurück, unter Umständen aufgrund
des Drucks der Märkte, sobald die Zinsen der Staatsanleihen so sehr ansteigen,
dass die Regierung keine andere Wahl hat, als sich zu zügeln," sagt Shah. Eine
andere Möglichkeit sei eine interne Neuberechnung, bei der die Italiener
erkennen würden, dass die Haushaltszahlen nicht zusammenpassen und eine weniger
anti-europäische Haltung der richtige Weg vorwärts sei. "Während diese Geschichte
noch nach ihrem Ende sucht, sollten Anleger mit einer anhaltenden Volatilität
auf den europäischen Märkten rechnen", warnt die Expertin.
Nachfolgersuche der EZB mit Auswirkungen auf Zinserwartungen
Darüber hinaus behält die Expertin auch im Blick, wen die Europäische
Zentralbank (EZB) als Nachfolger ihres derzeitigen Präsidenten Mario Draghi
bestimme. "Ich erwarte konjunkturellen Gegenwind von einem härteren und weniger
marktfreundlichen Nachfolger", so Shah. Sollte dieser Fall eintreten, würden
die Märkte irgendwann im Jahr 2019 damit beginnen, die Zinserwartungen für 2020
neu zu bewerten und zu überlegen, ob die EZB damit beginne, ihre Bilanz über die
bisherigen Erwartungen hinaus zu reduzieren.
Auswirkungen von Basel IV auf EZB-Refinanzierungsgeschäft
"Investoren sollten zudem ein Auge darauf haben, wie die EZB mit ihrem seit
2011 bestehenden längerfristigen Refinanzierungsgeschäft (LRG) umgeht", weist
Shah hin. "Die neuen Baseler Bankvorschriften (Basel IV) schreiben vor, dass
diese LRG-Mittel nicht ihren Kapitalanforderungen zugeordnet werden dürfen.
Wenn die EZB beschließt, ein neues LRG zu emittieren, müsste das mit den neuen
Baseler Vorschriften einhergehen und könnte soeinige Liquiditätsbedenken
adressieren", fügt sie hinzu. In einem solchen Szenario könnten Anleger eine
gewisse Entlastung vom Bankenstress erwarten, insbesondere in Italien.
Quelle: Investmentfonds.de
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