Investmentfonds.de
13.02.2019:
J.P. Morgan AM: Pekings wirtschaftspolitische 180-Grad-Wende sollte harte Landung 2019 verhindern
Köln, den 13.02.2019 (Investmentfonds.de) -
Tilmann Galler, globaler Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management
* Chinas Wirtschaft ächzt unter der hohen Verschuldung der Unternehmen und dem
Handelskonflikt
* Nach ersten Konsolidierungsbemühungen steht Wachstumsförderung wieder im Fokus
* Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben sollen die Wirtschaft ankurbeln
Seit letzter Woche feiern die Chinesen ihr Neujahrsfest - das Jahr des Schweins
hat das Jahr des Hundes abgelöst. Mit Blick auf die Wirtschaft sollte den
Chinesen der Abschied vom Hundejahr nicht schwerfallen, ist Tilmann Galler,
globaler Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management, überzeugt: In
den vergangenen zwölf Monaten hat sich das Wirtschaftswachstum von knapp
7 Prozent auf 6,4 Prozent verlangsamt und der chinesische Aktienmarkt hat
zeitweise mehr als ein Viertel seines Wertes verloren. Steht damit die
befürchtete harte Landung der chinesischen Wirtschaft bevor?
Ausweitung der Kreditvergabe führte zu hohen Schuldenbergen
Die chinesische Wirtschaftspolitik der letzten zehn Jahre bestand vor allem
darin, dass wann immer die Konjunktur lahmte, mit einer enormen Ausweitung der
Kreditvergabe reagiert wurde. Durch diese Strategie stieg die Verschuldung im
Unternehmenssektor und bei den Kommunen enorm an: Mit einer Verschuldungsquote
von 155 Prozent zum BIP haben Chinas Unternehmen einen der höchsten Schuldenberge
unter den G20 Nationen angehäuft. Diese makroökonomische Entwicklung verschärfte
sich vor drei Jahren nochmals deutlich: Die Kreditausweitung wurde fast
ausschließlich durch das Schattenbankenwesen via Kreditfonds finanziert, weil
die Banken bei vielen Kreditnachfragern nicht mehr bereit waren, zusätzliche
Kreditrisiken einzugehen.
Im Frühjahr 2018 hat Peking dem einen Riegel vorgeschoben:
Die Kreditvergabemöglichkeiten für Schattenbanken wie Vermögensverwaltungen
wurden deutlich eingeschränkt, mit dem Ziel, die Kreditvergabe wieder stärker in
den regulierten Bankenbereich zu überführen. "Diese Maßnahmen haben zwar den
gewünschten Effekt erzielt - die Verschuldungsquoten sind gefallen -, jedoch zum
Preis eines langsameren Wachstums. Just in diesem fragilen Moment für die
chinesische Wirtschaft hat die US-Administration den Handelskonflikt mit China
verschärft. Damit hat sich die Abschwächung der chinesischen Wirtschaft noch
weiter beschleunigt, erklärt Tilmann Galler.
Kehrtwende in der Wirtschaftspolitik
In der zweiten Jahreshälfte 2018 hat die chinesische Regierung deshalb rigoros
von Konsolidierung zu Wachstumsförderung umgeschwenkt: Die Geldpolitik wurde
gelockert und im November 2018 wurden zahlreiche Steuererleichterungen für
Privathaushalte und Unternehmen verabschiedet.
"Die Steuerlast für Privathaushalte wird nun schätzungsweise um 40 Prozent
fallen, was einen kräftigen Schub für das verfügbare Einkommen bedeutet",
analysiert Tilmann Galler. Für 2019 sind zusätzlich weitere stimulierende
Maßnahmen geplant: Neben der Senkung und Vereinfachung der Mehrwertsteuer
werden insbesondere die Infrastrukturausgaben wieder nach oben gefahren.
"Diese Maßnahmenpakete dürften nach unserer Einschätzung ausreichen, eine
härtere Landung der chinesischen Wirtschaft in 2019 zu verhindern. Das wäre auch
für die europäische Wirtschaft eine willkommene Entwicklung, deren Außenhandel
mit China und anderen Schwellenländern jüngst deutliche Anzeichen der Schwäche
gezeigt hat", sagt Tilmann Galler. "Wenn jetzt noch der Handelskonflikt mit den
USA nicht weiter eskaliert, stehen die Chancen nicht schlecht, dass nicht nur
die Chinesen beim nächsten Neujahrsfest erleichtert sagen werden: -Schwein gehabt-."
Quelle: Investmentfonds.de
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