Investmentfonds.de
19.02.2019:
LFDE Macroscope: Ein Unglück kommt selten allein
Köln, den 19.02.2019 (Investmentfonds.de) -
Olivier de Berranger, Chief Investment Officer und Enguerrand Artaz,
Fondsmanager La Financière de L`Echiquier
Nach einer vorübergehenden Zunahme der Risikoaversion schwammen die Märkte in der
vergangenen Woche auf einer Woge ermutigender Nachrichten aus den USA und machten
einen deutlichen Satz nach oben.
Zuerst zum Shutdown: Vertreter von Demokraten und Republikanern einigten sich
endlich auf die Finanzierung der von US-Präsident Donald Trump gewünschten
Grenzmauer zu Mexiko. Dieser Kompromiss, der die Freigabe von 1,3 Milliarden
US-Dollar vorsieht, wurde erst vom Repräsentantenhaus und dann vom Weißen Haus
gebilligt, das mitteilte, der Präsident stehe im Begriff, das Finanzierungsgesetz
zu erlassen, aber auch den nationalen Notstand auszurufen. Auf diesem Wege kann
Trump zusätzliche Mittel für den Bau der Mauer erhalten, wobei er zweifelsohne
jene Gelder verwendet, die für die Verbesserung militärischer Anlagen gedacht
sind. Auch wenn Nancy Pelosi, die demokratische Vorsitzende des Repräsentanten-
hauses, mitteilte, diese Ausrufung des nationalen Notstandes gerichtlich
anfechten zu wollen, dürfte die Einigung einen neuen Shutdown, wie er die
US-amerikanischen Behörden bereits einen Monat lang lahmgelegt hatte, verhindern.
Zweitens zu den Verhandlungen mit China: Trump hatte die Möglichkeit angedeutet,
den Stichtag 1.März, an dem die Zölle auf chinesische Importgüter im Wert von
200 Milliarden Dollar angehoben werden sollen, mangels Einigung zu verschieben.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg sei der US-Präsident bereit,
dieses Ultimatum um 60 Tage zu verlängern. Unterdessen äußerte der maßgeblich an
den Verhandlungen beteiligte US-Finanzminister Steven Mnuchin gegenüber der
Presse: "Bisher läuft alles gut!" Auch wenn die grundlegenden Fragen, allen
voran die Führungsrolle im Technologiesektor, noch lange nicht geklärt sind,
scheint dies auf den chinesischamerikanischen Handelskonflikt zuzutreffen. Grund
dürfte der von China angekündigte massive Kauf von landwirtschaftlichen Produkten
und Automobilen aus den USA sein.
Die positiven Entwicklungen bei diesen beiden Themen brachten einen frischen Wind
der Zuversicht an die Aktienmärkte, der allerdings durch die US-Einzelhandels-
umsätze ein wenig gedämpft wurde. Denn im Dezember sanken die Umsätze zum
Vormonat um 1,2 Prozent. Ohne Automobile und Kraftstoff gingen sie sogar um 1,4
Prozent zurück. Dies ist der stärkste Monatsrückgang seit fast 10 Jahren (März
2009). Bei diesen Zahlen spielen einzelne Ereignisse eine Rolle. Die Flaute an
den Finanzmärkten, die Ende des Jahres auch die US-Aktienmärkte traf, ist hier
zu nennen, aber vor allem auch die Folgen des Shutdown, der am 22. Dezember
begann. Auch weitere, deutlich weniger erfreuliche Zahlen weisen darauf hin, dass
sich die Konjunktur zweifelsohne auch in den USA verlangsamt, wenngleich eine
Rezession nicht unmittelbar bevorsteht. Im Hinblick darauf korrigierten die Fed
von Atlanta, aber auch JP Morgan und Barclays ihre Wachstumsprognosen für das
4. Quartal 2018 deutlich nach unten. Eine erste Schätzung des Wachstums wird für
den 28. Februar erwartet.
Zu Beginn dieses Jahres - die abgelaufene Woche veranschaulichte dies gut -
scheinen die Märkte eine gewisse Selbstgefälligkeit an den Tag zu legen, die
durch Maßnahmen der Zentralbanken und durch die Hoffnung auf positive Lösungen
bei einigen politischen Themen bedingt ist. Es darf jedoch nicht vergessen werden,
dass das gesamtwirtschaftliche Umfeld mit einer Wachstumsverlangsamung in allen
Regionen der Welt der Hauptgrund für den lockereren Kurs der Zentralbanken ist,
die wohl weiterhin auf Sicht steuern müssen.
Quelle: Investmentfonds.de
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