Investmentfonds.de
22.02.2019:
Principal Global Investors: Fed-Kehrtwende - Wie man sie dreht und wendet, das Ergebnis bleibt dasselbe
Köln, den 22.02.2019 (Investmentfonds.de) -
Seema Shah, Global Investment Strategist bei Principal Global Investors (PGI)
Angst vor einer schwächelnden Wirtschaft - oder eine Antwort auf die Kurseinbrüche
im Dezember: Investoren sind sich über den Grund für die Kehrtwende der Fed
uneins. Auch die zuletzt veröffentlichten Protokolle der Fed-Sitzung ergeben
kein klares Bild unter den Notenbankern. Seema Shah, Global Investment Strategist
bei Principal Global Investors (PGI), sieht belastbare Daten, die die erstere
Sichtweise stützen. Unabhängig von der Kehrtwende aber, so die Expertin, sei ein
Ende der Erholungsphase an den Aktienmärkten absehbar.
Die meisten US-Daten zeigten noch eine robuste Wirtschaft, dennoch seien die
Sorgen der Fed über die allgemeine Wirtschaftslage berechtigt. "Die Umfragen des
Institute for Supply Management (ISM) deuten zwar auf eine weitere Expansion hin,
signalisieren aber auch eine Wachstumsverlangsamung", sagt Shah. Die Expertin
verweist auf weitere, noch beunruhigendere Umfragen. Während die Fed Loan Officer
Survey über eine Verschärfung der Kreditvergabestandards berichte, zeige die
NFIB Survey im Dezember einen Einbruch der Investitionspläne. Das deute darauf
hin, dass ein deutlicher Rückgang von Unternehmensinvestitionen bevorstehen
könnte. "Demzufolge besteht ganz klar Spielraum für eine Enttäuschung bei den
US-Wirtschaftsdaten in den kommenden Monaten", so Shah.
Shah verweist zudem darauf, dass ein Großteil der in diesem Zyklus umgesetzten
geldpolitischen Straffungen noch nicht vollständig in die Wirtschaft eingeflossen
sei. "Historisch betrachtet beginnen sich Credit Spreads tendenziell etwa zwei
Jahre nach dem Fed-Zinsanstieg auszudehnen", so Shah. Dementsprechend könnte
eine weitere Straffung um 125 Basispunkte die Kreditmärkte treffen.
Hinzu kämen Risiken auf globaler Ebene. "Die chinesische Wirtschaft wird sich
vermutlich noch in diesem Jahr stabilisieren. Sollte sich der Handelskrieg
zwischen den USA und China jedoch verschärfen, würden Unternehmen, die stark nach
China exportieren, ihre Gewinnzahlen verringern müssen", sagt die Strategin.
Das Wachstum in Europa habe bereits nachgelassen, sodass viele Analysten für
den Jahresverlauf eine Rezession prognostizierten. Rechne man hinzu, dass die
steigende Erwerbsquote auf eine anhaltende Schwäche des US-Arbeitsmarktes
hindeute, sei die Entscheidung der Fed angemessen gewesen.
Die Pause der Fed zeige zwar, dass der Ausblick der Notenbank nicht ganz so
düster sei. Die Bedingungen seien durch höhere Aktien, engere Credit Spreads und
einen schwächeren Dollar gelockert. Allerdings reiche dies nicht aus, um eine
Abkühlung des Wirtschaftswachstums aufzuhalten, denn die wirtschaftliche
Entwicklung könne den scharfen Kurswechsel der Fed nicht widerspiegeln.
"Wenn überhaupt, hat sich die Stimmung von übermäßig pessimistisch zu übertrieben
optimistisch gewandelt. Der Markt unterschätzt erneut die bevorstehenden
Gegenwinde einer anhaltenden Wachstumsverlangsamung", meint Shah. Die bereits
gedämpften Gewinnerwartungen müssten in den kommenden Quartalen vermutlich weiter
gesenkt werden. In der Zwischenzeit bedeute die Datenabhängigkeit der Fed, dass
die Volatilität erhöht werde und die Märkte starken Schwankungen ausgesetzt sein
könnten.
Ob die Fed auf schwache Märkte reagierte oder auf eine insgesamt schwache
Wirtschaft, ihre Kehrtwende sei für US-Aktien und mehr noch für
Schwellenländeraktien derzeit positiv. "Allerdings wird die Erholungsphase
vermutlich nicht mehr lange anhalten. Wenn die Wirtschaft wirklich so schwach ist,
wird das nachlassende Gewinnwachstum die Aktien belasten. Und auch wenn die Fed
die Märkte nur unterstützen wollte, sind erneute Inflationsängste und steigende
Zinsen wahrscheinlich", ist Shah der Meinung.
Das Ergebnis bleibe also dasselbe: Anleger sollten die Kehrtwende genießen,
solange sie anhält.
Quelle: Investmentfonds.de
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