Investmentfonds.de
15.04.2019:
J.P. Morgan Asset Management: Ist das Glas für Anleiheinvestoren halb voll oder halb leer?
Köln, den 15.04.2019 (Investmentfonds.de) -
Iain Stealey, International Chief Investment Officer des Fixed Income,
Currency & Commodities Teams von J.P. Morgan Asset Management
*Zentralbanken verlängern Zyklus: Bis Anfang 2020 ist nicht mit einer
Rezession zu rechnen
* Schwellenländer-Bonds, Hochzinsanleihen und US-Konsumenten im Fokus
* Mit flexiblen Strategien den Unwägbarkeiten der Anleihenmärkte trotzen
Laut den Experten von J.P. Morgan Asset Management hat sich mit dem jüngsten
Kurswechsel der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die Wahrscheinlichkeit einer
weichen Landung der globalen Wirtschaft erhöht und die spätzyklische Erholung dürfte
sich ausweiten. "Die unmissverständliche Abkehr der Fed von ihrem dreijährigen
Straffungskurs hat nicht nur dafür gesorgt, dass die US-Leitzinsen unverändert
bleiben. Mit ihrem überraschend detaillierten Plan für das Ende des Bilanzabbaus
bestätigt die Fed zudem ihre zurückhaltende Ausrichtung der letzten Monate. Auch
andere Zentralbanken folgten, nachdem die US-Notenbank den ersten Schritt gemacht
hatte, und halten ebenfalls an ihrem expansiven Kurs fest. Was will man als
Anleiheninvestor mehr?", sagt Iain Stealey, International Chief Investment Officer
des Fixed Income, Currency & Commodities Teams von J.P. Morgan Asset Management.
Die eigentliche Arbeit beginnt laut dem Experten aber erst jetzt. "Sollten Anleger
nun dem Anleihemarkt hinterherjagen, mit seinen flachen Zinskurven und engeren
Risikoaufschlägen? Oder sollte man auf eine Konsolidierung warten und hoffen, dass
man den Einstieg schafft, solange die hohen Barbestände noch nicht abgebaut sind?"
Stealey betont, dass er den Anleihemarkt wieder positiv einschätzt und nach jedem
Renditeanstieg und nach jeder Ausweitung der Credit-Spreads auf der Käuferseite war:
"Das Glas ist nicht halb leer, sondern halb voll", unterstreicht er und stellt drei
Anlageideen vor, die derzeit zu seinen Favoriten gehören.
1.Vom US-Konsum profitieren: "Das Verbrauchervertrauen in den USA ist zwar
nicht mehr auf dem Rekordstand vom Oktober 2018, liegt aber immer noch über dem
Zehnjahresdurchschnitt. Diese Konsumfreudigkeit lässt sich für das Anleihenportfolio
nutzen - beispielsweise mit US-amerikanischen Verbriefungen mit kurzer Duration.
Bei diesen Verbriefungen hängt das Kreditrisiko von der Fähigkeit der Verbraucher
zur Rückzahlung ihrer Haushaltskredite ab. Der Sektor bietet eine attraktive
Kombination aus Zinsvorteilen, die auf Indexebene drei Prozent betragen, verbunden
mit beschränkter Duration (2 Jahre auf Indexebene, Quelle: Bloomberg). Dazu kommt
eine gute Diversifizierung der Unternehmensallokationen und verbrieften
hypothekenbesicherten Anleihen. Ein interessanter Sektor in dieser Anlageklasse ist
die Verbriefung von KFZ-Krediten: Die Fundamentaldaten überzeugen nicht zuletzt
aufgrund der Tatsache, dass 85 Prozent der Arbeitnehmer in den USA ein Auto benötigen,
um zu ihrer Arbeitsstelle zu gelangen: Laut den Daten des US Census Bureau (Stand 12/2017)
betrifft dies rund 117 Millionen Pendler und annähernd 14 Millionen Mitglieder von
Fahrgemeinschaften.
2.Attraktive Risikoaufschläge auf US-Hochzinsanleihen nutzen: Trotz der guten
Entwicklung von Risikoanlagen seit Jahresbeginn machen Hochzinsanleihen von
US-Unternehmen einen attraktiven Eindruck. Da die Ausfallquoten erwartungsgemäß niedrig
ausfallen sollten und die Rezessionsrisiken abflauen, müsste dieser Markt von weiteren
Zuflüssen profitieren. Die sogenannten "Rising Stars", also auf das Qualitätsrating
"Investment Grade" hochgestufte Unternehmen, überflügeln die "Fallen Angels", die ihr
Qualitätsrating verloren haben - auch dies lässt auf robuste Fundamentaldaten schließen.
Nicht zuletzt sind die technischen Faktoren günstig mit verhaltener Emissionsaktivität
bei stark gestiegener Nachfrage 2019. Als interessanten Sektor haben wir den
"Megatrend Gesundheit" mit positiven fundamentale Trends aufgrund der alternden
Bevölkerung identifiziert. Unternehmen in diesem Sektor profitieren davon, dass sich
das regulatorische Umfeld stabilisiert. Im Dienstleistungssektor etablieren sich
vielfach kostengünstige Alternativen, was sich positiv auf die Kostenbasis der
Unternehmen auswirkt.
3. Mit Schwellenländeranleihen in Lokalwährung auf Lokalmatadore setzen: Im
letzten Jahr waren die USA mit Wachstum über dem Trend die Ausnahme, während der
Aufschwung in anderen Regionen an Fahrt verlor. Die restriktivere US-Geldpolitik
stärkte den US-Dollar, was sich auf Schwellenländeranleihen negativ auswirkte. Das
Ausmaß des daraufhin erfolgenden Abverkaufs war unseres Erachtens übertrieben.
Inzwischen machen die Renditen im Verhältnis zu den Fundamentaldaten in ausgewählten
Ländern einen vielversprechenden Eindruck. Des Weiteren zeigt der Richtungswechsel
der Fed in diesem Jahr, dass der Zinserhöhungszyklus in den USA unerwartet früh
unterbrochen wird. Davon sollten die Schwellenländer profitieren. Ein Land, das wir
derzeit favorisieren, ist Indonesien: Dank kräftigem Wachstum und einer stabilen
Inflation, leitete die Zentralbank einen Zinsanhebungszyklus ein, der kurz vor
seinem Höchststand ist. Wir rechnen künftig mit einer geldpolitischen Lockerung,
was sich positiv für den Anleihenmarkt auswirken sollte. Auch die Fiskalpolitik
wurde von der Regierung gut gemanagt."
Dank Flexibilität für Überraschungen gerüstet
Der Markt ging davon aus, dass die US-Notenbank auch im Jahr 2019 und sogar noch
Anfang 2020 an ihren Zinserhöhungen festhalten würde. Diese Erwartung, gepaart mit
dem Bilanzabbau und der restriktiven Rhetorik vieler anderer Zentralbanken, deutete
darauf hin, dass die Renditen steigen und die Kredit-Spreads sich ausweiten sollten.
Da die Anleger die erwartete Krise geduldig aussaßen, flossen Gelder in Anleihenfonds,
die Liquiditätsstrategien, eine kurze Duration sowie Absolute-Return-Strategien
verfolgen. Die abrupte Kehrtwende der US-Notenbank und anderer Zentralbanken traf
den Markt unvorbereitet. Während das bereits in Anleihen angelegte Geld
Short-Positionen eindeckte, wurden die vorhandenen Barbestände noch nicht ernsthaft
auf den Markt gebracht. "Ab einem gewissen Punkt dürfte die neue Realität hingenommen
werden müssen: Es ist an der Zeit, die Anleihenmanager wieder mit offenen Armen zu
empfangen", unterstreicht Stealey.
Um für die anhaltenden Herausforderungen der globalen Anleihemärkten gerüstet zu sein,
sollten laut Iain Stealey alle Anleihenmarktsegmente in die Allokation einbezogen
werden. Mittels eines benchmarkunabhängigen Ansatzes ist es möglich, von möglichst
vielen Chancen aus dem gesamten Anlageuniversum zu profitieren. Seit mehr als sechs
Jahren nutzt der JPMorgan Funds - Global Bond Opportunities Fund, den Stealey
gemeinsam mit Robert Michele managt, eine solche Strategie. Das breit diversifizierte
Portfolio kombiniert dynamisch alle Anleihenmarktsegmente. Eine klassische Benchmark
nutzt das Management nicht, sondern setzt auf aktives Durationsmanagement, um die
Sensibilität des Portfolios gegenüber Zinsänderungen anzupassen und auf Veränderungen
im Wirtschaftsumfeld und in den Marktbedingungen einzustellen. Hinzu kommt ein
mehrdimensionaler Ansatz für das Risikomanagement: Das Portfolio wird einerseits
breit diversifiziert und gleichzeitig wird die Korrelation im Hinblick auf
verschiedene Faktoren wie Veränderung der Marktzinsen, Wechselkurse und
Kreditspreads kontrolliert.
Quelle: Investmentfonds.de
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