Investmentfonds.de
29.04.2019:
Die Fed hat ein Gleichgewicht gefunden
Köln, den 29.04.2019 (Investmentfonds.de) -
Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei Allianz Global Investors
Angesichts der sich abschwächenden US-Wirtschaft und der niedrigen Kerninflation
dürfte die Fed die Pause bei der Normalisierung ihrer Geldpolitik verlängern.
In diesem Szenario rechnen wir erst 2020 mit Zinsanhebungen.
Die dynamischen Haushaltsausgaben dürften eine harte Landung der US-Wirtschaft
trotz nachlassender fiskalischer Impulse und anhaltender Handelsspannungen
verhindern. Auch die Inflation bleibt trotz Lohnerhöhungen stabil. Diese Anomalie
führen wir auf eine höhere Produktivität und die Zurückhaltung der Unternehmen
zurück, Preiserhöhungen in diesem Umfeld an die Verbraucher weiterzugeben.
Das Protokoll der letzten Sitzung des Federal Open Market Committees (FOMC) am
20. März spiegelt die Besorgnis über die niedrige Kerninflation und die historisch
niedrigen Inflationserwartungen wider. Der Kernverbraucherpreisindex (CPI) und die
Ausgaben für den privaten Konsum (PCE) sind seit Mitte 2018 rückläufig. Jedoch
erscheinen die Argumente, die für eine Zinserhöhung oder Zinssenkung sprechen,
nicht auszureichen.
Gegenargumente für eine Zinsanhebung
* Generell scheint sich die Fed dem Ansatz einer durchschnittlichen Inflationsrate
anzunähern, bei der sie zeitweilig eine Über- oder Unterschreitung des 2%-Ziels
toleriert. Diese zentrale Idee dürfte in die strategische Überprüfung der
Geldpolitik inklusive der Instrumente und der Kommunikation unter der Leitung von
Vizepräsident Richard Clarida einfließen. Auch wenn Ergebnisse nicht vor Ende des
Jahres erwartet werden, sind solche Überlegungen seitens der FOMC-Mitglieder
wahrscheinlich. Damit ließe sich erklären, dass die Fed leichte Inflationsüber-
schreitungen in einem starken Konjunkturumfeld ohne Zinserhöhung akzeptiert. Es
steht auch im Einklang mit dem Ansatz, "hinter der Kurve" zu bleiben, da die Fed
bewusst vermeidet, die Zinsen im Inflationstempo anzuheben.
* Die Beschleunigung der lohninduzierten Inflation in dieser Zyklusphase dürfte
nicht von Dauer sein.
* Angesichts der mehrheitlichen Markterwartung einer Zinssenkungen könnte eine
isolierte Zinserhöhung schaden und als geldpolitischer Fehler wahrgenommen werden.
Sie sollte Teil eines Zyklus sein, der im aktuellen Kontext allerdings schwer zu
rechtfertigen ist.
Gegenargumente für eine Zinssenkung
* Nur unterdurchschnittliche Wachstumsraten, ein weniger dynamischer Arbeitsmarkt
inklusive steigender Arbeitslosigkeit und rückläufigen neuen Arbeitsplätzen unter
strafferen monetären Bedingungen würden aus unserer Sicht für eine geldpolitische
Lockerung sprechen.
Die Fed hat daher unserer Meinung nach die richtige geldpolitische Balance zwischen
der kalkulierbaren Verlangsamung der US-Wirtschaft und gleichzeitiger Rückkehr der
Aktienmärkte auf das Niveau von Mitte 2018 gefunden, was einen positiven
Vermögenseffekt zur Folge hat.
Wir bewerten die Forderungen von Präsident Donald Trump nach niedrigeren Zinsen oder
die Benennung umstrittenen Personalien als Einmischung in die Unabhängigkeit der Fed.
Diese Bemühungen stehen der Glaubwürdigkeit der amerikanischen Notenbank entgegen, die
sie sich über viele Jahre aufgebaut hat. Die Argumente der Zentralbanker sind unserer
Ansicht nach überzeugend genug, um nicht an eine Unterbrechung der geldpolitischen
Normalisierung aufgrund politischer Intervention zu glauben.
Quelle: Investmentfonds.de
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