Investmentfonds.de
16.05.2019:
Principal Global Investors: Zwischen Fed-Wende und Trumps Handels-Schwenk
Köln, den 16.05.2019 (Investmentfonds.de) -
Seema Shah, Senior Global Investment Strategist bei
Principal Global Investors
* Zollanhebungen steigern Risiken für das Wirtschaftswachstum deutlich und entziehen
Kurszuwächsen der jüngsten Vergangenheit den Boden
* Stärkung des US-Dollar und Yen, Abwertung des Yuan wahrscheinliche Folgen
* Mögliche Turbulenzen für Schwellenländer, Technologieaktien und
Risikoanlagen allgemein
Präsident Trump hat seine Twitter-Drohung wahr gemacht und am vergangenen Freitag
die Zölle auf chinesische Importe in die USA angehoben. Für die Finanzmärkte, die
ein Handelsabkommen zwischen Washington und Peking erwartet und dieses nahezu
vollständig eingepreist hatten, war das ein Schock. "Die Risiken für das
Wirtschaftswachstum - insbesondere in Asien und Europa - haben sich deutlich
vergrößert und damit den jüngsten Kursentwicklungen den Boden entzogen", sagt
Seema Shah, Senior Global Investment Strategist bei Principal Global Investors.
Der Einsatz von Handelszöllen sei nun ein fester Bestandteil des Werkzeugkastens
politischer Entscheidungsträger und dürfte noch längere Zeit die Märkte beschäftigen.
China und die USA stehen sich diametral entgegen
Shah sieht zwar weiterhin die Möglichkeit einer Einigung beider Seiten. Keines der
beiden Länder strebe einen langen Handelskrieg an, der das Wirtschaftswachstum
beschädige. "Die gute wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Monate hat allerdings
sowohl in Washington als auch in Peking den Glauben an eine vermeintliche Position der
Stärke für die Verhandlungen genährt", so Shah. China werde einer Demontage seines
wirtschaftlichen Entwicklungsmodells kaum zustimmen - und sei möglicherweise nicht
einmal dazu in der Lage. Daher werde Präsident Xi den Eindruck vermeiden wollen, dem
US-Druck nachzugeben, während gleichzeitig eine wachsende Zahl von Stimmen in der
US-Regierung der Meinung seien, dass Trump nicht ausreichend Zugeständnisse von Peking
erreiche. "Präsident Xi zielt darauf, die Verhandlungen über die US-Wahlen im Jahr
2020 hinauszuzögern. Das kann sich Trump nicht erlauben, da sich der wirtschaftliche
Schaden verheerend auf die Chancen seiner Wiederwahl auswirken könnte", sagt Shah.
Die USA und China stünden sich damit in jeglicher Hinsicht diametral gegenüber.
Deutliche Marktreaktion wahrscheinlich
"Diese völlig verfahrene Situation kann nur eine deutliche Marktreaktion auflösen,
die beide Seiten dann zu einem Abkommen bewegt", argumentiert die Ökonomin. Der Markt
habe bis vor kurzem auf einem zerbrechlichen Gleichgewicht geruht, weswegen der Schlag
in die Magengrube des globalen Wirtschaftssentiments aus Sicht Shahs schnell spürbar
sein dürfte. "Die meisten Prognosen, die von einer wirtschaftlichen Erholung ausgehen,
ruhen auf der Grundannahme eines stärkeren chinesischen Wirtschaftswachstums. Alles,
was diese Annahme infrage stellt, wirkt sich disruptiv auf Risikoanlagen aus -
insbesondere diejenigen mit hohem Exposure gegenüber China", warnt Shah.
Turbulenzen für Schwellenländer, Technologiesektor und Risikoanlagen
Indes sei eine Stärkung des US-Dollar eine wahrscheinliche Folge der Eskalation.
Investoren würden unweigerlich seine wahrgenommene Sicherheit suchen. Ein weiterer
sicherer Hafen - der Japanische Yen -, habe bereits deutlich an Wert zugelegt. Es gebe
auch dann einen Aufwärtsdruck auf den US-Dollar, wenn die chinesische Regierung ihre
Konjunkturmaßnahmen verstärke, um den Auswirkungen der Handelszölle entgegenzutreten.
Die People’s Bank of China (PBC) werde zwar eine weitere Abwertung des Yuan tolerieren,
aber davor zurückschrecken, das als Vergeltungsmittel einzusetzen. "Das würde nicht nur
den Zorn Präsident Trumps nach sich ziehen, sondern auch riskieren, Kapitalabflüsse
auszulösen", sagt sie.
Ein Wachstumseinbruch in China sowie die Stärkung des US-Dollar könnten laut Shah zu
Turbulenzen für die Schwellenländer führen. Ein starker Greenback setze zwar auch die
US-Wirtschaft unter Druck, jedoch werde die Stärke des US-Binnenmarktes einige dieser
negativen Tendenzen wettmachen. Selbst wenn sich die Stimmung deutlich verschlechtere
und die Negativauswirkungen eines starken US-Dollar zu greifen begännen, sei eine
geldpolitische Antwort der Fed wahrscheinlich.
Von allen Branchen werde der Technologiesektor aller Voraussicht nach die Auswirkungen
der Handelseskalation am stärksten spüren. Rund 60 Prozent der Umsätze im S&P 500 Tech
Sector erfolgten außerhalb der USA. Der Sektor sei mit diesem Anteil am stärksten auf
globales Wachstum angewiesen. Hingegen könnten defensive Sektoren wie Immobilien,
Versicherungen, Telekommunikation und Versorgungsunternehmen vergleichsweise besser
abschneiden. "Sie erzielen nur wenige Einnahmen außerhalb der USA", so Shah. "Zudem
werden Risikoanlagen in den kommenden Wochen zu kämpfen haben. Doch es wird auch
interessierte Käufer geben. Viele Investoren suchen noch immer nach Anlagemöglichkeiten
für ihr Kapital."
Quelle: Investmentfonds.de
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