Investmentfonds.de
17.06.2019:
Aberdeen Standard Kommentar zum Jahrestag des Brexit-Referendums
Köln, den 17.06.2019 (Investmentfonds.de) -
Andrew Milligan, Head of Global Strategy bei Aberdeen Standard Investments
Andrew Milligan, Head of Global Strategy bei Aberdeen Standard Investments, zieht
zum bevorstehenden dritten Jahrestag des Brexit-Referendums Bilanz und kommentiert:
"Der 23. Juni 2016 wird als wichtiges Datum in die Geschichtsbücher eingehen.
Die Entscheidung des Vereinigten Königreichs, die EU zu verlassen, war ein Schock
für die politische Elite und die Finanzmärkte. Wenn wir zurückblicken: Was können
wir über das sagen, was seit der Brexit-Abstimmung an den Finanzmärkten passiert ist?
Kurz gefasst: In einigen Bereichen mehr Volatilität, in anderen weniger. Das Pfund
Sterling rutschte nach dem Referendum stark ab und sank gegenüber dem Euro von etwa
1,30 Euro auf 1,10 Euro. Seitdem wurde es in einem relativ engen Bereich gehandelt,
um etwa 1,07 bis 1,20. Die allgemeine Ansicht ist, dass ein ungeordneter Ausstieg
dazu führen würde, dass der Sterling seine früheren Tiefststände erneut erreicht.
Die Entwicklung der Aktienkurse spiegelt teilweise politische Bedenken wider, wie
sie die jüngsten Ereignisse in Griechenland, Italien oder Großbritannien zeigen.
Allerdings ist vor allem die Stärke der heimischen und vor allem der globalen
Wirtschaft von Bedeutung. Im Durchschnitt erzielen europäische Unternehmen etwa 40%
ihrer Umsätze außerhalb der Region, bestimmte Branchen und Länder sogar deutlich mehr.
Für größere FTSE100-Aktien liegt diese Zahl bei bis zu 70%. So ist ein Rückgang des
Pfund-Kurses eigentlich sogar gut für die Umrechnung der Gewinne aus Übersee zurück
ins Pfund Sterling.
Dies erklärt, warum sich der FTSE All Share Index seit Juni 2016 recht gut entwickelt
hat und ein jährliches Wachstum von etwa 7,5% pro Jahr aufweist. Dennoch liegt dies
leicht hinter den Renditen europäischer Aktien. Die Schwierigkeit für Investoren aus
Großbritannien und der EU besteht darin, dass sich andere globale Märkte deutlich
besser entwickelt haben; die USA und ausgewählte asiatische Märkte sind jährlich um
mindestens 10% gewachsen. Das Vereinigte Königreich hat seit des Brexit-Referendums
unter der Entwicklung hin zu einer langsam wachsenden Wirtschaft gelitten, denn der
in seiner Industriestruktur ausgelöste Schock hat dazu geführt, dass sich das
Trendwachstum auf etwa 1% pro Jahr verlangsamt hat, was dem Durchschnitt der Eurozone
entspricht.
Welchen Einfluss hat dies auf Staatsanleihen? Die Schwierigkeit dabei ist, dass
lokale Einflüsse, wie z.B. die Auswirkungen von Währungsbewegungen auf die importierte
Inflation, von globalen Faktoren überlagert werden. Da die Handelsspannungen zwischen
den USA, China und Europa zunehmen und die US-Notenbank deshalb Zinssenkungen in
Betracht zieht, haben auch die globalen Anleiherenditen reagiert. Das Geld ist in
sichere Häfen wie deutsche Anleihen geflossen. Im Juni 2016 rentierten britische
Anleihen etwas niedriger als spanische Anleihen (1,3% vs. 1,6%), heute rentieren sie
etwas höher (0,8% vs. 0,6%). Aber in beiden Märkten war die Richtung hin zu deutlich
niedrigeren Renditen sehr klar.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Brexit-Abstimmung im Allgemeinen zu mehr
Volatilität in den Märkten geführt hat, doch andere Faktoren sind für Aktien und Märkte
in einer global vernetzten Welt immer noch wichtiger."
Quelle: Investmentfonds.de
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