Investmentfonds.de
20.01.2020:
La Française Kommentar: 2020 - eine Wiederholung von 1995 unwahrscheinlich
Köln, den 20.01.2020 (Investmentfonds.de) -
Jean-François Jolivalt, Multi Asset Fund Manager, La Française
2020 - eine Wiederholung von 1995 unwahrscheinlich
Die Proteste und Beförderungsstreiks gegen die geplante Rentenreform der
französischen Regierung dauern nun schon seit über 40 Tagen an - das gab
es in der jüngeren Geschichte Frankreichs noch nie. Es ist nicht das erste Mal,
dass das Land durch eine landesweite Blockade der Verkehrsgewerkschaft lahmgelegt
wird. Die jetzigen Proteste ähneln den Protesten von Ende 1995, auch sie wurden
durch geplante Rentenreformen entfacht. Damals schätzte das französische
Statistikamt INSEE, dass die sozialen Unruhen im letzten Quartal für einen
Rückgang des BIP um etwa 0,2 % verantwortlich waren. Zu dieser Zeit war die
Region Paris besonders betroffen, ebenso wie die Branchen Telekommunikation,
Energie, Bildung und Gesundheit. Die Streiks von 1995 führten zu geringeren
Konsumausgaben und Produktionsstörungen.
Die heutigen Befürchtungen hinsichtlich der Abwärtsrisiken für die französische
Wirtschaft sind berechtigt. Paris hat die Hauptlast der wirtschaftlichen Abschwächung
zu spüren bekommen. Die Gastronomie, der Tourismus und der Einzelhandel waren am
stärksten betroffen, vor allem in der entscheidenden Weihnachtszeit. Streiks belasten
nachweislich das Verbrauchervertrauen. Die Bevölkerung hat sich jedoch an die
Situation angepasst, dank E-Commerce, Home-Office, Fahrgemeinschaften und Carsharing.
Das sind Dienstleistungen oder Alternativen, die inzwischen allgemein akzeptiert und
verfügbar sind.
Unternehmensumfragen und andere vorausschauende französische Wirtschaftsindikatoren
halten stand, insbesondere im Vergleich zu anderen europäischen Volkswirtschaften.
Trotz der weltweiten Abschwächung des verarbeitenden Gewerbes deuten die französischen
Wirtschaftsdaten nicht auf eine größere Beeinträchtigung des Industriesektors hin.
Deutschland hingegen spürt den Druck. Darüber hinaus wurde Frankreich im letzten
Ernst & Young Industriebarometer als attraktivstes Land Europas bezeichnet.
Der französische Finanzminister Bruno Lemaire sagte kürzlich, dass Streiks im
Transportwesen nur geringe Auswirkungen auf Wachstum und Beschäftigung haben
werden; eine Einschätzung, die wir teilen. Insgesamt erwarten wir im vierten
Quartal 2019 ein BIP-Wachstum von etwa 0,3 %. In der vergangenen Woche haben die
französische Regierung und die reformistischen Gewerkschaften einen Kompromiss
gefunden. Diese jüngste Entwicklung ist ein positiver Schritt und ebnet den Weg
für ein Ende der Streiks. Sollten beide Parteien jedoch keine Einigung erzielen
und die Proteste weitergehen, könnte das Wachstum auf Talfahrt gehen und weitere
Wolken könnten am Horizont aufziehen.
Quelle: Investmentfonds.de
|