Investmentfonds.de
03.04.2020:
ifo Ausstiegsplan Corona
Köln, den 03.04.2020 (Investmentfonds.de) -
Clemens Fuest, ifo-Präsident München
Expertengruppe plädiert für Stufenplan für die Zeit nach dem Shutdown
München, 3. April 2020 - Die geltenden Beschränkungen in
Gesellschaft und Wirtschaft allmählich zu lockern und dabei
die medizinische Versorgung der gesamten Bevölkerung zu
sichern – dafür plädiert jetzt eine interdisziplinäre Gruppe
renommierter Wissenschaftler.
In ihrem Positionspapier zeigen die Forscher um ifo-Präsident
Clemens Fuest und Martin Lohse, Präsident der Gesellschaft
Deutscher Naturforscher und Ärzte, Wege zu diesem Ziel auf.
Die Strategie sieht vor, derzeitige Einschränkungen
differenziert und unter kontinuierlicher Abwägung der Risiken
nach und nach zu lockern. Priorität haben dabei Beschränkungen,
die hohe wirtschaftliche Kosten verursachen oder zu starken
sozialen und gesundheitlichen Belastungen führen. Regionen
mit niedrigen Infektionsraten und freien Kapazitäten im
Gesundheitssystem könnten, so der Vorschlag der 14 Experten
aus deutschen Universitäten und Forschungsinstituten, beim
allmählichen Neubeginn vorangehen. Beginnen sollten zudem
Sektoren mit niedriger Ansteckungsgefahr wie zum Beispiel
hochautomatisierte Fabriken sowie Bereiche mit weniger
gefährdeten Personen, etwa in Schulen und Hochschulen.
"Die aktuellen Beschränkungen sind sinnvoll und zeigen
erste Wirkung", sagt Martin Lohse, Mediziner und Präsident
der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ).
Allerdings hätten die Maßnahmen neben hohen wirtschaftlichen
und sozialen Kosten auch gravierende medizinische Folgen,
etwa für Patienten mit anderen schweren Erkrankungen.
"Weil wir damit rechnen müssen, dass die Pandemie uns noch
viele Monate beschäftigt und letztlich nur unser Immunsystem
uns schützen kann, brauchen wir eine flexible, nach Risiken
gestaffelte Strategie - ein genereller Shutdown ist keine
langfristige Lösung", sagt Martin Lohse.
"Gesundheit und eine stabile Wirtschaft schließen sich
keineswegs aus", sagt Clemens Fuest, Ökonom und Präsident
des Münchener ifo-Instituts. Beides bedinge sich vielmehr
gegenseitig: "So wie eine positive wirtschaftliche Entwicklung
bei unkontrollierter Ausbreitung des Virus nicht möglich ist,
lässt sich auch die Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitswesens
ohne eine funktionierende Wirtschaft nicht aufrechterhalten",
sagt Clemens Fuest.
"Bei der Planung, in welchen Schritten die massiven Einschränkungen
des privaten und öffentlichen Lebens aufgehoben werden, müssen
die Menschen im Mittelpunkt stehen. Dabei sind gesundheitliche,
wirtschaftliche und gesellschaftliche Risiken zu berücksichtigen.
Allen wird derzeit viel zugemutet. Jetzt müssen die Starken für
die Schwachen da sein", betont Christiane Woopen, Professur für
Ethik und Theorie der Medizin an der Universität zu Köln.
Wichtig seien jetzt großflächige Tests, um zuverlässigere
Erkenntnisse über die Ausbreitung des Erregers zu erhalten,
schreiben die Wissenschaftler aus den Bereichen Innere Medizin,
Infektionsforschung, Pharmakologie, Epidemiologie, Ökonomie,
Verfassungsrecht, Psychologie und Ethik. Auch die Sicherung der
Produktion von Schutzkleidung, Schutzmasken, Medikamenten und
künftiger Impfstoffe zähle zu den vordringlichen Maßnahmen.
Weiterhin empfehlen die Wissenschaftler, neue Kapazitäten zur
Bewältigung der sozialen und psychischen Folgeschäden der
aktuellen Maßnahmen zu schaffen.
Quelle: Investmentfonds.de
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