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06.04.2020:
St.Galler Kantonalbank Deutschland AG: Weitblick mit Winkler: Die Märkte beruhigen sich - Wann und wo endet die zweite Abwärtswelle?
Köln, den 06.04.2020 (Investmentfonds.de) -
Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der
St.Galler Kantonalbank Deutschland AG
Weitblick mit Winkler: Die Märkte beruhigen sich -
Wann und wo endet die zweite Abwärtswelle?
Eine neue Rallye steht derzeit an den Aktienmärkten
nicht an. Immerhin beruhigen sich die Märkte langsam.
Das ist im Rahmen des derzeit Möglichen eine durchaus
positive Nachricht. Denn diese Beruhigung hielt auch
trotz der desaströsen Daten vom US-amerikanischen
Arbeitsmarkt in der vergangenen Woche.
Für eine wirkliche Entwarnung ist es noch zu früh.
Dafür sind sämtliche Parameter für die künftige
Entwicklung schlicht noch viel zu offen. Die
Bärenmarkt-Rallye ging in den weltweiten Aktien-
Leitindizes Mitte vergangener Woche jedenfalls zu
Ende. Und zwei wichtige Kurstreiber fallen bis auf
Weiteres weg: Das Aktienrückkaufprogramm der
US-amerikanischen Unternehmen sowie - besonders
wichtig für den EuroStoxx 50 - Dividenden-
ausschüttungen. Vor allem die europäischen Banken
zählten immer zu den attraktiven Dividendenzahlern.
Auch bei den Versicherungen ist zumindest fraglich,
ob alle in diesem Jahr wie geplant Dividenden
ausschütten.
Momentan suchen die Leitindizes weltweit noch nach
einer Bodenbildung für die derzeit laufende zweite
Abwärtswelle. Möglicherweise werden wir hier eine
differenzierte Entwicklung sehen: Bei robusteren
Indizes ist es durchaus möglich, dass die Tiefstände
von Ende März nicht mehr erreicht werden. Schwächere
Indizes könnten hingegen teilweise die Tiefs von Ende
März sogar noch unterschreiten. Klar ist nur eines:
Eine neue Bodenbildung – bei welchem Wert auch immer
sie stattfindet – wird noch Wochen dauern.
Es gibt dabei durchaus auch Grund zu einem ganz
vorsichtigen Optimismus. Dieses Pflänzchen ist noch
zart, aber es hat - um im Bild zu bleiben - einen
gewissen Nährboden. So hatte der WTI-Future bereits
seit Ende März eine Beruhigung am Ölmarkt signalisiert,
also durchaus zumindest zum Teil unabhängig von den
Äußerungen von US-Präsident Trump. Und verlässliche
Prognosemodelle signalisieren für die nächsten Jahre
erneut zweistellige Renditen im Dax.
Fazit: Die Aktienmärkte hängen derzeit komplett von
exogenen Faktoren - sprich: der Coronakrise und ihren
Folgen - ab. Sie sind daher bis auf weiteres gezwungen,
ebenso wie die Realwirtschaft auf Sicht zu fahren. Und
wie im Straßenverkehr gilt dieses Motto "Auf Sicht fahren"
damit auch für die Anleger.
Sie tun gut daran, vorsichtig eingestellt zu bleiben.
Sollte es noch einmal deutliche Kursrückgänge geben,
könnte es je nach individuellem Risikoprofil und den
Rahmenbedingungen dann durchaus eine Option sein, über
Nachkäufe nachzudenken.
Quelle: Investmentfonds.de
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