Investmentfonds.de
07.04.2020:
Moventum: ESG ohne Greenwashing
Köln, den 07.04.2020 (Investmentfonds.de) -
Sabine Said, Executive Vice President von Moventum S.C.A.
Auch in der Corona-Krise ist Nachhaltigkeit mehr
als ein Trendthema. Nach der Pandemie wird es
darum gehen, die Wirtschaft verantwortungsvoll
aufzubauen. Immer mehr Anleger legen großen Wert
darauf, dass ihr Geld nachhaltig angelegt wird.
Die Orientierung hin zu ESG-Themen wird in der
Finanzindustrie bald Alltag sein. In der
Zwischenzeit gilt es, sich nicht von kurzfristig
auf Umsatzmaximierung getrimmten Angeboten blenden
zu lassen und Beratern gleichzeitig ESG-konforme
Anlagen zur Verfügung zu stellen - die auch lang-
fristig Nutzen bringen.
Vorangetrieben wird das Thema Nachhaltigkeit durch
die bevölkerungsstarke Gruppe der Millennials und
der Generation X, die durch den Klimawandel
sensibilisiert sind und ein echtes Umdenken fordern.
Hier ist das Umweltbewusstsein schon in fast allen
Lebensbereichen gestiegen. Darüber hinaus wird die
Finanzindustrie aber auch stark von der EU-Kommission
beeinflusst, die im Rahmen ihrer Sustainable-Finance-
Initiative erreichen will, dass sich die gesamte
Wirtschaft nachhaltiger ausrichtet. Und hier hat die
Finanzbranche einen gewaltigen Einfluss. Fließt weniger
oder kein Kapital mehr in bestimmte Branchen wie nur
zum Beispiel die Kohleindustrie, steigt der Druck zur
Umstellung. Die Geldströme in die Finanzierung
nachhaltigen Wachstums zu lenken, ist also das Ziel
der EU - und das geht sie entschlossen an.
Mittlerweile liegen Vorschläge vor, was wie geregelt
werden soll. Noch nicht endgültig, aber vieles scheint
doch bereits sehr wahrscheinlich. So wird es eine
einheitliche EU-Taxonomie geben, eine Anleitung zur
Klassifizierung und Einordnung nach festen Kriterien.
Das Ziel: einheitliche Standards bei der Beurteilung
wirtschaftlichen Verhaltens zu schaffen. Dabei werden
Unternehmen als nachhaltig eingestuft, wenn sie zu den
von der EU definierten sechs Nachhaltigkeitszielen
beitragen, gleichzeitig auch in keinem der Bereiche
signifikant schaden und zudem soziale Mindeststandards
einhalten.
Das betrifft auf der einen Seite die Finanzunternehmen
selbst. Hier ist jeder dafür verantwortlich, wie er mit
dem Thema Nachhaltigkeit umgeht. Das betrifft aber auf
der anderen Seite auch die Anlagen, die Finanzunternehmen
tätigen. Und dies ist der wichtigere und schwierigere Teil.
Da die Ideen auch noch nicht in Gesetze gegossen sind,
ist noch vieles offen. So ist noch immer nicht eindeutig
geregelt, welche Produkte sich nachhaltig nennen dürfen,
und noch immer besteht ein großes Nebeneinander der
verschiedenen Nachhaltigkeitsratings. Was aber schon klar
ist: Nicht nachhaltige Produkte sollen zukünftig
gekennzeichnet werden.
Klar ist, dass Berater für ihre Kunden immer stärker
nachhaltige Finanzprodukte nachfragen. Ging die Initiative
dabei bis vor kurzem noch vor allem von den Kunden aus,
sind es heute häufig die Berater, die diese Produkte
empfehlen. Schließlich zeigen immer mehr Studien, dass
nachhaltige Geldanlagen auch renditeträchtiger sind. Und
wie immer: Wo es eine große Nachfrage gibt, entsteht auch
ein großes und vielfältiges Angebot.
Neben die Pioniere der nachhaltigen Investments treten
immer mehr auch andere Firmen mit neuen, nachhaltigen
Produkten. Die Frage ist, ob diese Produkte nach unabhängigen
Standards immer so nachhaltig sind, wie es das Marketing
glauben machen möchte. Manchmal wird hier auch nur ein
Greenwashing betrieben, werden also bestehende Produkte in
nachhaltige Produkte umgelabelt. Umso wichtiger ist es, dass
unabhängige Nachhaltigkeitszertifizierungen und Siegel mit
Schwerpunkt auf ESG oder beispielweise ausschließlich auf
ökologische Aspekte für Investmentfonds vergeben werden,
um Beratern und Anlegern Orientierung zu bieten. Transparenz
und Vergleichbarkeit sind mehr denn je wichtig für eine
erfolgreiche Beratung.
Wer also wirklich nachhaltig anlegen möchte, sollte seinen
Fokus auf verifizierte Anbieter richten. Diese sind intensiv
mit dem Thema vertraut und haben oft eigene Anlage-Universen
entwickelt, die oft strenger sind, als die EU-Taxonomie es
vermutlich sein wird. Wer solche Adressen für seine Kunden
auswählt, wird für die kommenden Jahre sowohl die nachhaltige
Rendite als auch ein echtes grünes Gewissen mitnehmen können.
Quelle: Investmentfonds.de
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