Investmentfonds.de
08.04.2020:
Quant.Capital Management: Kurzarbeit birgt Gefahr einer deflationären Spirale
Köln, den 08.04.2020 (Investmentfonds.de) -
Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der
Quant.Capital Management GmbH
Düsseldorf, 07. April 2020 -
Um die Pandemie-Krise zu bewältigen, setzen die
Länder auf ganz unterschiedliche Instrumente.
Während in China wieder gearbeitet wird und die
USA auf massive Geldströme setzen, wird in Europa
vor allem kurzgearbeitet. "Diese Kurzarbeit birgt
allerdings die Gefahr eines deflationären Drucks",
sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der Quant.
Capital Management GmbH.
Der breite Einsatz der Kurzarbeit in ganz Europa
ist der positiven Erfahrung mit diesem Instrument
insbesondere in Deutschland in der Finanzkrise
2008/2009 zu verdanken. "Kurzarbeit ist ein mächtiges
Instrument", sagt Mlinaric. Es erlaubt, viele
Angestelltenverhältnisse trotz der Krise für eine
gewisse Zeit zu erhalten. "Damit wird der Punkt,
an dem die Wirtschaft strukturell Schaden nimmt,
nach hinten verschoben", sagt Mlinaric. Das wiederum
verbessert die Voraussetzungen für eine mögliche,
schnelle Erholung der Wirtschaft nach der Krise.
Denn anders als etwa in den USA, wo Arbeitsplätze in
großem Umfang abgebaut werden, bleibt hier die
Belegschaft erhalten, bleiben Unternehmensstrukturen
intakt und stehen sofort wieder zur Verfügung, wenn
die Produktion hochgefahren werden soll. Dabei ist
klar, dass in den USA der Arbeitsmarkt insgesamt
durchlässiger und weniger reguliert ist, die
Unternehmen also wesentlich schneller entlassen und
wieder einstellen, als es in Europa auch aus
bürokratischen Überlegungen heraus möglich ist.
Durch ihren in der aktuellen Krise sehr breiten
Einsatz kann Kurzarbeit aber problematisch werden:
"Sie führt dazu, dass breite Teile der Arbeiterschaft
deutliche Einbußen des Nettogehalts hinnehmen müssen",
sagt Mlinaric. "Der Verlust an Kaufkraft wird somit
nicht nur die Arbeitslosen treffen, sondern auch
Menschen in Beschäftigung." Hierdurch kann, bei
übermäßigem und vor allem langem Einsatz, ein
nachhaltiger disinflationärer Druck entstehen.
"Das Gespenst der Deflation spukt bald wieder",
so Mlinaric. Entscheidend wird sein, wie lange
die Kurzarbeit anhält, wie lange also auch ein
großer Teil der Arbeitnehmer in Deutschland und
Europa auf Kaufkraft verzichten müssen.
"Für einen Zeitraum von wenigen Monaten hat die
Kurzarbeit in der Finanzkrise 2008/2009 sehr gut
funktioniert", sagt Mlinaric. "Hält diese Phase aber
länger an, kann größerer Schaden entstehen." Deflation
gilt volkswirtschaftlich als schädlich, da in Erwartung
sinkender Preise Investitionen wie Konsum nach hinten
geschoben werden. Das wäre das genaue Gegenteil von dem,
was man sich nach der Krise erhoffe. Dauert der Shutdown
nicht mehr allzu lange, ist von einer großen Dynamik
auszugehen, die von Nachholeffekten angeschoben wird.
"Insofern sehen wir es als sehr positiv an, wenn der
Shutdown nicht zu lange andauert", so Mlinaric.
"Jede Chance, die Situation auch in kleinen Schritten
wieder zu normalisieren, sollte genutzt werden."
Quelle: Investmentfonds.de
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