Investmentfonds.de
03.07.2020:
M&G Investments: Haben die FAANGs nun ausgedient?
Köln, den 02.07.2020 (Investmentfonds.de) -
Richard Halle, Aktienfondsmanager bei M&G Investments
Sicherheit über alles - nach diesem Motto agierten Aktieninvestoren
in den vergangenen Jahren. Richard Halle, geht davon aus, dass diese
Phase nun zu Ende geht. Und er erklärt, warum wir nun am Anfang einer
Dekade stehen könnten, in der fundamentale Unternehmensbewertungen für
den Kursverlauf wieder wichtiger als das Image einer Aktie sind:
"Es deuten viele Zeichen darauf hin, dass die 2020er Jahre ein
Value-Jahrzehnt werden könnten. Gründe für diese Einschätzung liegen
einmal darin, dass eine Reihe von grundlegenden Einflussfaktoren dabei
sind an Schwung zu verlieren oder sogar schon den Rückwärtsgang eingelegt
haben. Dazu kommt das unglaublich große Bewertungsgefälle an den Märkten.
Nullzins-Effekt auf Aktienmärkte lässt nach
Das zu Ende gehende Jahrzehnt der langlebigen, stabilen und sicheren
Vermögenswerte nährte sich in erster Linie vom 40-jährigen Abwärtstrend
der Zinssätze. Die haben nun in den meisten großen Volkswirtschaften ihren
Nullpunkt erreicht. Darüber hinaus scheint es Einigkeit darüber zu geben,
dass der Flirt mit negativen Zinssätzen nicht dauerhaft ist. Auch die
schwere globale Rezession hat die Zinssätze nicht weiter nach unten gebracht.
Dieser starke langjährige Einflussfaktor ist also so gut wie ausgeschöpft.
Auf der anderen Seite ist es durchaus wahrscheinlich, dass die enorme
Ausweitung der Zentralbankbilanzen, kombiniert mit den umfangreichen
Konjunkturpaketen zur Bekämpfung der Covid-19-Auswirkungen, in nicht allzu
ferner Zukunft zu einer Inflation führen könnte - kein passendes Szenario
für sichere, langlebige Anlagen mit hohen Ratings. Aber auch für unter-
kapitalisierte Unternehmen ist ein solches Umfeld ungemütlich. Auf der
anderen Seite könnten gerade das gute Voraussetzungen für Besitzer
sogenannter Hard Assets, wie Rohstoffe oder Immobilien, sein.
Die FAANGS - das Ende einer Ära?
Zu den als sicher geltenden Vermögenswerten der letzten zehn Jahre gehören
auch die neuen Monopolisten. Besonders fällt das in den USA auf: Facebook,
Apple, Amazon, Netflix, Google (kurz FAANG) und ein paar andere zogen mit
ihren scheinbar unaufhaltsam steigenden Aktienkursen eine breite Fangemeinde
von Investoren an. So weisen die sieben führenden Unternehmen im S&P500-Index
mit 25 Prozent die gleiche kombinierte Marktkapitalisierung auf wie die
383 Unternehmen am unteren Indexende zusammen.
Bedenklich ist, dass diese sieben Unternehmen weniger als zwei Millionen
Mitarbeiter beschäftigen, die untere Gruppe hingegen etwa 11,7 Millionen
Menschen. Das wirft folgende Fragen auf: Wenn die FAANGs auch im neuen
Jahrzehnt zu den Gewinnern zählen, wieviel Marktanteil haben sie dann noch?
Und wie sieht eine Gesellschaft aus, in der die ganz Großen so ein beachtliches
Stück vom wirtschaftlichen Kuchen abbekommen? Welche Form von Demokratie kann
in einem solchen Rahmen überleben? Schließlich wird sich zeigen, an welchem
Punkt Politiker, Regulierungsbehörden und auch Bürger entscheiden, ob ein
solcher Status unhaltbar oder unerwünscht ist.
Es ist durchaus möglich, dass die oben beschriebenen Anlegerlieblinge
weiterhin von einem extrem starken Kreislauf profitieren, bei dem der
anhaltende Anstieg der Aktienkurse das Sicherheitsgefühl der Anleger
verstärkt und umgekehrt. Wir halten es jedoch für wahrscheinlicher, dass
der Markt in der veränderten Welt der 2020er Jahre eine vergessene Lektion neu
lernen wird: Die bedeutende Rolle der Bewertung eines Unternehmens.
Die Gewinner und Verlierer des nächsten Jahrzehnts werden andere sein als
die der vergangenen Dekade. Das ist beinahe immer so, wie das Beispiel
Microsoft eindrucksvoll beweist: Vor zehn Jahren gehörte die Aktie zu den
Verlierern der Börse und wurde bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von nahe
zehn gehandelt - heute liegt diese Kennzahl bei über 32."
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Quelle: Investmentfonds.de
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