Investmentfonds.de
06.08.2020:
GOLDPREISBOOM GEHT WEITER. GOLDPREIS VON 2.700 USD/OZ BIS MITTE 2021 WAHRSCHEINLICH
Köln, den 06.08.2020 (Investmentfonds.de) -
Thorsten Polleit, Chefvolkswirt Degussa Goldhandel
Der Goldpreis hat am 4. August 2020 die Marke von 2.000 US-Dollar
pro Feinunze übersprungen - und stieg danach bis auf 2.031 USD/oz
in der Spitze. Auch in Euro gerechnet hat der Goldpreis einen
neuen Rekordpreis von mehr als 1.714,50 EUR/oz erreicht.
Der Silberpreis zog gestern ebenfalls kräftig an: Er stieg um
6,5% gegenüber dem Vortag und handelt derzeit bei 26,08 USD/oz.
Der Preis für Platin stieg um 2,7% auf 933,30 USD/oz, der
Palladiumpreis verteuerte sich um 0,5% auf 2.131,32 USD/oz.
Für den Goldpreisanstieg lässt sich eine Reihe von Gründen anführen.
So ist unter "Profis" die Nachfrage nach physischer Ware weiterhin
groß. Das deuten z. B. die erhöhten physischen Auslieferungen an
der COMEX an - die wiederum auf ein geringeres Vertrauen in
"Papiergold" schließen lassen.
Zudem wird Gold von vielen Anlegern als "sicherer Hafen" nachgefragt:
Denn die Unsicherheit über die Folgen der politisch diktierten
Lockdown-Krise baut sich langsamer ab als erwartet; die Sorge vor
Instabilitäten im internationalen Finanzsystem nimmt zu; die
Konfrontation zwischen den USA und China erzeugt neue geopolitische
und ökonomische Risiken für die Weltwirtschaft.
Von ganz entscheidender Bedeutung ist jedoch die weltweite
Geldpolitik: Die Zentralbanken setzen ihre inflationäre Geldpolitik
fort, und die anschwellenden Geldmengen treiben die Güterpreise - die
Konsumgüter- als auch die Vermögenspreise - in die Höhe. Eine Abkehr
von dieser Geldpolitik, die die Kaufkraft der Währungen herabsetzt,
ist nicht in Sicht - und das erhöht die Goldnachfrage.
Der Zinsfaktor
Auf den Zinsmärkten bauen sich zudem Spekulationen auf, die US-Zinsen
könnten - ähnlich wie im Euroraum - ebenfalls auf beziehungsweise unter
die Nulllinie fallen. In den letzten Tagen sind die ohnehin bereits sehr
niedrigen US-Zinsen noch weiter gefallen: Die Rendite der 10-jährigen
US-Staatsanleihe liegt derzeit bei 0,51 Prozentpunkten, die für
30-jährige Staatsanleihen bei 1,18 Prozentpunkten
US-Zinsverfall treibt Goldpreis weiter an
Der Zinsfaktor ist von großer Bedeutung: Die US-Zinsen sind de facto
die Weltleitzinsen. Ohne positive US-Zinsen verliert das Weltfinanzsystem
seinen letzten Kompass, gerät in einen völligen Blindflug. In einem
solchen Fall droht ein "Bewertungschaos" auf den Finanzmärkten, denn der
Zins ist ein unverzichtbarer Faktor zu Preisfeststellung von Aktien,
Anleihen und Rohstoffen.(*)
Die Aussicht auf Null- oder gar Negativzinsen in den USA hat zudem
Auswirkungen auf das Preisverhältnis zwischen US-Dollar, allen anderen
ungedeckten Währungen und Gold. In einer Nullzinswelt wird das Halten
von Gold attraktiver gegenüber dem Halten von ungedeckten Währungen,
und zwar aus mindestens drei Gründen:
(1) Das Halten von Gold (und Silber) verursacht keine Opportunitätskosten
mehr. (2) Gold versichert gegen den Kaufkraftverlust der ungedeckten
Währungen, der sich in einem Umfeld von Null- und Negativzinsen
unweigerlich einstellt. Und (3) das Gold trägt - anders als Bankguthaben
- kein Kredit- beziehungsweise Zahlungsausfallrisiko.
Der Preisboom geht weiter
Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass der Preisboom bei den
Edelmetallen weitergeht, insbesondere bei Gold und Silber. Es sei jedoch
betont: Es gibt keine Garantie, dass sich der Preisauftrieb im bisherigen
Tempo fortsetzt, und dass es keine vorübergehenden Preisrücksetzer geben
wird. Wie kann der Anleger am besten vorgehen?
Indem er einen möglichst langen Anlagehorizont wählt. Wer mit einem
langfristigen Horizont operiert (von, sagen wir, drei, fünf oder
mehr Jahren), der hat nach wie vor gute Gründe, Gold und Silber auch
bei den aktuellen Preisen zu erwerben: Denn die Wahrscheinlichkeit,
dass die Preise für Gold und Silber künftig viel höher stehen als heute,
steigt mit der Länge des Anlagehorizonts.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse kann der Goldpreisanstieg
kurzfristig sich durchaus noch bis etwa 2.200 USD/oz fortsetzen
(das wäre ein Preiszuwachs von ca. 9%), der Silberpreis bis auf knapp
29 USD/oz (ein Preiszuwachst von ca. 16%) - ohne dass eine "Blase" zu
diagnostizieren wäre.
Setzt sich die starke Geldmengenausweitung fort, und fallen dabei die
Zinsen weiter, ist ein Goldpreis von 2.700 USD/oz bis Mitte 2021
(ein Preiszuwachs von ca. 34 Prozent) aus unserer Sicht wahrscheinlich.
Thorsten Polleit
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Quelle: Investmentfonds.de
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