Investmentfonds.de
18.08.2020:
Nach Corona: Wohin geht die Reise?
Köln, den 18.08.2020 (Investmentfonds.de) -
Gilles Seurat, Multi Asset Fund Manager bei La Française AM
In einer Post-Corona-Welt gibt es viele Unbekannte.
Zum Beispiel beschäftigen uns Fragen wie diese: Wann
wird es einen Impfstoff geben? Steht der Welt eine
zweite Welle bevor? Dies sind sehr heikle Themen, die
auch die Risikobereitschaft der Investoren weiterhin
beeinflussen. So wird jeder Bericht über Fortschritte
bei der Entwicklung eines Impfstoffs von den Finanzmärkten
buchstäblich bejubelt. Allerdings ist es äußerst schwierig
die Situation einzuschätzen - selbst Mediziner sind sich uneins.
Es gibt jedoch einige Fakten und Tendenzen, die zum Aufbau
einer ausgewogenen Vermögensallokation beitragen können.
Gilles Seurat, Multi Asset Fund Manager bei La Française AM,
gibt eine Einschätzung zur weiteren Entwicklung der Finanzmärkte.
Erst der Anfang
Die Regierungen scheinen so viel Geld wie möglich ausgeben
zu wollen. Die Defizite sind bereits rekordverdächtig - für 2020
werden für die Eurozone insgesamt -9,6 % prognostiziert, -17 %
für die USA, und -13,5 % für Großbritannien (Quelle: Bloomberg,
17.08.2020). Dabei sieht es so aus, als wäre dies erst der Anfang.
Genauso wie das Quantitative Easing der Zentralbanken mehrfach
verlängert bzw. erhöht wurde, werden die Regierungen wahrscheinlich
in Zukunft die Märkte mit noch mehr Geld fluten, wenn das Wachstum
nicht so ausfällt wie gewünscht.
Ausgaben, die heute getätigt werden, führen morgen zu einer
deutlich höheren Verschuldung im Verhältnis zum BIP. Diese
zusätzliche Verschuldung muss letzten Endes zurückgezahlt werden,
und zwar auf Kosten zukünftigen Wachstums. Das bedeutet, dass
eine geldpolitische Straffung keine Option ist, da sich die
Regierungen höhere Zinsen schlicht nicht leisten können.
Bereits vor der Corona-Krise waren wir der Meinung, dass die Zinsen
aufgrund langfristiger Trends wie Digitalisierung und
Bevölkerungsalterung gedeckelt sind. Jetzt ist es noch eindeutiger:
Die negativen Renditen werden bleiben - also gewöhnen wir uns daran.
Im aktuellen Umfeld ist die langfristige australische
Staatsverschuldung, bei der die Renditekurve nach oben zeigt,
am ehesten eine Option.
Was macht der Dollar?
Auch Währungen sind betroffen. Der US-Dollar hat seinen Glanz
verloren. Die Carry-Werte sind mittlerweile vernachlässigbar und
die Realzinssätze stark negativ. Dieser Abwärtstrend bedeutet, dass
sich die Inflationserwartungen von den stark gefallenen Niveaus,
die wir während der Krise erlebt haben, weiter erholen werden.
Einer Breakeven-Inflation in Europa und in den USA stehen wir daher
positiv gegenüber.
Aktien zwischen Baum und Borke
In den risikoreicheren Anlageklassen, wie Aktien, befinden sich
diese in einem andauernden Spannungsfeld zwischen katastrophaler
Wirtschaftsleistung und einem bedeutenden fiskalischen sowie
monetären Easing. Die Positionierung der Investoren zeigt uns
jedoch deutlich wie es um die Stimmung bestellt ist. Obwohl sich
die Laune verbessert hat, ist sie im Vergleich zu den historischen
Daten nach wie vor relativ schlecht: Die Cash-Bestände sind hoch,
systematische Strategien wie "Volatility-Targeting-Fonds" weisen
geringere Risiken auf, und selbst das Hedgefonds-Beta liegt im
Vergleich zum S&P500 am unteren Ende der Spanne. In unseren Augen
bedeutet das, dass der "Pain Trade" bei risikoreichen Anlagen,
die unter den gleichen Voraussetzungen weiter steigen werden, größer
ist. Wir bevorzugen finanzielle Nachranganleihen (AT1) sowie
Unternehmensanleihen (sowohl Investment-Grade als auch High Yield).
Anleihen haben Derivate während der Krise underperformt und daher
Aufholpotenzial. In den europäischen Peripheriemärkten verfolgen
wir aufmerksam griechische Anleihen, die ein attraktives Risiko-
und Ertragsprofil aufweisen und nun im Rahmen des Pandemic Emergency
Purchase-Programm (PEPP) von der EZB gekauft werden.
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Quelle: Investmentfonds.de
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