Investmentfonds.de
16.09.2020:
BVM-Marktkommentar: Warum Substanztitel das nächste große Ding sind
Köln, den 16.09.2020 (Investmentfonds.de) -
Christian Steiner, Portfoliomanager bei der
Bayerische Vermögen Management AG
Erst der Tech-Crash, der genau genommen schlimmstenfalls eine
Marktkorrektur war, und jetzt auch noch die Gerüchte rund um
den Wasserstoff-Pionier Nikola - wer dieser Tage einen starken
Fokus auf Technologiewerte aus den USA hat, schläft vermutlich
unruhig. Doch wie so oft, sollten Anleger die jüngsten Ereignisse
nicht überbewerten und darin kein Crash-Signal sehen. Vielmehr
ist zu erwarten, dass der Markt langsam aber sicher Vernunft
walten lässt.
Das Pendel schwingt zurück
Über viele Jahre dominierten Aktien wie Facebook, Microsoft,
Apple oder auch Alphabet die wichtigen Indizes. Die Gewichtung der
großen Tech-Titel im marktbreiten S&P 500 wuchs teils auf über
25 Prozent. Trotz des bestehenden Megatrends der Digitalisierung
und der zu Recht guten Aussichten für Tech-Unternehmen spricht
nun einiges dafür, dass sich die zuletzt große Divergenz zwischen
Tech und klassischen Branchen wieder einengt. Mit der fundamentalen
Perspektive von Unternehmen wie Apple oder Facebook hat das weniger
zu tun, als mit Markttechnik und Psychologie.
Nachdem der Markt die großen Technologietitel über Jahre bevorzugt
hat, dürfte jetzt eine Phase der Normalisierung bevorstehen. Die
jüngsten Daten aus dem verarbeitenden Gewerbe zeigen, dass auch
klassische Industrieunternehmen nach der Krise wieder auf den
Wachstumspfad zurückkehren. Hinzu kommt, dass die ambitioniert
bewerteten Tech-Titel vor der US-Präsidentschaftswahl riskanter
erscheinen, als zu Beginn einer Amtsperiode. Dass sich Donald Trump
und die liberalen Vertreter der Tech-Konzerne aus Kalifornien nicht
ganz "grün" sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Auch wenn
politische Börsen bekanntermaßen kurze Beine haben, dürfte das
Wahlkampf-Getöse in den USA zuletzt bestimmt den ein oder anderen
potenziellen Investor von Twitter und Co. abgehalten haben.
Gerade Tech-Anleger brauchen Stabilität
Zwar ist die gute Perspektive der großen Tech-Titel unbestritten,
doch sollten Investoren marktbreiter agieren. Starke Marken
etablierter Unternehmen, wie etwa Nestlé, Coca-Cola oder auch
Unilever dürften sich während einer Phase volatiler Marktbewegungen
als Stabilitätsanker im Portfolio erweisen. Selbst eine Korrektur
erscheint vor den US-Präsidentschaftswahlen nicht unwahrscheinlich.
Indizes wie der Nasdaq 100 dürften dann mit am deutlichsten einbüßen,
da sie zuvor auch stärker gestiegen sind. Statt sich in einer Zeit
der Unsicherheit und der wachsenden politischen Risiken in einer der
ältesten Demokratien der Welt vom Aktienmarkt zu verabschieden, sollten
tech-affine Anleger auf Substanzwerte setzen. Derart aufgestellt, kann
es auch während turbulenten Marktphasen gelingen, dem Aktienmarkt treu
zu bleiben. So viel ist sicher: Aktien bleiben alternativlos - sie
sind aber immer weniger ein Selbstläufer.
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Quelle: Investmentfonds.de
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