Investmentfonds.de
17.09.2020:
BNY Mellon: Die Fed setzt auf Inflation
Köln, den 17.09.2020 (Investmentfonds.de) -
Vincent Reinhart, Chefökonom bei Mellon,
einer Gesellschaft von BNY Mellon Investment Management
Die Fed setzt auf Inflation und will sich nicht
in die Karten schauen lassen
"Mit der gestrigen Ankündigung knüpft die US-Notenbank ihre
Politik an längerfristige Ziele und Strategien. Da allerdings
ihre Ziele mehrdeutig sind, ist auch die Guidance hinsichtlich
ihrer Maßnahmen nicht ganz klar. Die Fed strebt an, längerfristig
ein Maximum an Beschäftigung und eine Inflation von 2 Prozent zu
erreichen. Um dies zu schaffen, will sie die Inflation für
"einige Zeit" "moderat" über 2 Prozent halten. Dieser Mangel an
Präzision gibt der Fed einen großen Ermessensspielraum, was dem
Stil ihres Vorsitzenden Powell entspricht. Außerdem hat die
Notenbank ihre Begründung für den Kauf von Vermögenswerten
ausgeweitet: Es geht nicht mehr nur um die Unterstützung eines
funktionierenden Marktes, sondern auch um die Bereitstellung
von Liquidität.
Das ist nicht nach jedermanns Geschmack, und zwei Mitglieder der
Fed haben der Entscheidung widersprochen. Das ist ein Hinweis auf
eine gesunde interne Debatte. Präsident Kaplan von der Fed in
Dallas wollte mehr Flexibilität, während sich Präsident Kashkari
von der Fed in Minneapolis verpflichten wollte, dass keine
Zinserhöhung vorgenommen wird, bevor die Inflation dauerhaft
bei 2 Prozent liegt. Einig waren sich alle Mitglieder darin, dass
es wahrscheinlich angemessen sei, den Leitzins bis 2021 bei Null
zu belassen. Fast alle sehen dies sogar zumindest bis 2023 so.
Zum jetzigen Zeitpunkt im Konjunkturzyklus will die Fed vermeiden,
dass die Anleger eine zu frühe Straffung der Geldpolitik fürchten
müssen. In der Pressekonferenz spielte der Fed-Chef deshalb die
zuletzt besseren Wirtschaftsdaten herunter, betonte die
längerfristigen Schwierigkeiten, eine Erholung zu erreichen, und
unterstrich die Notwendigkeit zusätzlicher fiskalischer Impulse.
Im Kern lautet die Aussage: Die Notenbank toleriert nicht nur,
sondern erhofft geradezu für einige Zeit eine Preissteigerung von
mehr als 2 Prozent. Hervorgehoben wurde auch, dass die Erreichung
dieses Ziels geraume Zeit in Anspruch nehmen wird, denn die
Inflationsprognose liegt bis 2023 darunter.
Die Botschaft ist wichtig. Der von Jerome Powell in der
Pressekonferenz am häufigsten wiederholte Begriff, um eine unkonkrete
Maßnahme zu beschreiben, war "kraftvoll" (powerful). Im Wesentlichen
war dies ein Versprechen gegenüber der Bevölkerung, dass die Fed
ihren beträchtlichen Ermessensspielraum nutzen wird, um eine Rückkehr
zur maximalen Beschäftigung zu fördern. Wie der Zauberer von Oz würde
er es allerdings vorziehen, dass niemand versucht, hinter den Vorhang
zu schauen, sondern alle darauf vertrauen, dass die Fed ihre
Arbeit tun wird."
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Quelle: Investmentfonds.de
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