Investmentfonds.de
06.10.2020:
Janus Henderson Investors: Auswirkungen von Trumps Corona-Erkrankung auf die Märkte
Köln, den 06.10.2020 (Investmentfonds.de) -
Paul O'Connor, Head of Multi-Asset bei Janus Henderson Investors
Die Corona-Infektion von Donald Trump hat den US-Wahlkampf auf den
Kopf gestellt –Finanzmärkte, Umfragen und Wettquoten verschieben
sich weiter in Richtung eines Wahlsiegs zugunsten der Demokraten.
Es ist nach wie vor nicht eindeutig, was passiert, wenn sich der
Gesundheitszustand des Präsidenten weiter verschlechtert. Doch
im Moment konzentrieren sich die Märkte mehr auf die Aussichten
für fiskalische Anreize vor und nach dem Wahltag.
In einer ersten Reaktion auf die Ankündigung vom Freitag stießen
die Finanzmärkte risikoreiche Anlagen ab. Wenig später erholte sich
die Stimmung an der US-Börse wieder. Der positive Trend setzte sich
kurz darauf im asiatischen und europäischen Raum fort. Während
einige Marktkommentatoren die sich erholende Investorenstimmung
als Ausdruck eines gestiegenen Optimismus bezüglich des
Gesundheitszustandes des Präsidenten interpretieren, denken wir,
dass die Investoren bei den Wahlen im November zunehmend einen
demokratischen Wahlsieg einpreisen. Obwohl es sich nur um einen
Tag handelte, deutet die scharfe Rotation des US-Aktienmarktes
von Growth- in Value-Werte am Freitag auf einen klaren Sieg der
Demokraten hin.
Auch die Umfragen und Wettmärkte deuten auf einen Wahlsieg der
Demokraten hin. Vor der im Fernsehen übertragenen Präsidentschafts-
debatte in der vergangenen Woche lag Donald Trump in den Umfragen
7-8 Punkte hinter Joe Biden und in den meisten wichtigen Swing
States im Rückstand. Drei landesweite Umfragen seit der
Fernsehdebatte sehen Biden mit 14 %, 10 % und 7 % vorn. Die Tatsache,
dass Donald Trump aufgrund seiner Erkrankung wahrscheinlich für ein
paar Wochen nicht am Wahlkampf teilnehmen kann, verheißt nichts Gutes
für die Chancen seines Teams, seine Wählerschaft zu vergrößern.
Die Wettmärkte gehen unverändert von einer 80-90%igen Wahrscheinlichkeit
aus, dass die Demokraten die Kontrolle über das Repräsentantenhaus
behalten werden. Die Vorhersagen hinsichtlich des Senats waren da
schon schwankender. So lagen die Chancen für einen von Demokraten
kontrollierten Senat vor einem Monat noch bei 50:50, während aktuell
die Wahrscheinlichkeit von 2/3 zu 1/3 zugunsten der Demokraten liegt.
Wenn die Umfragen und die Wettmärkte für bare Münze genommen werden
können, wird Joe Biden seine Partei im November zu einem klaren
Sieg führen.
Eine weitere mögliche Interpretation für die heutige Erholung von
risikoreichen Anlageklassen ist, dass Investoren glauben, die Erkrankung
des Präsidenten erhöhe die Wahrscheinlichkeit eines Kompromisses über
das umstrittene US-Konjunkturpaket. Einige könnten sich von Donald
Trumps Wochenend-Tweet ermutigt fühlen, in dem er die Verhandlungsführer
zur "Zusammenarbeit" auffordert. Ein Zerwürfnis besteht hier jedoch
nicht zwischen den Demokraten und dem Präsidenten, sondern zwischen
den Demokraten und den republikanischen Kongress-Abgeordneten. Ein
entscheidender Durchbruch vor den Wahlen im November wäre eine
Überraschung für uns und eine positive Überraschung für risikobereite
Investoren.
Wenig überrascht indes, dass Fragen aufkommen, die sich um eine
potentielle Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Präsidenten
drehen. Weil Covid-19 für viele Patienten in zwei Krankheitsschüben
verläuft, oftmals mit einer Verschlechterung in der zweiten Woche,
wird es diese Fragen so lange geben, bis sich Donald Trump eindeutig
auf dem Weg der Besserung befindet. Die US-Verfassung schreibt, in
allgemeinen Worten formuliert, eine Übertragung der Machtbefugnis des
Präsidenten auf den Vizepräsidenten vor, wenn der Präsident nicht in
der Lage ist, seine Amtspflichten zu erfüllen. Wenn der Präsident so
krank wäre, dass er sich von der Wahl zurückziehen müsste, ist eine
Verschiebung der Wahl möglich, aber keineswegs zwangsläufig. Noch nie
wurde eine Präsidentschaftswahl verschoben - nicht einmal während der
Weltkriege. Wenn der Wahltag verschoben würde, muss die Neuwahl vor
dem 20. Januar stattfinden, dem Tag, an dem die Amtszeit von Donald
Trump planmäßig endet.
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Quelle: Investmentfonds.de
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