Investmentfonds.de
07.10.2020:
M&G Investments: Was Investoren nach der US-Wahl erwartet
Köln, den 07.10.2020 (Investmentfonds.de) -
Randeep Somel, Associate Portfolio Manager im Aktienteam von
M&G Investments
Was können Investoren von den beiden Präsidentschaftskandidaten und
von einer neuen Zusammensetzung des Kongresses erwarten? Wie wird
sich die Unternehmens- und Börsenstimmung wohl verändern?
"Zum Thema Steuern: Die Demokraten sind eher die Partei der
höheren Steuern und Ausgaben. Um fiskalische Anreize zu finanzieren,
ist das Ziel der von Joe Biden vorgeschlagenen Steuererhöhungen,
etwa 3,2 Billionen Dollar über zehn Jahre aufzubringen. Die Lohnsteuern
für die Sozialversicherung würden steigen, der Spitzensteuersatz der
Einkommenssteuer sich von 37% auf 39,6% erhöhen, die Körperschaftssteuer
von 21% auf 28%. Das würde zwar besonders den Bankensektor treffen.
Dennoch würden die Erhöhungen geringer als unter der Präsidentschaft von
Barack Obama ausfallen, als viele US-Unternehmen Kapital im Ausland
parkten, um höhere inländische Steuern zu vermeiden. Biden könnte sich
außerdem um eine Anhebung des Mindestlohns auf 15 Dollar pro Stunde
bemühen. Dies dürfte die diskretionären Ausgaben erhöhen, würde sich
aber negativ auf kleine Arbeitgeber und Einzelhändler auswirken, die
bereits während der Coronavirus-Lockdowns zu kämpfen hatten.
Zu den Klimakosten: Donald Trump beabsichtigt, aus dem Pariser
Klimaabkommen auszusteigen. Biden wird wohl mit ziemlicher Sicherheit
Unterzeichner bleiben und einen Plan zur Erreichung von
Netto-Null-Emissionen bis 2050 aufstellen. Biden hat Ausgaben in Höhe
von 2 Billionen Dollar über einen Zeitraum von vier Jahren angekündigt,
um die Nutzung sauberer Energie im Verkehrs-, Elektrizitäts- und
Bausektor deutlich zu erhöhen. Der Vorschlag zielt darauf ab,
Wirtschaftswachstum zu schaffen, die Infrastruktur zu stärken und
gleichzeitig den Klimawandel zu bekämpfen. Unternehmen für fossile
Brennstoffe und energieintensive Firmen dagegen werden wohl unter
Trump deutlich besser fahren.
Das Gesundheitswesen ist ein weiteres Wahlschlachtfeld. Biden wird wohl
politische Maßnahmen zu einem breiteren Zugang zur Gesundheitsversorgung
ergreifen. Trump hat unterdessen auch die Rhetorik über die Arzneimittel-
preise in den USA verschärft. Er will die Preise, die in den USA im
Allgemeinen höher sind, auf internationales Niveau senken. Dies könnte
zu einer gewissen Kursvolatilität bei Aktien des Gesundheitswesens führen,
je mehr die Wahl naherückt.
Und was ist mit dem Kongress? Bei der Wahl im November wird neben der
Präsidentschaftswahl die wichtige Entscheidung darüber fallen, welche
Partei beide Kammern der Legislative kontrollieren wird. Das gesamte
Repräsentantenhaus und ein Drittel des US-Senats stehen zur Wahl.
Gegenwärtig kontrollieren die Demokraten das Unterhaus und die
Republikaner den Senat. Um eine legislative Agenda erfolgreich umsetzen
zu können, müssten die Demokraten in beiden Kammern des Kongresses
mehrheitlich vertreten sein.
Und wo bleibt der Enthusiasmus? Umfragen zeigen, dass weniger als ein
Viertel der registrierten US-Wähler von Biden begeistert ist; selbst
unter seinen registrierten Anhängern ist weniger als die Hälfte von
ihnen "sehr" begeistert, obwohl er insgesamt eine breite Unterstützung
hat. Dies könnte sich auf die Wahlbeteiligung auswirken, zumal Trump
bei seinen Anhängern mit 65% "sehr" begeisternd eingeschätzt wird.
Es wird wahrscheinlich knapp, und somit wird sich Nervosität einschleichen.
Investoren werden mit der politischen Unsicherheit kämpfen. Im
Bush-Gore-Rennen 2000 ließ eine Nachzählung in Florida das Ergebnis
wochenlang in der Schwebe. Der S&P-500-Index fiel damals im Laufe des
Novembers um etwa 8%. Die Entscheidung ging an den Obersten Gerichtshof,
der für George W. Bush stimmte.
Mit der Zunahme der "Mail-in"-Stimmen in diesem Jahr, deren Auszählung
einige Zeit in Anspruch nehmen wird, ist eine Wiederholung der Wahl von
2000 möglich. Wenn es Anzeichen für einen Wahlbetrug gibt, könnte jeder
Kandidat die Annahme des Ergebnisses verweigern und die Wahl könnte wie
2000 vom Obersten Gerichtshof entschieden werden. Die Amtseinführung des
nächsten US-Präsidenten wird zwar erst am 20. Januar 2021 stattfinden,
aber ein umstrittenes Ergebnis würde die Märkte zweifellos verunsichern,
bis es einen legitimen und offiziellen Sieger gibt."
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Quelle: Investmentfonds.de
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