Investmentfonds.de
14.10.2020:
J.P. Morgan AM: Neuer Zyklus, neue Chancen
Köln, den 14.10.2020 (Investmentfonds.de) -
Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei
J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt
Neuer Zyklus, neue Chancen -
selektives Vorgehen entscheidend
V-Erholung der Märkte taugt nur bedingt als
Blaupause für die Wirtschaft
Entwicklungen in USA wichtig, doch Ausgang
der US-Wahl nicht überbewerten
Selektiv bei Investments vorgehen
Frankfurt, 13. Oktober 2020 - Während es bis Anfang des Jahres
vor allem um die Frage ging, wie lange der wirtschaftliche
Spätzyklus noch andauern könnte, haben sich seitdem ganz neue
Dynamiken mit Blick auf Wirtschaft und Kapitalmärkte entfaltet.
Dieser neu eingetretene Zyklus bringt nach Ansicht von
Tilmann Galler, auch neue Chancen für Anleger mit sich.
Gleichzeitig seien die Risiken jedoch nicht unerheblich.
Es gelte aktuell daher ganz besonders, sowohl bei Aktien als
auch bei Anleihen sehr selektiv vorzugehen. Auch das Thema
Absicherung von Währungsrisiken rückt wieder stärker in
das Blickfeld.
V-Erholung der Märkte taugt nur bedingt als Blaupause für
die Wirtschaft
Nach dem coronabedingten Einbruch von Wirtschaft und Kapitalmärkten
im Frühjahr haben sich insbesondere die Aktienmärkte wieder schnell
erholen können. Auch auf Seiten der Wirtschaft hat sich die
Stimmung inzwischen stark verbessert: Die Einkaufsmanagerindizes
zeigen sich deutlich erholt und zum Teil wieder auf Vor-Krisen-Niveau,
und auch die Wachstumsraten der Wirtschaft sind auf einem Level,
das es zuletzt während der Großen Depression in den 1930er Jahren gab.
Nach Ansicht von Tilmann Galler gibt es jedoch zwei wesentliche Dinge
bei dieser Entwicklung zu berücksichtigen: "Die Wirtschaft wird sich
erst dann vollständig erholen, wenn eine medizinische Lösung gefunden
wurde, sei es ein Impfstoff oder ein flächendeckender Schnelltest.
Zum anderen ist festzuhalten, dass die Erholung nicht so gut gelaufen
wäre, wenn nicht Notenbanken und Politik so schnell und so massiv
eingegriffen hätten". Nach Einschätzung des Kapitalmarktexperten
besteht genau darin auch das weitere Risiko: "Wenn die Hilfsmaßnahmen
zurückgefahren werden, kann es erneut zu starken Beeinträchtigungen
für Wirtschaft und Kapitalmärkte kommen", erklärt Galler.
Weitere Entwicklungen in den USA sind wichtig - Auswirkungen der
Wahl jedoch nicht überinterpretieren
Aus Sicht von Tilmann Galler dürften die weiteren Entwicklungen in
den USA auch Einfluss auf die Märkte weltweit haben. Ein kritischer
Moment könnte demnach sein, wenn Republikaner und Demokraten in den
USA sich nicht beim Thema Verlängerungsmaßnahmen für Finanzierungshilfen
einigen sollten, wodurch das Verbrauchervertrauen gedämpft werden
könnte. Grundsätzlich rät der Experte angesichts der US-Wahlen im
November jedoch, Ruhe zu bewahren, auch wenn die Marktschwankungen
im Zuge der Unsicherheit sicherlich erst einmal hoch bleiben sollten:
"Der Ausgang der US-Wahl stellt kein massives Ereignis dar. Es gibt zwar
unterschiedliche Herangehensweisen zwischen beiden Parteien mit Blick
auf Sektoren wie Infrastruktur, Technologie, Finanzen oder Energie.
Doch diese sind nicht so gravierend, als dass es zu größeren
Marktbewegungen auf Gesamtindexebene je nach Wahlgewinner kommen
sollte." Ein Regierungswechsel könnte sich positiv am ehesten auf
Unternehmen und Branchen auswirken, die von dem 2-Billionen-Dollar-
Programm in nachhaltige Infrastruktur profitieren können - also die
Bereiche Energieversorgung, Elektromobilität, Öffentliche Verkehrsmittel,
Haus- und Straßenbau.
Die Gefahr, dass man die politische Lage in den USA und die
Auswirkungen auf die Märkte jedoch überinterpretiert, ist nach Meinung
von Tilmann Galler groß. Kritisch könnte es im Prinzip nur bei einer
möglichen Hängepartie nach der Wahl werden, etwa bis ein Sieger
zweifelsfrei festgestellt werden kann - wie es im Jahr 2000 bei der
Wahl von George W. Bush der Fall war, als die Nachauszählung in
Florida mehr als einen Monat dauerte.
Notenbankpolitik spielt wichtige Rolle
Ein wesentlicher Aspekt bei der Beurteilung der weiteren
Marktentwicklungen ist nach Einschätzung von Tilmann Galler die
Notenbankpolitik. "Die globale Nachfrageschwäche hat die Inflationsraten
weltweit fallen lassen. Solange die Inflationsraten unter den gesteckten
Zielen der Notenbanken liegen, haben diese freie Hand für expansive
Maßnahmen", erklärt der Experte. Die Leitzinsen werden deshalb die
nächsten zwölf Monate auch nicht steigen. Interessant sei die daraus
folgende Beobachtung, dass neben einem durchschnittlichen Leitzins von
etwa 0 Prozent in den Industrienationen inzwischen auch in den Emerging
Markets ein deutlicher Rückgang der Zinsniveaus stattgefunden hat -
inzwischen liegt der durchschnittliche Leitzins in den Schwellenländern
bei nur noch 2,7 Prozent. Die Folgen für die Kapitalmärkte sind nach
Feststellung von Tilmann Galler gravierend.
Aktien: hoher Bewertungsspread zwischen Growth und Value dürfte
weiter anhalten
Auf der Aktienseite sind - nicht nur, aber vor allem auch wegen des
weiterhin niedrigen Zinsniveaus - die Bewertungen inzwischen wieder
deutlich erhöht, wenngleich nicht in allen Segmenten. Vor allem die
Bereiche Technologie, E-Mobilität, Gesundheit, Biotech oder Einzelhandel
zählen zu den Gewinnern der letzten Monate. Die Frage, die sich dabei
stellt: Sind Werte aus diesen Bereichen weiterhin Opportunitäten oder
sind die Bewertungen bereits übertrieben? "Vielleicht ein bisschen von
beidem", stellt Tilmann Galler fest. Blickt man auf die Aktienmärkte
seit Jahresbeginn, so wird deutlich, dass die US-Growth-Werte sogar
inzwischen ein höheres Niveau als vor der Krise erreicht haben - während
andere Bereiche noch einigen Rückstand zum Vor-Krisen-Niveau haben.
Das könnte bis auf weiteres so bleiben: "Insbesondere zwischen Growth
und Value zeigt sich eine große Bewertungsdivergenz. Diese dürfte so
lange anhalten, bis die Pandemie als überwunden gilt. Bis dahin ist
die Erholung am Aktienmarkt insgesamt als unvollständig anzusehen",
sagt Galler.
Bei Anleihen auf Qualität achten, Währungen absichern
Auf der Anleihenseite sind die Renditen durch die Unterstützungsmaßnahmen
wieder zurückgekommen. Doch gerade im Anleihensegment gilt es nach Analyse
von Tilmann Galler selektiv vorzugehen: Investment-Grade-Anleihen hätten
weiterhin einen wichtigen Platz im Portfolio, auch wenn die Renditen dort
inzwischen nicht sehr hoch seien. Deutlich mehr Rendite gibt es immer
noch bei den Hochzinsanleihen. Es sei jedoch wichtig, auf Qualität zu
achten, da viele Unternehmen und Staaten bei der Finanzierung ihrer
Schulden Probleme bekommen könnten, falls die Pandemie in den nächsten
zwölf Monaten nicht überwunden wird. Das gelte insbesondere für einige
Schwellenländer. Positive Aussichten sieht der Experte bei einigen
asiatischen Ländern, die die Krise bislang gut gemeistert hätten und
den Industrieländern einige Monate voraus seien.
Mit Blick auf das Thema Währungen sollten Anleger ebenfalls achtsam sein:
Seit der Finanzkrise hatte der Außenwert des US-Dollars gegenüber anderen
Währungen stark zugenommen - gestützt durch die US-Notenbank. Das lag vor
allem daran, weil das Zinsdifferential zwischen dem "Greenback" und dem
Rest der Welt enorm angestiegen ist. Nach Beobachtung von Tilmann Galler
beginnt das Zinsdifferential nun allerdings zu sinken, weil die US-Notenbank
die Leitzinsen sukzessive auf 0 Prozent herabgeführt hat. "Der langfristige
Ausblick für den US-Dollar ist eher schwächer. Für Anleger, die Chancen auch
im Währungssegment nutzen möchten, könnte das Wiederaufnehmen einer
Währungs-Hedging-Strategie interessant sein", erklärt Galler.
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Quelle: Investmentfonds.de
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