Investmentfonds.de
29.10.2020:
Was ein Sieg von Biden für internationale Beziehungen und Schwellenländer bedeuten könnte
Köln, den 29.10.2020 (Investmentfonds.de) -
Gregory Smith, Anlagestratege für Schwellenländer
bei M&G Investments
"Die USA sind eine große Wirtschaftsmacht, aber
die Auswirkungen des Wahlergebnisses auf die
Schwellenländer werden vor allem in der
US-Außenpolitik sichtbar werden. Ein Biden-Sieg
würde zu einer berechenbareren Außenpolitik führen,
was für viele Länder besser wäre. Dennoch: Auch
dann wird es Gewinner und Verlierer geben. Wir
würden einen deutlicheren multilateralen Ansatz
der US-Regierung erwarten. Der Internationale
Währungsfonds würde gestärkt werden und hätte
mehr Power, um ärmere Länder zu stützen.
Joe Biden wird zunächst die Folgen der Pandemie
bekämpfen und die heimische Wirtschaft in den
Mittelpunkt stellen. Aber auch die Beziehungen
zu China werden weiterhin im Fokus stehen, wobei
der steigende Einfluss Chinas eine überparteiliche
Sorge bleibt.
Abhängig vom Ausgang der Wahlen wird es eher eine
Aufwertung oder eine Abwertung des US-Dollars geben,
was sich jeweils auf die Schwellenländer auswirken
wird. Wenn der Dollar schwächer wird, würde dies
natürlich den Währungen der Schwellenländer
zugutekommen. Wenn der Dollar aufgrund der guten
Entwicklung der US-Wirtschaft stärker wird, könnte
sich dies auf die Schwellenmärkten ebenfalls positiv
auswirken, sofern die US-Wirtschaft das globale
Wachstum fördert. Aber wenn der Dollar aufgrund
höherer Zinssätze stärker wird, wäre dies für die
Schwellenmärkte eher nachteilig.
Der Nahe Osten wird verlieren
Wenn Biden gewinnt, wird einer der größten Verlierer
wahrscheinlich der Nahe Osten sein. Die Ölexporteure
müssten ihre Geschäftsmodelle umstellen, um sich in
eine neue globale Weltordnung einzugliedern, die sich
stärker auf die Bekämpfung des Klimawandels konzentriert.
Ein Sieg von Biden könnte eine aggressivere Haltung
gegenüber der Türkei und Russland mit sich bringen,
was dort zu einer deutlicheren Untergewichtung führen
könnte. In Mexiko dagegen könnten die wahrscheinlich
besseren handelspolitischen Beziehungen zu den USA
von Vorteil sein.
Und dann bleibt noch eine der wichtigsten Fragen, wie
die USA in den nächsten Jahren mit dem Iran umgehen werden.
Wenn ein Sieg von Biden zu Verhandlungen und einer
Aufhebung der Sanktionen führen sollte, könnte dies
Auswirkungen auf das Öl-Angebot haben. Dies würde Druck
auf das OPEC+-Abkommen ausüben und damit Unsicherheit
schaffen.
Bei allen Überlegungen: Die größte Auswirkung auf
die Entwicklung in den Schwellenländern wird - mehr noch
als das Wahlergebnis in den USA - der Verlauf der
COVID-19-Pandemie sein. Er wird bestimmen, wie sich die
Länder im Laufe des nächsten Jahres erholen werden und
welche Schuldenlast sie zu tragen haben.“
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Quelle: Investmentfonds.de
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