Investmentfonds.de
17.11.2020:
ifo Institut: Für Geringverdienende lohnt sich Arbeit zu wenig
Köln, den 17.11.2020 (Investmentfonds.de) -
Prof. Dr. Andreas Peichl, ifo-Forscher und
Maximilian Blömer Bertelsmann Stiftung
München, 17. November 2020 - Für Alleinstehende mit
Niedriglohn ist es finanziell kaum interessant,
Vollzeit zu arbeiten. Bei einem zusätzlichen Bruttolohn
von 10 Euro pro Stunde bleiben für Kinderlose netto
nur 2,50 bis 3,90 Euro übrig. Das ergibt sich aus einer
Studie der ifo-Forscher Andreas Peichl und Maximilian
Blömer für die Bertelsmann Stiftung.
"Die Ursache ist ein fatales Zusammenwirken von Steuern,
Abgaben und dem Entzug von Sozialleistungen", sagt Peichl.
"Dieser Systemfehler muss beseitigt werden. Die
Arbeitsbevölkerung schrumpft, wir brauchen bald jede
Hand an Deck."
Ähnliche Rechnungen gelten Peichl und Blömer zufolge auch
für Alleinerziehende mit zwei Kindern, meist Mütter. Hier
rechnet sich bereits eine Beschäftigung über einen
Kleinstjob mit 100 Euro im Monat hinaus kaum. Bei der
Aufnahme eines Minijobs bleiben von 10 Euro pro Stunde nur
3,80 Euro des zusätzlich verdienten Einkommens übrig,
verglichen mit einem Anspruch auf Arbeitslosengeld II.
Ist es ein Teilzeitjob mit 20 Wochenstunden, bleiben von
10 Euro brutto nur 2,90 Euro übrig, bei einem Vollzeitjob
mit 40 Wochenstunden sind es 3,90 Euro.
Auch in Paarhaushalten werden Zweitverdienende mit hohen
Steuern und Abgaben belastet, wenn sie Teilzeit- oder
Vollzeit arbeiten. Grund dafür ist das Ehegattensplitting
im deutschen Steuersystem. Verdient ein Partner zum Beispiel
48.000 Euro brutto im Jahr, würde der oder die
Zweitverdienende bei einem Stundenlohn von 10 Euro und
einem Minijob (10 Wochenstunden) 5.400 Euro im Jahr
hinzuverdienen. Bei einem Teilzeitjob mit 20 Wochenstunden
mit 10 Euro brutto bleiben der Familie 6.293 Euro im Jahr
zusätzlich. "Also hätte der oder die Zweitverdienende, der
doppelt so viel arbeitet, weniger als 1.000 Euro im Jahr mehr
in der Tasche. Da stimmt etwas ganz Grundsätzliches nicht",
sagt Peichl. "Das ist nicht gerecht, und es ist kein Anreiz
insbesondere für Frauen, mehr zu arbeiten, obwohl jetzt
die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach in die Rente
gehen." Von 7,6 Millionen Ehefrauen im Erwerbsalter haben
6 Millionen ein geringeres Einkommen als der Mann und sind
demnach Zweitverdienerinnen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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