Investmentfonds.de
08.12.2020:
ifo Brexit Handel
Köln, den 08.12.2020 (Investmentfonds.de) -
Prof. Dr. Lisandra Flach,Leiterin des ifo Zentrums
für Außenwirtschaft
Brexit trifft Großbritanniens Handel
härter als den der EU
München, 8. Dezember 2020 - Der Brexit trifft
das Vereinigte Königreich härter als die EU.
Das geht aus den Zahlen zum gegenseitigen Handel
hervor, die das ifo Institut ausgewertet hat.
Demnach ist der Anteil der EU am Handel der
Insel viel größer als umgekehrt. Und das gilt
auch für Produkte, bei denen es nur wenige
Lieferanten gibt. "Beide Seiten verlieren beim
Brexit, nur das Vereinigte Königreich eben deutlich
mehr. Ein Handelsabkommen ab 1. Januar liegt im
beiderseitigen Interesse", sagt Lisandra Flach,
die Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft.
Im Jahr 2019 wickelte Großbritannien 50 Prozent
seiner Importe und 47 Prozent seiner Exporte mit
der EU27 ab. Damit ist die EU der größte Markt für
das Vereinigte Königreich. Für die EU27 hingegen ist
die Insel wesentlich weniger wichtig: Im Jahr 2019
gingen nur 4 Prozent der Exporte dorthin und
6 Prozent kamen dorther.
Bei Produkten mit nur einem bis fünf Lieferanten,
die also schwieriger zu ersetzen sind, ist das Bild
ähnlich. Diese Produkte kommen für Großbritannien zu
64 Prozent aus der EU. Für die meisten EU-Länder
liegt der Anteil dieser Produkte von der Insel nur
bei 2 bis 7 Prozent. Ausreißer nach oben sind Zypern
mit 10 Prozent, Malta mit 10 Prozent und Irland mit
30 Prozent. "In allen europäischen Ländern sind nur
wenige Güter in hohem Maße von Importen aus dem
Vereinigten Königreich abhängig. Daher wird der
Anstieg der Handelskosten durch den Brexit für die
Unternehmen in den EU27-Ländern eine wesentlich
geringere Auswirkung haben als für die Unternehmen
auf der Insel zu erwarten ist", sagt Flach.
Die ifo-Forscher sind sogar noch mehr in die
Einzelheiten gegangen und haben herausgefunden, dass
Deutschland nur neun Güter ausschließlich aus
Großbritannien bezieht. Ihr Anteil am Wert der
deutschen Gesamtimporte (in Euro) beträgt weniger
als 0,001 Prozent. Die neun Güter, die mit
vollständiger Abhängigkeit von Großbritannien stammen,
sind organische chemische Erzeugnisse, tierische und
pflanzliche Fette und Öle sowie jeweils ein Erzeugnis
zu fotografischen oder filmischen Zwecken und dem der
Kernreaktoren, Kessel Maschinen, Apparate und
mechanischen Geräte.
Alle neun Güter werden als Zwischenprodukte eingestuft.
Umgekehrt erhöht die vollständige Abhängigkeit von
einem Herkunftsland das Risiko negativer Schocks für
das Vereinigte Königreich weiter. So importiert die
Insel 53 Güter ausschließlich aus Deutschland, von
denen rund 77 Prozent Zwischenprodukte sind. Der
überwiegende Teil sind organische chemische Erzeugnisse.
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Quelle: Investmentfonds.de
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