Investmentfonds.de
16.12.2020:
JK Capital: Was können wir 2021 von den chinesischen Aktienmärkten erwarten?
Köln, den 16.12.2020 (Investmentfonds.de) -
Fabrice Jacob, CEO JK Capital Management Ltd.,
einem Unternehmen der La-Française-Gruppe
Was können wir 2021 von den chinesischen
Aktienmärkten erwarten?
2020 neigt sich dem Ende zu und wir beschäftigen
uns mit der Frage, wie sich China, unser
wichtigstes Anlageuniversum, 2021 entwickeln könnte.
Zum zweiten Mal in Folge hat China outperformt - der
MSCI China legte 2019 um 20,4 Prozent zu und in
diesem Jahr bisher um weitere 23,3 Prozent
(Stand 11.12.2020).
Die chinesische Wirtschaft erholt sich weiterhin
schnell mit einem BIP-Wachstum im dritten Quartal von
+4,9 Prozent im Jahresvergleich. Die Makrodaten für
November waren sehr gut, und alle Anzeichen deuten
auch auf einen starken Dezember hin. Aber irgendwann
wird das Wachstum ein Plateau erreichen, da auch
China nicht ewig von der Post-Corona-Erholung
profitieren kann.
Dieses Plateau könnte jedoch später erreicht werden
als ursprünglich erwartet - die zweite Corona-Welle
in Europa und den USA führte wieder zu vermehrten
Lockdowns, was sich positiv auf die chinesischen
Exporte auswirkt. Das Gleiche geschah in der ersten
Jahreshälfte 2020, als zahlreiche europäische Fabriken
schließen mussten.
Die chinesischen Exporte stiegen im letzten Monat
sprunghaft an, von +11,4 Prozent im Oktober auf
+21,1 Prozent im November (in USD).
Chinas Handelsbilanzüberschuss lag im November bei
75 Mrd. USD (bzw. 63 Mrd. USD saisonbereinigt)
und war damit so hoch wie nie zuvor.
Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass die von den USA
gegen China verhängten Handelszölle keine großen
Auswirkungen auf die chinesischen Exporte hatten,
wenn überhaupt.
Doch der enorme Exportanstieg in 2020 kann sich nicht
ewig fortsetzen, da die Corona-Impfstoffe im nächsten
Jahr verfügbar sein werden und die Welt hoffentlich
wieder zur Ruhe kommt.
Li Keqiang, der chinesische Premierminister, sagte am
24. November, dass "[China] eine ausgeglichene
Handelsbilanz und auf keinen Fall einen Handelsüberschuss
anstrebt." Das heißt, dass China eine Währungsaufwertung
wahrscheinlich nicht verhindern wird, sollte es dazu
kommen.
Warum sollte der RMB weiter an Wert gewinnen und was wären
die Auswirkungen auf die chinesischen Aktienmärkte? Das
hängt zum großen Teil von Chinas Geldpolitik einerseits
und von der Fiskalpolitik der USA andererseits ab.
Ökonomen sind sich uneinig, wenn es darum geht, Chinas
Geld- und Fiskalpolitik im Jahr 2021 zu prognostizieren.
Nur wenige sind der Meinung, dass China weiterhin eine
lockere Fiskalpolitik betreiben sollte, da die Wirtschaft
weiter stimuliert werden müsse. Die Corona-Krise ist noch
nicht vorbei, lokale Infektionsherde tauchen vereinzelt
auf, und bestimmte Sektoren sind noch nicht zur
Normalität zurückgekehrt (Transport, Gastgewerbe).
Andere Ökonomen scheinen gleichermaßen geteilter Meinung
zu sein zwischen jenen, die an einem Status quo des
aktuellen geld- und fiskalpolitischen Kurses festhalten,
und solchen, die für eine Verschärfung im ersten Halbjahr
2021 plädieren. Wir tendieren eher zu letzterer Meinung.
Angesichts der jüngsten Inflationszahlen könnte unserer
Meinung nach ein Zinsanstieg bevorstehen. Der Verbraucher-
preisindex fiel im November auf -0,5 Prozent im
Jahresvergleich.
Das ist jedoch ausnahmslos auf den sehr volatilen
Schweinefleischpreis und den hohen Basiseffekt vor einem
Jahr zurückzuführen, als China von der Schweinegrippe
betroffen war. Der Schweinefleischpreis, die größte Position
des CPI-Indexes, fiel um 12,5 Prozent im Jahresvergleich.
Tatsächlich steigen die Kernverbraucherpreise mit einer
Geschwindigkeit von +0,5 Prozent im Jahresvergleich.
Der Erzeugerpreisindex, ein Indikator für die zukünftige
Entwicklung des CPI, stieg im November um 0,5 Prozent im
Monatsvergleich, der deutlichste Anstieg seit September
2018. Kurzum: Trotz irreführender Jahres-Kerninflationsraten
steigt die Inflation in China tatsächlich an, und es wird
erwartet, dass sie sich in den kommenden Monaten weiter
beschleunigen wird. Dies wird die chinesische Regierung
dazu veranlassen, die Zinssätze im Jahr 2021 anzuheben,
was dazu beitragen wird, den Handelsbilanzüberschuss zu
verringern, indem der RMB aufgewertet wird. Als Vorbote
hat die chinesische Regierung bereits begonnen, Druck aus
dem überhitzten Immobiliensektor zu nehmen, indem sie die
am stärksten überschuldeten Bauträger zum Verkauf von
Beständen zwingt.
Warum ist die US-amerikanische Finanzpolitik in diesem
Zusammenhang wichtig? Die linksgerichtete Politik Joe Bidens
zur Bekämpfung des Klimawandels und der Verbesserung des
Sozialstaats wird höchstwahrscheinlich das Haushaltsdefizit
der USA ausweiten. Das wird sich negativ auf den US-Dollar
auswirken und den RMB weiter aufwerten. Ob Joe Biden Erfolg
haben wird, hängt weitgehend davon ab, ob er die Kontrolle
über den Senat gewinnt. Die Antwort wird am 5. Januar 2021
aus dem Bundesstaat Georgia kommen. Sollte ihm das gelingen,
wird der RMB im Jahr 2021 voraussichtlich noch mehr zulegen
und China noch mehr Kapital anziehen, zumal China in den
allermeisten Anlageportfolios nach wie vor massiv
untergewichtet ist.
Die Kombination aus den weitesten Zinsspreads zwischen den
Industrienationen und China sowie dem anhaltenden Aufwärtsdruck
auf den RMB könnte die chinesischen Aktien das dritte Jahr in
Folge steigen lassen. Ein endloser Strom an Liquidität und das
beispiellose Quantitative Easing der westlichen Zentralbanken
geben weitere Impulse.
Der MSCI China wird derzeit mit dem 15,1fachen der in 2021
erwarteten Gewinne gehandelt, wenn die Erträge in China im
Jahr 2021 um 19,3 Prozent wachsen (Quelle: Bloomberg).
Der Bloomberg-Konsens für Chinas BIP-Wachstum liegt bei
+2,0 Prozent im Jahr 2020 und +8,2 Prozent im Jahr 2021.
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Quelle: Investmentfonds.de
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