Investmentfonds.de
15.01.2021:
ifo Schulschließungen
Köln, den 15.01.2021 (Investmentfonds.de) -
Prof. Dr. Ludger Wößmann,ifo-Bildungsforscher
ifo-Bildungsforscher Wößmann: Vorrang für Schulunterricht
München, 15. Januar 2021 - Der ifo-Bildungsforscher
Ludger Wößmann hat sich für einen Vorrang des
Schulunterrichts und für andere Schwerpunkte in der
Corona-Bekämpfung ausgesprochen.
"Es gibt keinen effektiven Schutz in Alten- und
Pflegeheimen, keine entschiedenen Regeln für
Großraumbüros und für andere Arbeitsplätze sowie
für Reisen. Außerdem werden die geltenden
Kontaktregeln vielerorts nur halbherzig
durchgesetzt", kritisiert er in einem Beitrag für
die Wirtschaftswoche. "Andere europäische Länder
haben die Schwerpunkte andersherum gesetzt: Schulen
auf, dafür weit stärkere Einschränkungen des
öffentlichen Lebens außerhalb der Schulen."
Durch eine konsequentere Beschränkung der Kontakte
in der erwachsenen Bevölkerung könne die junge
Generation weniger stark belastet werden.
Wößmann zufolge sind die Schäden durch die
Schulschließungen enorm. Für den einzelnen Schüler
müsse über das gesamte Berufsleben gerechnet im
Durchschnitt mit einem rund drei Prozent geringerem
Erwerbseinkommen gerechnet werden, wenn ein Drittel
eines Schuljahres verloren gehe. Auch für die
Volkswirtschaft insgesamt müsse Deutschland mit
langfristigen Wachstumsverlusten rechnen, mit einer
durchschnittlich 1,5 Prozent niedrigeren
Wirtschaftskraft bis zum Ende des Jahrhunderts.
Das entspräche etwa 2,5 Billionen Euro.
Schulöffnungen könnten nach dem Alter gestaffelt werden,
schreibt Wößmann weiter. Für die Klassen 1 bis 6 sollte
Präsenzunterricht so schnell wie möglich stattfinden,
unter Berücksichtigung aller bekannten Schutzmaßnahmen,
mit der Staffelung von Unterrichtsbeginn und Pausen.
Außerdem sei in vielen Schulen bereits erfolgreich ein
täglicher Wechselunterricht erprobt worden, bei dem
die Hälfte der Jugendlichen zu Hause online per Video
am Unterricht teilnimmt. Drittens könnten Lehrkräfte
den Stoff auch bei geschlossenen Schulen im
Online-Video-Unterricht vermitteln. Viele Schulen seien
mittlerweile auf digitalen Distanzunterricht vorbereitet,
die anderen müssten jetzt folgen. Dazu bedürfe es
umgehend klarer Vorgaben der Politik, dass an allen
Schulen für alle Schüler täglich in allen Fächern
Unterricht per Video stattfinden muss.
"Wenn wir nur eine Lehre aus dem Frühjahr ziehen sollten,
dann die: Das Bereitstellen von Arbeitsblättern ist kein
Unterricht", schreibt Wößmann.
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Quelle: Investmentfonds.de
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