Investmentfonds.de
01.02.2021:
Euroswitch: Mehr gesunder Menschenverstand
Köln, den 01.02.2021 (Investmentfonds.de) -
Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der
Vermögensmanagement Euroswitch
Mehr gesunder Menschenverstand für die Marktwirtschaft
Je erfolgreicher die Marktwirtschaft für den Wohlstand
der Weltbevölkerung ist, desto mehr scheint sie um ihren
Bestand bangen zu müssen. Zweifelsohne haben es dank
Marktwirtschaft und Globalisierung Hunderte Millionen aus
der Armut geschafft - behauptet wird aber oft das Gegenteil.
"Der Aktienmarkt scheint einer der letzten Märkte zu sein,
der sich nach realwirtschaftlichen Aspekten im gewissen
Rahmen rational, also marktwirtschaftlich, verhält. Auch
erfüllt er im Wesentlichen die Lenkungsfunktion, das bedeutet
das Unternehmen erhält am meisten Geld durch die Anleger,
welches es wertschöpfend einsetzen kann", erklärt Thomas
Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Vermögensmanagement
Euroswitch. Diese Lenkungsfunktion werde aber zunehmend
politisch beeinflusst. "Insbesondere die Dekarbonisierungs-
Ziele der Regierungen finden ihren Weg in Anlagevorschriften
und Anlageempfehlungen, die ungeachtet betriebswirtschaftlicher
Effizienz immer mehr Anlagegelder in Unternehmen spült, die
zwar -grün- sind, aber nicht zwingend erfolgreich und damit
wertschöpfend", wundert sich Böckelmann. Die Kursentwicklungen
mancher grüner Aktien erinnern an die von Kryptowährungen und
die Technologieblase 2000 - Enttäuschungen seien daher
vorprogrammiert. Da der Zinsmarkt beginnend mit der
Finanzkrise 2008 und verstärkt seit der Pandemie kaum mehr
eine Marktfunktion übernimmt, da faktisch Interventionen der
Notenbanken den maximalen Zins bestimmen und nicht mehr die
eigentlichen Risiken der Geldanlage, bleibt der Aktienmarkt
trotz jüngster Entwicklungen ohne Alternative. "Es kommt darauf
an, die wirklich wichtigen Informationen zu filtern, zu
bewerten und selektiv in hohe Qualität zu investieren", ist
Böckelmann überzeugt.
Politik hinkt in vielerlei Hinsicht hinterher
Fehlentwicklungen werden oft dem Markt oder der Wirtschaft
zugeschrieben, obwohl politische Fehlentscheidungen wesentlich
für ausbleibende Wunschergebnisse verantwortlich sein dürften.
Sei es in Fragen zu wenigen Wohnraums, wo Bauverordnungen und
Mieterschutzgesetze bis zu Mietdeckeln Neubauten verhindern oder
sei es in der aktuellen Impfdebatte, in der man trotz eigener
Fehler gerne auf Unternehmen als Schuldige zeigt. "Eigentlich
muss man der Marktwirtschaft und der Wettbewerbsfähigkeit der
Unternehmen dankbar sein, dass diese in zehn Monaten Impfstoffe
entwickeln, wofür man sonst zehn Jahre benötigt. Statt die
Hersteller zu beschimpfen, sollte man jetzt eher an Lösungen
arbeiten", sagt Böckelmann. Neben fehlenden Mengen scheinen
auch prinzipiell politisch verursachte Probleme in der Logistik
vorzuherrschen. "Es tut gut, dass nach Tagen der Debatte unser
Finanzminister am Donnerstag im US-Fernsehsender CNBC erstmals
zugab, zu spät Impfstoff bestellt zu haben. Insofern scheint
Einsicht der schnellste Weg zur Besserung", erläutert Böckelmann.
Neues Phänomen: Aufstand der Kleinanleger
Was sich zum Jahresende bereits andeutete, scheint daher
Realität zu werden. "Die Impfstoffprogramme dauern schlichtweg
zu lange, damit die Weltwirtschaft schnell und stark genug
anziehen kann, um die jüngsten Aktienkursanstiege rechtfertigen
zu können", sagt Böckelmann. Mit dieser Erkenntnis nahmen
die Kursschwankungen im Monatsverlauf signifikant zu, jedes
präsentierte Jahresendergebnis der Unternehmen wurde noch mehr
als sonst kritisch hinterfragt.
Verstärkt wurden die Marktunsicherheiten auch durch Aktivitäten
von Kleinanlegern, die sich über Internetplattformen verabredeten,
um gezielt durch starke Hebelung ihrer Geldeinsätze gegen die
Positionen von Finanzinstitutionen zu spekulieren. "Dass hinter
jeder Aktie ein Unternehmen mit Mitarbeitern steht, dass die Märkte
eng miteinander verbunden und Kettenreaktionen nicht
auszuschließen sind, scheint den handelnden Akteuren entweder
nicht bewusst oder völlig egal", fasst Böckelmann zusammen.
Bei den Aktionen ging es nicht nur um kleinere Aktientitel.
Selbst Nokia, einer der fünfzig größten Aktientitel Europas,
erlebte Kursschwankungen von 30 % binnen
weniger Minuten. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass die
Kapitalmärkte strengere Regulierungen erfahren, um solchen
Ereignissen Einhalt zu gebieten", so Böckelmann.
Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher
Indikator für die aktuelle und zukünftige Wertentwicklung.
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Quelle: Investmentfonds.de
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