Investmentfonds.de
08.02.2021:
Franklin Templeton: Für den US-Dollar wird die Lage komplexer
Köln, den 08.02.2021 (Investmentfonds.de) -
Anujeet Sareen, Portfoliomanager bei Brandywine Global,
einem spezialisierten Investmentmanager und Teil von
Franklin Templeton
Für den US-Dollar wird die Lage komplexer
Er ist noch immer die wichtigste Währung der Welt
und unter anderem Leitwährung der Rohstoffmärkte:
der US-Dollar. Hinzu kommt, dass sich viele
Volkswirtschaften aus Schwellenländern in Dollar
refinanzieren. Seit Ende März 2020 ist der US-Dollar
unaufhaltsam und kontinuierlich gesunken.
Anujeet Sareen, Portfoliomanager bei Brandywine Global,
einem spezialisierten Investmentmanager und Teil von
Franklin Templeton, kommentiert den Einbruch der
Leitwährung und erläutert, was künftig auf den US-Dollar
zukommt.
1. Verstärkte weltweite Erholung
Die Kombination aus wirksamen Maßnahmen zur Bekämpfung
des Coronavirus, einschließlich Versorgung, Behandlung,
Kontaktbeschränkungen und so weiter, und einer
substanziellen Geld- und Fiskalpolitik hat zu einer
Verbesserung der Aussichten für die Weltwirtschaft geführt.
Unterdessen wurde der US-Dollar als Weltreservewährung im
März 2020 inmitten der Krise stärker und schwächt sich
seitdem kontinuierlich ab, während sich die globalen
Wachstumsaussichten verbessern.
2. Veränderte Wachstumserwartungen
Die Erwartungen an das relative Wachstum haben sich vom
Wachstum in den USA zugunsten des Wachstums außerhalb der
USA verschoben - insbesondere nach den Meldungen über die
Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe. Die US-Wirtschaft hat
eine kräftige Erholung durchlaufen, die sich voraussichtlich
fortsetzen wird. Mit Ausnahme von China entwickelte sich der
Rest der Welt in der ersten Hälfte des Jahres 2020 jedoch
deutlich schlechter. Diese Länder werden sich wahrscheinlich
ebenfalls stark erholen. Entwickelt sich das US-Wachstum
unterdurchschnittlich, insbesondere in einem sich
verbessernden globalen Wachstumsumfeld, gibt der Dollar
in der Regel nach.
3. Verzögerte Normalisierung
Zusätzlich zu ihrer Beteiligung an der Lockerung der
globalen geldpolitischen Bedingungen unternahm die Fed einen
weiteren Schritt zur Formalisierung des durchschnittlichen
Inflationsziels. Im Gegensatz zu früheren Zyklen wird die
Fed die Stimulierungsmaßnahmen nicht zurücknehmen, wenn die
Inlandskonjunktur anzieht. Stattdessen wird sie abwarten,
bis sich die Inflationsdynamik stärker um das Ziel herum
eingependelt hat, bevor sie handelt. Folglich können die
realen Renditen prozyklisch sinken und genau das ist in den
vergangenen Monaten geschehen. Dies übte auf den Dollar
zusätzlichen Druck aus.
4. Wachsendes Handelsbilanzdefizit
Schließlich hat sich die US-Handelsbilanz für Waren und
Dienstleistungen in den vergangenen sechs Monaten drastisch
verschlechtert; das Defizit im November war das größte seit
weit über einem Jahrzehnt. Dieser Rückgang spiegelt zum Teil
die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit des US-Dollars, die
relativ höhere fiskalische Unterstützung für die Einkommen
der US-Haushalte und den idiosynkratische Charakter dieses
Aufschwungs wider, der den Konsum von Gütern gegenüber dem
Konsum von Dienstleistungen fördert.
Was kommt als nächstes auf den US-Dollar zu?
Von all diesen Themen wird vor allem das globale Wachstum
weiterhin eine große Rolle spielen. Die Frühindikatoren
scheinen für das Wachstum 2021 durchgängig positiv zu sein und
da der Anstieg der Coronavirus-Infektionen und die Impfmaßnahmen
die Länder zur Herdenimmunität führen, werden wir in diesem Jahr
auch eine beschleunigte starke Nachfrage im Dienstleistungssektor
erleben. Unserer Ansicht nach wird das Jahr 2021 eines der
stärksten Jahre in der Geschichte werden. Daher bleibt diese
Thematik ein belastender Faktor für den US-Dollar.
Auch die US-Handelsbilanz in der ersten Jahreshälfte 2021 wird
eine Belastung darstellen: Eine weitere Steigerung der Kaufkraft
der US-Haushalte, die durch die Phasen vier und fünf der
fiskalischen Stimulierung angekurbelt wurde, wird dadurch
eingeschränkt, dass nur begrenzt Geld für Dienstleistungen
ausgegeben werden kann. Diese Kräfte dürften zu einer weiteren
Schwächung der Handelsbilanz führen, was ebenfalls negativ für
den Dollar ist.
Die Lage verdichtet sich
Im Gegensatz zur Technologie- und Telekommunikationskrise in den
frühen 2000er-Jahren und der globalen Finanzkrise 2008 war die
letztjährige Rezession nicht in erster Linie ein Problem der USA.
Es war ein weltweites Problem. Nun muss man nicht zwingend davon
ausgehen, dass die US-Wirtschaft in ihrer Erholung hinterherhinkt,
wie es von 2001 bis 2007 und 2009 bis 2011 der Fall war. In den
frühen 2000er-Jahren brauchten die USA Zeit, um sich von dem
Investitionsüberhang der Technologie-/Telekommunikationspleite
zu erholen. In ähnlicher Weise brauchte der US-Finanz- und
Immobiliensektor in den Jahren 2009 bis 2011 Zeit, um sich zu
erholen und den entlassenen Arbeitnehmern die Möglichkeit zu
geben, neue Arbeitsplätze in neuen Branchen zu finden. Dies waren
besonders ausgeprägte Probleme für die US-Wirtschaft, die in diesen
Zeiträumen zu einer unterdurchschnittlichen Entwicklung des
Wachstums führten. Damals verfolgte die Fed eine weitaus lockerere
Geldpolitik als andere Zentralbanken.
Heute hat die Fed zusammen mit den Zentralbanken weltweit die
Geldpolitik gelockert. Mit Ausnahme der People‘s Bank of China
unterscheidet sich die aktuelle Geldpolitik der Fed nicht
wesentlich von der anderer großer Zentralbanken. Die Erholung
des US-Wachstums verläuft dieses Mal absolut und relativ gesehen
deutlich ausgeprägter, weil die Finanzbehörden den privaten Sektor
stärker finanziell unterstützt haben. Darüber hinaus sind die USA
weltweit führend bei der Bereitstellung genau der
Technologiedienstleistungen, die sich im Jahr 2020 als
unverzichtbar erwiesen haben. Der zusätzliche fiskalische Stimulus
aus dem Dezember-Paket und die bevorstehenden Konjunkturmaßnahmen
der Biden-Regierung werden wahrscheinlich den inländischen
Wachstumskurs stärken, selbst wenn ein Teil dieser Nachfrage im
Handelssektor verpufft. Außerdem werden in den USA Impfungen stärker
vorangetrieben als in anderen führenden Ländern, mit Ausnahme
Großbritanniens. Daher könnte die US-Wirtschaft ihre Produktionslücke
schneller schließen als die meisten anderen Länder. Vielleicht
begünstigt das relative Wachstum also die USA. Die jüngste
Outperformance von US-amerikanischen Small Caps gegenüber
ausländischen Small Caps könnte diese Entwicklung einpreisen.
Diese Diskussion führt uns zur Fed. Mit ihrem neuen
durchschnittlichen Inflationsziel hat die Fed deutlich gemacht,
dass ein stärkeres Wachstum nicht ausreicht, um eine Änderung
der Politik zu bewirken. Die derzeitige Politik der Fed spiegelt
jedoch zum Teil Notfallmaßnahmen für die pandemiebedingte Rezession
und zum Teil den Wechsel zu einem durchschnittlichen Inflationsziel
wider. Sobald der Aufschwung in den USA, der vermutlich durch
beträchtliche fiskalische Anreize beschleunigt wird, an Fahrt
gewinnt, wird die Fed zunehmend vor der Aufgabe stehen, diese beiden
gegensätzlichen Faktoren auszutarieren.
Ein schmaler Grat
Was bedeutet all dies für den Dollar? In der ersten Jahreshälfte 2021
dürfte er noch weiter fallen, insbesondere gegenüber den
Schwellenländer- und rohstoffgebundenen Währungen mit höherem Beta.
Anders als in der zweiten Jahreshälfte 2020 dürfte der Rückgang des
US-Dollars jedoch volatiler sein, da die Fed auf diesem schmalen Grat
wandert: zwischen deutlich über dem Trend liegendem Wachstum, dem
abnehmenden Bedarf an Stimulierungsmaßnahmen und der Absicht, ihr
Inflationsziel deutlicher zu erreichen.
Risikohinweis
Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher
Indikator für die aktuelle und zukünftige Wertentwicklung.
Anlagen in Fremdwährungen unterliegen dem zusätzlichen Risiko
der Wechselkursschwankungen. Nähere Informationen zu den mit
einer Fondsanlage verbundenen Risiken finden Sie in den
Verkaufsunterlagen des jeweiligen Fonds.
Disclaimer
Eine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit
der Angaben können wir nicht übernehmen, und keine
Aussage in diesem Artikel ist als solche Garantie zu
verstehen. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle
Einschätzung des Verfassers/der Verfasser wieder -
und stellen nicht notwendigerweise die Meinung von
(Franklin Templeton) oder deren assoziierter Unternehmen dar.
Die in diesem Artikel zum Ausdruck gebrachten Meinungen
können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Weder
(Franklin Templeton) noch deren assoziierte Unternehmen
übernehmen irgendeine Art von Haftung für die
Verwendung dieses Artikels oder dessen Inhalt.
Wichtiger Hinweis: Alle Angaben und Links in diesem
Dienst wurden sorgfältig nach bestem Wissen und Gewissen
zusammengestellt. Für die Richtigkeit der Informationen und
Inhalte der Links wird jedoch keine Gewähr übernommen. Keine
der Informationsangaben ist als Werbung oder Angebot zu
verstehen. Bitte fordern Sie für jede (Geld-) Anlageentscheidung
den jeweils gültigen Verkaufsprospekt und Geschäftsbericht an
und vereinbaren einen Beratungstermin mit einem professionellen
Anlageberater.
------------- Anzeige -----------------
------------- Anzeige ------------------
Quelle: Investmentfonds.de
|