Investmentfonds.de
17.02.2021:
J.P. Morgan AM: Traditionellen Balanced-Ansatz überdenken
Köln, den 17.02.2021 (Investmentfonds.de) -
Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei
J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt
J.P. Morgan Asset Management:
Es ist an der Zeit, den traditionellen
Balanced-Ansatz zu überdenken
Staatsanleihen können ihre klassische
Ertrags- und Diversifikationsfunktion nicht
mehr erfüllen
Chancenspektrum mit Unternehmensanleihen
erweitern
Alternative Anlageklassen wie Immobilien,
Infrastruktur und Makro-Strategien können stabile
Erträge und Abwärtsschutz bieten
Frankfurt, 15. Februar 2021 - Laut den Experten
von J.P. Morgan Asset Management hat die Coronakrise
einen Trend verstärkt, der sich bereits seit einiger
Zeit abzeichnet: Der traditionelle Balanced-Ansatz
beim Aufbau eines Portfolios, also die relativ
gleichmäßige Aufteilung der Allokation zwischen
Aktien und Anleihen sehr hoher Bonität, scheint
angesichts zementierter Niedrigzinsen überholt.
"Bis dato war eines der Leitprinzipien des
Portfolioaufbaus ein signifikantes Investment in
Staatsanleihen. Diese boten nicht nur regelmäßige
Zinszahlungen, sondern galten vor allem dank der
Aussicht auf starke Kursgewinne während einer
Rezession als ,sichere Anlagehäfen', und konnten
obendrein als Ausgleich von Aktienengagements
fungieren. Heutzutage bieten Staatsanleihen weltweit
mit ihren niedrigen Ausgangsverzinsungen jedoch nur
ein geringes Ertrags- und Gewinnpotenzial",
erläutert Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei
J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt. Dies
zwinge Anleger, ihren Ansatz sowohl in Bezug auf
Diversifizierung als auch Ertragsgenerierung zu
überdenken und nach Alternativen zu Staatsanleihen
Ausschau zu halten.
Coronakrise legt Misere der Staatsanleihen offen
In den letzten 20 Jahren mussten Anleger vier große
Krisen überstehen: Nach dem Platzen der Tech-Blase
im März 2000 verlor der DAX über 50 Prozent seines
Wertes, in der Finanzkrise sogar 60 Prozent. Während
der Eurokrise waren es immerhin minus 27 Prozent und
in der Coronakrise minus 37 Prozent. "Während in den
ersten drei Krisen Bundesanleihen zumindest einen Teil
der Verluste auf der Aktienseite durch Kursgewinne
kompensieren konnten, legte die Coronakrise die ganze
Misere der Niedrigzinsen für Anleger offen", erklärt
Tilmann Galler. Der Gesamtertrag der zehnjährigen
Anleihen in den fünf Wochen des Corona-Crashs war mit
-0,45 Prozent sogar leicht negativ.
"Zum ersten Mal seit den inflationären 1970er Jahren
waren also Staatsanleihen nicht mehr in der Lage, einen
Bärenmarkt nennenswert abzufedern", erklärt der
Kapitalmarktexperte. Die Ursache ist schnell gefunden:
Dank anhaltender Anleihekäufe der EZB lagen die Renditen
der Bundesanleihen schon vor der Pandemie bei
-0,42 Prozent. Es war demnach kein großer Spielraum mehr
vorhanden für Kursgewinne aufgrund fallender Renditen.
Die Pandemie habe aus diesem europäischen Problem für
Anleger eine inzwischen globale Herausforderung werden
lassen: Mehr als ein Drittel aller Industrieländer-
Staatsanleihen haben eine negative Rendite und 85 Prozent
rentieren unter einem Prozent.
Es gibt noch Anleihensegmente mit attraktiven Zinsen
Doch welche Chancen bieten sich heute noch, höhere
Erträge im defensiven Teil des Portfolios zu erzielen,
ohne die Risikokontrolle über Bord zu werfen? Eine
Möglichkeit seien nach Ansicht von Tilmann Galler
Unternehmensanleihen: "Angesichts der kurzfristigen
Ungewissheit sollten sich Anleger, die sich erstmals
den Unternehmensanleihen zuwenden, dabei vielleicht auf
die Segmente mit höherer Qualität konzentrieren."
Auch der Blick nach Asien könne Abhilfe schaffen.
Chinesische Staatsanleihen böten mit einer durations-
abhängigen Verzinsung von zwei bis drei Prozent fast
keine Korrelation zu globalen Aktien und seien mit dem
Potenzial für eine langfristige Währungsaufwertung
eine mögliche Lösung.
Alternative Anlageklassen mit regelmäßigen
Ertragsmöglichkeiten
Eine weitere Alternative, die von immer mehr Investoren
in Betracht gezogen werden sollte, sind Real Assets wie
Immobilien und Infrastruktur. Auch wenn diese
Anlageklassen eine geringe Liquidität aufweisen, bieten
sie attraktivere Renditen und regelmäßige Erträge.
"Sicherlich sind einige Segmente des Immobilienbereichs
in Zeiten von Covid unter Druck geraten. Wir rechnen
jedoch nicht damit, dass die Arbeitnehmer dauerhaft von
zu Hause aus arbeiten werden. Und Investitionen in
Infrastruktur konnten seit der Finanzkrise bemerkenswert
konstante und defensive Ertragsströme vorweisen. Die
Aufnahme dieser alternativen Anlageklassen in ein
Portfolio kann also einen Teil der Erträge ersetzen,
die Staatsanleihen früher boten, gleichzeitig ermöglicht
dies eine gewisse Diversifizierung gegenüber Aktien",
ist Tilmann Galler überzeugt.
Makro-Strategien können mit Abwärtsschutz
Speziell mit Blick auf den traditionell von Staatsanleihen
gebotenen Abwärtsschutz könnten nach Einschätzung von
Tilmann Galler Makro-Strategien eine Lösung sein. "Diese
haben sich in der Vergangenheit als ein guter Schutz bei
Aktienmarktbaissen erwiesen", betont der Experte.
Und so ist Tilmann Gallers Fazit: "Auch wenn Staatsanleihen
nach wie vor ein gewisses Maß an Diversifizierung bieten
und sie deshalb für Anleger nicht ganz nutzlos sind: ihre
Anfälligkeit gegenüber einem Anstieg der Inflation ist ein
nicht zu unterschätzender Malus. Wer sein Portfolio um
Unternehmensanleihen, Schwellenländeranleihen oder
alternative Anlageklassen wie Immobilien, Infrastruktur
und Makro-Strategien ergänzt, hat die Chance, die
risikobereinigten Erträge im Verhältnis zu einem
traditionellen Aktien- und Anleihenportfolio zu
verbessern", erklärt Tilmann Galler.
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Quelle: Investmentfonds.de
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