Investmentfonds.de
17.02.2021:
UBP-Kommentar: "Big Tech: Wolken am Horizont?"
Köln, den 17.02.2021 (Investmentfonds.de) -
Norman Villamin, CIO Wealth Management und Head of
Asset Allocation der Schweizer Privatbank
Union Bancaire Privée (UBP)
Big Tech: Wolken am Horizont?
Die großen Technologieunternehmen setzen ihr
Wachstum stetig fort und stehen inzwischen für
fast 20 % der gesamten US-Marktkapitalisierung.
Dies könnte regulatorische, kartellrechtliche
und steuerpolitische Maßnahmen hervorrufen.
Was dies für Anleger bedeutet, analysiert
Norman Villamin, CIO Wealth Management und
Head of Asset Allocation der Schweizer
Privatbank Union Bancaire Privée (UBP), in
seinem aktuellen Kommentar:
"Apple, Amazon, Facebook und Alphabet/Google -
die sogenannten "Big Tech-Unternehmen" - machen
mittlerweile fast 20 % der gesamten
US-Marktkapitalisierung aus. Dies kann dazu
führen, dass für diese Unternehmen in Form von
Kartellverfahren, verstärkter Regulierung und
der Aussicht auf eine nachteilige Steuerpolitik
Wolken am Horizont aufziehen.
Eine kartellrechtliche Untersuchung, insbesondere
in den Vereinigten Staaten, stellt wahrscheinlich
die größte Bedrohung dar. Allerdings lassen Kartell-
verfahren aus dem vergangenen Jahrhundert vermuten,
dass der Shareholder Value nicht unbedingt
beeinträchtigt werden muss.
Auch eine verstärkte behördliche Aufsicht zeichnet
sich ab. Allerdings hatte diese im Fall von IBM und
Microsoft in den USA die Profitabilität der
Unternehmen nicht beeinträchtigt. Regulatorischer
Druck wird sich wahrscheinlich als Gegenwind für das
Umsatzwachstum bemerkbar machen, da der zunehmende
Datenschutz zu mehr Einschränkungen bei der
Monetarisierung von Verbraucherdaten führt.
In Europa jedoch könnten Regulierungen entstehen,
die potenziell zielgerichteter sind und mittelfristig
ein Risiko für Investoren darstellen können. Während
die USA typischerweise die Aufspaltung der Unternehmen
als Abhilfe anstreben, ist der europäische Ansatz
stattdessen, die Ausübung einer Monopolmacht zu
regulieren. In Verbindung mit dem Digital Markets
Act schlägt die EU den Digital Services Act vor,
der den "Gatekeepern", die für die Inhalte auf ihren
Plattformen verantwortlich sind, wahrscheinlich
zusätzliche Betriebs- und Compliance-Kosten auferlegen
würde. Die Regelung würde auch das Risiko erhöhen,
dass bei Nichteinhaltung Bußgelder von bis zu 6 % des
jährlichen Unternehmensumsatzes verhängt werden.
Die vielleicht am stärksten unterschätzte
Herausforderung für das "Asset-light"-Geschäftsmodell
der Big Tech-Unternehmen wäre eine veränderte
Steuerpolitik in den USA und Europa. Die Big Techs
repräsentieren nicht nur einen beträchtlichen Anteil
der globalen Aktienmarktkapitalisierung, sondern
erwirtschaften auch einen erheblichen Anteil der
globalen Unternehmensgewinne - und das zu einer Zeit,
in der die Regierungen auf der Jagd nach
Steuereinnahmen sind, um die globale Pandemie zu
bekämpfen. Allerdings scheint mitten in der Pandemie
der politische Wille nicht stark genug zu sein,
zumindest nicht in den USA, um im Jahr 2021 höhere
Steuern einzuführen. Die Aussichten für das Jahr 2022
sind etwas unklarer da höhere Unternehmenssteuern und
der globale Mindeststeuersatz der OECD wahrscheinlicher
werden könnten.
Für die USA gehen die meisten Beobachter von einer
teilweisen Rücknahme der Steuersenkungen von 2017 aus,
von denen Technologie- und Kommunikationsunternehmen
überproportional profitiert haben. Darüber hinaus gibt
es einen Vorschlag, die Steuern auf solche Erträge zu
erhöhen, die von ausländischen Tochtergesellschaften
von US-Unternehmen durch immaterielle Vermögenswerte
wie Patenten, Marken und Urheberrechten erwirtschaftet
werden. Dies könnte die Steuerlast von Technologie- und
Kommunikationsunternehmen um 350-450 Basispunkte erhöhen.
Europa hat versucht, einen globalen Unternehmens-
steuerrahmen unter der Schirmherrschaft der OECD zu
schaffen.
Damit könnten Regierungen die Gewinne aus Verkäufen, die
innerhalb ihrer Jurisdiktion stattfinden, besteuern.
Die OECD möchte zudem einen globalen Mindeststeuersatz
einführen. Dieser soll verhindern, dass Unternehmen
Steuerunterschiede zwischen den Staaten ausnutzen,
und würde den Steuerwettbewerb zwischen den Ländern
unterbinden. Nach Schätzungen der OECD könnten diese
Maßnahmen die Unternehmenssteuern um bis zu 100 Mrd.
USD oder insgesamt 4 % erhöhen.
Das Geschäftsmodell "move fast and break things"
("Sei schnell und brich Regeln und Gewohnheiten",
Mark Zuckerberg) könnte bedroht sein. Dies könnte die
Fähigkeit der Big Techs einschränken, durch M&A hohe
Wachstumsraten so über den Prognosehorizont aufrecht-
zuerhalten, wie es Apple und Microsoft gemacht haben.
Die Generierung von hohem freiverfügbarem Cashflow in
Kombination mit schuldenfreien Bilanzen ermöglicht es
den Unternehmen jedoch, zu investieren und ihre
Geschäftsmodelle auf innovationsfokussierte Wachstums-
treiber auszurichten sowie gleichzeitig den Shareholder
Value über Dividenden und Aktienrückkäufe zu steigern.
Für Investoren wäre es verfrüht, sich wegen dieser
Bedrohungen aus dem Big Tech-Bereich zu verabschieden.
Ein gewisses Maß an Diversifizierung weg von etablierten
Akteuren hin zu Technologien oder Segmenten, die sich in
einem früheren Stadium befinden, kann jedoch durchaus eine
umsichtige Form des Schutzes darstellen. Gleichzeitig kann
dies die Chance bieten, von zukünftigen transformativen
Trends zu profitieren, die die Weltwirtschaft umgestalten
könnten."
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Quelle: Investmentfonds.de
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