Investmentfonds.de
08.03.2021:
J.P. Morgan AM: Chinas Position als Wirtschaftsmacht
Köln, den 08.03.2021 (Investmentfonds.de) -
Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei
J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt
Chinas Position als Wirtschaftsmacht stark wie nie zuvor
Hohe Verschuldung und weiteres Konfliktpotenzial
mit den USA als Risiko
Chinesische Anleihen attraktiv
Aktienmarkt bietet trotz hoher Bewertungen
noch Chancen
Frankfurt, 8. März 2021 - In China soll im März der neue
Fünfjahresplan vom Nationalen Volkskongress verabschiedet
werden. Mit Blick auf Wirtschaft und Kapitalmarkt kann die
Führung zufrieden sein - China ist das einzige G20-Land mit
positivem Wirtschaftswachstum 2020 und der heimische
Aktienmarkt legte im vergangenen Jahr kräftig zu.
"Es ist nicht vermessen zu konstatieren, dass Chinas
Position im Vergleich zu den anderen großen Wirtschafts-
mächten noch nie so stark war wie heute", stellt
Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan
Asset Management in Frankfurt, fest. Diese Entwicklung war
nur möglich durch die erfolgreichen Maßnahmen im Kampf gegen
die Pandemie, wodurch ab dem 2. Quartal 2020 die Wirtschaft
stufenweise und nachhaltig geöffnet werden konnte. Für
Investoren stellt sich die Frage, wie lange diese
Entwicklung wohl weitergeht. Nach Ansicht von Tilmann Galler
stehen die Chancen für eine weitere positive Entwicklung gut,
doch sollte man gleichzeitig auch einige mögliche Risiken
im Auge behalten.
Offene "Baustellen": Hohe Verschuldung und weiteres
Konfliktpotenzial mit den USA
>Aktienfonds "USA" mit der Wertentwicklung der
letzten 3 Jahre finden
Um die Wirtschaft im Krisenmodus zu stützen, setzte die
chinesische Regierung vor allem auf Steuersenkungen für
Unternehmen sowie Ausgaben in Infrastruktur. Dies hat
jedoch das Fiskaldefizit nach Schätzungen des IWF von
6,3 Prozent im Jahr 2019 auf 11,8 Prozent im Jahr 2020
ansteigen lassen. Die Staatsverschuldung Chinas ist
dadurch auf 62 Prozent zum BIP gestiegen - das ist zwar
niedriger als die 98 Prozent in der Eurozone oder
131 Prozent in den USA, doch in der Summe mit dem
hochverschuldeten Unternehmenssektor und den
Privathaushalten steigt die Gesamtverschuldung der Wirtschaft
auf 278 Prozent. Bei aktuell 3 Prozent Zinsen ist der
Schuldendienst nach Einschätzung von Tilmann Galler deshalb
in China ein größeres Problem als in den USA mit 0,7 und
der EU mit 0 Prozent. "Die Fiskalpolitik dürfte in den
kommenden Jahren eher konsolidierend als expandierend sein.
Damit könnte sich der chinesische Wachstumsvorsprung gegenüber
den anderen großen Volkswirtschaften verringern - vorausgesetzt,
dass die globalen Impfkampagnen erfolgreich sind", stellt der
Kapitalmarktexperte fest.
>Aktienfonds "Großchina" mit der Wertentwicklung der
letzten 3 Jahre finden
Daneben könnte sich die Beziehung zu den USA weiter eintrüben.
Die wiedererstarkte chinesische Wirtschaft vermeldete in der
zweiten Jahreshälfte 2020 einen wahren Exportboom, wodurch der
Handelsbilanzüberschuss 2020 in die Nähe alter Höchststände
kletterte. In der Folge konnte China die Vereinbarung mit den
USA über die Ausweitung der US-Importe nicht erfüllen. "Dieser
Umstand und der stärkere Fokus der Regierung Biden auf
Nachhaltigkeit und Menschenrechte dürfte auch weiterhin einiges
an Konfliktpotenzial zwischen den beiden Nationen bereithalten",
schätzt Tilmann Galler.
Chinesische Anleihen attraktiv und der Aktienmarkt bietet
trotz hoher Bewertungen noch Chancen
>Aktienfonds "China" mit der Wertentwicklung der
letzten 3 Jahre finden
Der chinesische Kapitalmarkt bietet nach Ansicht von Tilmann
Galler weiterhin gute Investmentchancen. Zwar ist das KGV des
CSI 300 Index, der die beiden Börsen Schanghai und Shenzhen
abbildet, im vergangenen Jahr von 11,5x auf 16x gestiegen -
und damit auf ein ähnlich hohes Bewertungsniveau wie 2015 in
der letzten Überhitzungsphase des Marktes. Doch im Vergleich
zu den Industrieländeraktien ist das immer noch ein
Bewertungsabschlag von knapp 25 Prozent. "Das kann durchaus
gerechtfertigt sein, da die Gewinnerwartungen für chinesische
Aktien für die kommenden zwei Jahre niedriger sind. Aber man
darf nicht vergessen, dass der Ausblick in China aufgrund der
besseren COVID-Situation stabiler ist als in den Industrie-
ländern", erläutert der Experte. Gleichwohl sollten sich Anleger
bewusst machen, dass nach dem kräftigen Anstieg der Kurse und der
Bewertungen die zukünftigen Ertragserwartungen deutlich niedriger
seien als noch vor einem Jahr.
Der chinesische Anleihenmarkt gewinnt nach Meinung von
Tilmann Galler weiter an Attraktivität. Im Vergleich zum Nullzins
in Europa böten Renminbi-Investment-Grade-Anleihen eine Rendite
von über 3 Prozent bei relativ soliden Fundamentaldaten.
Insgesamt gelte es für Investoren, die Störfaktoren Verschuldung,
Notwendigkeit zur Haushaltskonsolidierung sowie politische Risiken
im Blick zu halten. Das weiterhin kräftige Wachstum könnte sich
daher in eher moderaten Kursentwicklungen niederschlagen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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