Investmentfonds.de
09.03.2021:
DPAM: Ein Blick auf die ESG-Risiken in 2021
Köln, den 09.03.2021 (Investmentfonds.de) -
Ophélie Mortier, Head of Responsible Investments bei DPAM
Ein Blick auf die ESG-Risiken in 2021
Das starke Momentum des Jahres 2020 in Bezug auf
den Zuspruch und die Performance nachhaltiger
Investments wird auch 2021 anhalten. Grund genug
für Ophélie Mortier, Head of Responsible Investments
bei DPAM, die Risiken, die 2021 für jede der drei
ESG-Dimensionen zu überwachen sind, einer näheren
Analyse zu unterziehen. Vor allem die Aspekte ,S'
und ,G' stehen dabei in engem Zusammenhang mit der
Covid-19-Krise.
>ESG-Fonds mit der Wertentwicklung der
letzten 3 Jahre finden.
Umwelt (E)
Im Jahr 2021 werden Klimaaspekte weiterhin im Fokus
stehen, hier liegt eindeutig die höchste Priorität
der öffentlichen und politischen Agenda. Blickt man
auf das Engagement der wichtigsten Regionen, oder
zumindest derjenigen mit dem größten Treibhausgas-
ausstoß - USA, Europa und China - verpflichten sich
diese zur Kohlenstoffneutralität bis 2050 (Europa
und USA) bzw. 2060 (China). Angeschlossen haben sich
zudem Südkorea, Japan, Kolumbien und Südafrika. Damit
streben zwei Drittel der Weltwirtschaft bzw.
Verursacher, die insgesamt für über 50 % der globalen
Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, in den
nächsten dreißig Jahren Netto-Null-Emissionen an.
>Aktienfonds "Welt" mit der Wertentwicklung der
letzten 3 Jahre finden.
Es gibt drei Hauptoptionen, um diese Neutralität zu
erreichen: Reduzierung des Energieverbrauchs,
Reduzierung von Emissionen durch die Wahl umwelt-
freundlicherer Produktionsverfahren und die Ausweitung
von Verfahren zur Abscheidung und Speicherung von
Kohlenstoff. Um dieses "Netto-Null"-Ziel zu erreichen,
sollte der Klimawandel als zielgerichtete Investition
definiert werden, und die Märkte sollten sich auf ein
von grünen Investitionen getragenes Wachstum umstellen.
"Dies könnte einen vollständigen Paradigmenwechsel und
ein neu formuliertes Konzept von "Wachstum" erfordern,
was einen wichtigen Einfluss auf den derzeitigen
ressourcenintensiven Marktprozess haben würde. Konkret
muss der Ressourcen-Fußabdruck der Sektoren Energie,
Transport, Bauwesen, Landwirtschaft und Lebensmittel-
industrie angegangen werden", betont Ophélie Mortier.
>Infos zu NewEnergy Fonds, Wind- und Solarfonds,
Erneuerbare/Regenerative Energien
Da einige Treibhausgas-Emissionen unvermeidlich sind,
erfordere die Umsetzung des Netto-Null-Emissions-Ziel
zudem Zwischenschritte und ein glaubwürdiges Ausgleichs-
programm. Programme und Ansätze zur Kohlenstoff-
abscheidung und -speicherung (CCS) sind nach wie vor
begrenzt und langsam, so dass ein glaubwürdiger
Kohlenstoffpreis einigen Experten als geeignete Lösung
erscheint, um voranzukommen. Auch die Frage nach
potenziellen Steuern und eventuellen grenzüber-
schreitenden Ausgleichssteuern wird immer relevanter.
Die Eindämmung des Klimawandels und die Anpassung an ihn,
die ersten beiden Ziele der EU-Taxonomie, werden
umfangreiche Investitionen in Forschung & Entwicklung,
Innovation, kohlenstoffarme Infrastruktur und neue
Technologien erfordern. In diesem Zusammenhang ist es
zudem wichtig, die Umweltziele im Rahmen des nächsten
Schritts der EU-Taxonomie zu antizipieren, nämlich
Umweltverschmutzung, die Veränderung der Landnutzung und
die biologische Vielfalt.
>Sparplanrechner - einfach ausprobieren
Soziales (S)
Der Einsatz von Impfstoffen wird die Welt nach der
Gesundheitskrise - ohne von einem möglichen Ende der
Pandemie sprechen zu wollen - herausfordern, vor allem
in Bezug auf Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Lebens-
grundlagen und Lebensweisen. Auf der sozialen Seite hat
COVID-19 die globale Ungleichheit verschärft. Verteilungs-
effekte, Gerechtigkeit und Fairness werden im Mittelpunkt
der Sorgen der Menschen stehen. Das Virus hat die
Arbeitslosigkeit verschlimmert und das Armutsniveau sowie
die Ungleichheit erhöht. Dies könnte die politische
Stabilität belasten und das geopolitische Risiko erhöhen,
das bereits im letzten Jahrzehnt eine große Gefahr
darstellte.
Die Europäische Gemeinschaft versucht bereits, Menschen-
rechte und Unternehmensverantwortung weiter zu regulieren,
um die Wachsamkeit für nachhaltiges Handeln in der
Lieferkette zu fördern. Seit den Anfängen des ESG-Research
ist die Lieferkette eines der kritischsten Hauptanliegen.
Das Virus hat die Debatte nun noch mehr auf diesen Punkt
gelenkt. Einerseits gibt es einen Paradigmenwechsel, indem
mehr auf die Bezugs- bzw. Beschaffungsquellen von
Unternehmen geachtet wird. Andererseits hat die Krise die
Anreize für eine schnelle Automatisierung beschleunigt.
Dies wird eine wichtige soziale Herausforderung sein, die
es zu bewältigen gilt. Wenn die Geschwindigkeit der
Technologiesierung die des Wirtschaftswachstums übersteigt,
führt dies im Allgemeinen zu negativen gesellschaftlichen
Auswirkungen, was wiederum Arbeitslosigkeit hervorruft und
die wirtschaftliche Entwicklung bremst.
Governance (G)
Die Pandemie hat die Bewegung weg von striktem Shareholder-
Denken hin zur Stakeholder-Orientierung verstärkt. Dies wird
auch in den kommenden Jahren eindeutig ein disruptiver
struktureller Trend sein. Anders als beim ursprünglichen,
auf Renditemaximierung ausgerichteten Paradigma sind
Unternehmen zunehmend gefordert, alle Stakeholder-Interessen
in den Mittelpunkt zu stellen. Die langjährige Devise der
Kostensenkung und Gewinnmaximierung wird nun durch globale
ESG-Themen abgelöst, die insbesondere durch die Auswirkungen
der Coronakrise und der Lockdowns noch stärker in den
Vordergrund treten.
Das Streben nach Gewinnmaximierung für Aktionäre steht auch
im Fadenkreuz der Europäischen Kommission. Sie stellt sich
gegen den kurzfristigen Druck der Märkte, der für die
Nachhaltigkeit der Unternehmen schädlich ist. So prüft die
Kommission auch intensiv die Möglichkeit einer rechts-
verbindlichen Regelung zur Nachhaltigkeit der Corporate
Governance bzw. Unternehmensführung. Dies schließt die Rolle
und die Verantwortlichkeiten der Vorstände ein. So könnte die
EU eine Verordnung über das Gesellschaftsrecht und die
Pflichten von Vorständen erlassen, um eine nachhaltige
Unternehmensführung zu fördern. Der Zusammenhang zwischen der
Voranstellung von Aktionären, Kurzfristdenken und ökologischer
Unnachhaltigkeit liegt auf der Hand. Ebenso wurde der
Zusammenhang zwischen dem Aktionärsprimat, kurzfristiger
Zielverfolgung und der Verschärfung sozialer Ungleichheiten
in mehreren Forschungsarbeiten dokumentiert. Die Europäische
Kommission sollte sich zudem verstärkt denjenigen Stakeholder-
Interessen zuwenden, die von den verschiedensten Corporate-
Governance-Kodizes noch nicht erfasst werden. In einer letzten
Umfrage der Kommission wird sich dafür ausgesprochen, Vorstände
für die Identifizierung und Abschwächung von Faktoren
verantwortlich zu machen, die die langfristige Existenz des
Unternehmens gefährden.
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Quelle: Investmentfonds.de
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