Investmentfonds.de
21.04.2021:
Carmignac: Ein instabiles Gleichgewicht
Köln, den 21.04.2021 (Investmentfonds.de) -
Didier Saint-Georges, Mitglied des Strategic Investment
Committee von Carmignac
Ein instabiles Gleichgewicht
Der Zinsanstieg könnte trotz des in diesem Jahr
erwarteten Wachstums der Weltwirtschaft eine
Phase der Instabilität an den Finanzmärkten
einläuten, meint Didier Saint-Georges.
Paris, 21. April 2021 - Anfang März haben wir
bereits die potenziellen Folgen des Zinsanstiegs
für die Aktienmärkte angesprochen. Ein Monat
später ist das Risiko eines weiteren Anstiegs
der Anleihesätze und damit einer erneuten
volatilen Phase der Aktienmärkte weiterhin
gegeben. Ebenso besteht nach wie vor eine
gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die
US-Wirtschaft überhitzt.
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In den USA ist die Wiederöffnung der Wirtschaft
dank des schnellen Impftempos bereits in vollem
Gange, während gleichzeitig die im Konjunktur-
paket der Biden-Regierung vorgesehene Verteilung
von Schecks an die Privathaushalte begonnen hat.
Der Gesamtbetrag der verschiedenen Konjunktur-
pakete von mehreren Billionen Dollar ist
beispiellos. Diese expansive Haushaltspolitik
dürfte auch nächstes Jahr Bestand haben, da es
politisch angebracht ist, die Konjunktur noch
mindestens bis zu den US-Zwischenwahlen Ende
2022 weiter zu stützen.
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Die aktuelle wirtschaftliche Dynamik der USA
dürfte sich fortsetzen. Die Wirtschaftstätigkeit
ist nach unseren Schätzungen in den zuletzt
heruntergefahrenen Sektoren (Restaurants,
Hotels, Luftfahrt und Freizeit) bereits um
50 Prozent gestiegen. Außerdem deuten die
regelmäßigen Arbeitsmarktzahlen auf einen
anhaltenden Aufschwung in den meisten
US-Bundesstaaten hin. Folglich erscheint in den
USA nun ein BIP-Wachstum von mehr als 7 Prozent
im Jahr 2021 plausibel.
> Aktien Fonds aktiv gemanagt und passive ETFs "Welt"
mit der Wertentwicklung
der letzten 3 Jahre hier vergleichen
Allerdings ist Vorsicht geboten, denn das
Zusammenspiel zwischen einer Verbraucher-
nachfrage, die endlich befriedigt werden kann,
und anscheinend grenzenlosen haushalts-
politischen Hilfsprogrammen stützt das Szenario
einer möglichen Überhitzung, d. h. eines
Wachstums, das von Inflationsdruck begleitet
wird. Die US-Notenbank steckt somit in einem
Dilemma, denn sie muss sich entscheiden, ob
sie ein Überhitzen oder einen Rückgang der
Märkte verhindert. Indem sie die geldpolitische
Straffung auf die lange Bank schiebt, nährt die
Fed die Furcht vor einem auf längere Sicht
einsetzenden Inflationsanstieg und trägt so
zum Anstieg der langfristigen Zinsen bei. Dies
ist nicht nur ein Risiko für die Kurse von
Finanzanlagen, sondern für mehrere Sektoren und
in erster Linie für den Immobiliensektor.
Andererseits würde eine Straffung der Geldpolitik
der Fed auf jeden Fall die kurzfristigen
Marktzinsen steigen lassen, sodass gleichzeitig
ein ähnliches Risiko für die Märkte oder sogar
für die Konjunktur an sich entstünde. Da die Fed
somit in einer Zwickmühle steckt, sind wir in
unseren Anleiheportfolios zu einer sehr aktiven
Steuerung des Zinsrisikos übergegangen.
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Die Verzögerungen, die es in Europa bei den
Impfkampagnen gegeben hat, kommen den Kontinent
nun teuer zu stehen, weil erneute Beschränkungen
der Wirtschaftstätigkeit verhängt werden, die
noch ein paar Monate alternativlos sein werden.
Das Wachstum dürfte in Europa in diesem Jahr
trotz des äußerst günstigen Basiseffekts kaum
über 4 Prozent hinauskommen. Dieser Rückstand
des Konjunkturzyklus, der unter anderem auf der
Bescheidenheit der Konjunkturpakete Europas im
Vergleich zu den USA beruht, hat immerhin den
Vorteil, dass weniger Aufwärtsdruck auf die
Zinsen besteht.
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Doch die Finanzmärkte und die Wirtschaft hängen
weltweit zusammen. Daher sollte man zurzeit die
Wahrscheinlichkeit nicht unterschätzen, dass
Europa aufholt - vor allem wenn das Impftempo
endlich zunimmt. Vor diesem Hintergrund sind wir
zuletzt zu einer vorsichtigeren Haltung auf den
europäischen Zinsmärkten übergegangen.
> Aktien Fonds aktiv gemanagt und passive ETFs "Europa"
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Vorerst wiegt der Enthusiasmus wegen der
Konjunkturerholung in den Köpfen der Anleger
schwerer als die Risiken aufgrund einer Überhitzung,
einer dauerhaft steigenden Inflation und eines
übermäßigen Zinsanstiegs, die vor allem aus
europäischer Sicht in der Tat etwas utopisch
klingen. Doch das Gleichgewicht der Finanzmärkte
ist instabil.
Als Risikomanager können wir die Möglichkeit nicht
außer Betracht lassen, dass die Impulse, die die
US-Wirtschaft erhalten hat, auf den Finanzmärkten
für einen Wechsel der seit zehn Jahren geltenden
Paradigmen sorgen. Wie schon Ende der 1960er-Jahre
leiten die Vereinigten Staaten nun eine radikale
wirtschaftspolitische Wende ein. Wie schon damals,
als auch die "Sonderstellung" der USA nicht mehr
ausreichte, um das ungeheure Defizit zu
rechtfertigen, könnte letztendlich der Dollarkurs
unter Druck geraten, wovon die Schwellenländer
profitieren würden.
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Die Zahlen, die in den nächsten Monaten sowohl
von der Wirtschaft als auch der Politik präsentiert
werden, könnten entscheidend dafür sein, ob sich
eine neue Tendenz an den Märkten
herauskristallisiert. Bis dahin bleibt unsere
Anlageverwaltung in diesem Umfeld in den kommenden
Monaten auf eine Portfoliozusammensetzung mit
Schwerpunkt auf unseren langfristigen Überzeugungen
- von denen einige, wie beispielsweise die
Energiewende, vor dem Hintergrund der US-Haushalts-
politik noch stärker geworden sind - und eine sehr
aufmerksame Beobachtung der Marktungleichgewichte
ausgerichtet.
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Quelle: Investmentfonds.de
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