Investmentfonds.de
09.08.2021:
Aberdeen Standard: Das ist nicht das Ende des Kapitalismus in China
Köln, den 09.08.2021 (Investmentfonds.de) -
Nicholas Yeo, Head of China Equities bei
Aberdeen Standard Investments
Das ist nicht das Ende des Kapitalismus in China
Wir bleiben zuversichtlich, was die langfristigen
Aussichten für chinesische Aktien anbelangt. Trotz
der Ereignisse der vergangenen Woche sind wir
überzeugt, dass der Privatsektor weiter entscheidend
dazu beitragen wird, dass Chinas Wirtschaft innovativ
bleibt und floriert und das Land sein Ziel erreicht,
bis 2035 eine moderat prosperierende Nation zu sein.
China braucht zum Ankurbeln seines Wachstums auch
weiterhin gut funktionierende Kapitalmärkte.
Für Unternehmen, die sich den neuen Regulierungsrahmen
und den Zielen der Politik wie digitale Innovationen,
grüne Technologien, Zugang zu erschwinglicher
Gesundheitsversorgung und verbesserte Lebensbedingungen
anpassen können, bleibt der Ausblick rosig.
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Gemäß dem 14. Fünfjahresplan gehören Innovationen auch
weiterhin zu den wichtigsten Prioritäten Pekings. Damit
China seine Innovationsfähigkeit erhält und die
Wirtschaft floriert, ist ein ausgewogener Regulierungs-
ansatz erforderlich. Wir erwarten daher ein
austariertes Gleichgewicht zwischen der Förderung von
Innovationen und dem Erreichen des mit der Regulierung
angestrebten Ziels. Generell bergen staatliche Maßnahmen
gegen einzelne Sektoren wie die Technologie gewisse
Risiken: Werden die Zügel zu sehr angezogen, könnte
darunter das Vertrauen der Unternehmen leiden. Versäumt
man jedoch, entschieden gegen wettbewerbswidrige
Praktiken vorzugehen, könnte auch dies Innovationen und
der Dynamik in der Wirtschaft schaden.
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Auch wenn die Durchsetzung der Bestimmungen als zügig
und sogar streng erscheinen mag, muss dies doch im
Gesamtzusammenhang gesehen werden. Chinas Innovations-
kurve der letzten Jahre war steil. Aber wie schon in
anderen Ländern hat die Regulierung auch im Reich der
Mitte damit nicht Schritt gehalten. Aus unserer Sicht
sind die Regulierer in China nun bemüht, diese
Regulierungslücke, die sich angesichts der erheblichen
Innovationen in den letzten Jahren in Branchen wie der
Technologie aufgetan hat, zu schließen und dabei
innovationsfreundlich zu bleiben. Ein allgemein hartes
Durchgreifen in Privatsektoren der New Economy ist eher
unwahrscheinlich angesichts ihrer Bedeutung im Rahmen
der Vision Chinas von einer modernen, produktiven und
konsumorientierten Wirtschaft.
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Beim Umgang mit regulatorischen Entwicklungen kommt der
ESG-Analyse eine zentrale Bedeutung zu.
Die übergeordneten Ziele Pekings konzentrieren sich auf
Bereiche wie soziale, wirtschaftliche und finanzielle
Stabilität sowie nationale Sicherheit. Innerhalb dieser
allgemeinen politischen Ziele haben sich spezifischere
Unterziele herauskristallisiert, die in den
regulatorischen Entwicklungen zum Ausdruck kommen.
Hierzu gehören der Zugang zu Bildung, kostengünstiger
medizinischer Versorgung und bezahlbarem Wohnraum sowie
gute Lebensbedingungen. Gesetze zum Schutz von
Kundendaten und Privatsphäre, gegen wettbewerbswidrige
Praktiken, für sinkende Preise von Grundbedarfsgütern
und grundlegende Arbeitnehmerrechte sind Faktoren, die
wir berücksichtigen, wenn wir Unternehmen einer
ESG-Analyse unterziehen. Bei Unternehmen, die diese
Risiken weder verstehen noch adressieren, wirkt sich
dies negativ auf unseren Anlageansatz aus - und umgekehrt.
Unsere beiden großen Bestände im Internetsektor, Alibaba
und Tencent, befinden sich aus unserer Sicht auch
weiterhin im Einklang mit den Zielen der Regierung, die
Wirtschaft zu digitalisieren und die Kosten für die
Verbraucher zu senken. Aber das aktuelle Vorgehen des
Regulierers gegen den Bildungssektor könnte als rote
Linie verstanden werden, denn damit ist das Risiko für
jeden Sektor, der mit den Interessen der Verbraucher
oder der Politik in Konflikt gerät, gestiegen.
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Wir werden auch künftig die regulatorischen Entwicklungen
und die damit einhergehenden Risiken und Chancen genau
im Blick behalten. Klar ist, dass die Regulierer auch
weiterhin vor allem Bereiche wie Internet, Bildung,
Immobilien und Gesundheitswesen im Visier haben werden.
Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass wir um diese
Sektoren einen Bogen machen. Schließlich zahlt sich eine
sorgfältige Auswahl aus, denn es bieten sich Chancen
durch Fehlbewertungen. Anleger haben aus unserer Sicht
wahllos China-Aktien abgestoßen und die Folgen der
jüngsten Maßnahmen grundlos auf andere Branchen übertragen.
Für unsere Portfolios bevorzugen wir Qualitätsunternehmen
mit starkem Bezug zum Konsum und insbesondere zum
Binnenkonsum. Dieser Sektor befindet sich im Großen und
Ganzen im Einklang mit den strategischen Zielen der
chinesischen Regierung. Er dürfte daher besser in der
Lage sein, dem regulatorischen Gegenwind standzuhalten
und weiterhin zu wachsen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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