Investmentfonds.de
10.08.2021:
ifo Lieferketten
Köln, den 10.08.2021 (Investmentfonds.de) -
Lisandra Flach, Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft
Deutsche Unternehmen hängen an ihren globalen Lieferketten
München, 10. August 2021 - Nur wenige Unternehmen in
Deutschland setzen trotz der Corona-Pandemie auf neue
nationale Lieferketten und wollen die globale
Beschaffung ersetzen. Das geht aus einer ifo-Studie für
die Konrad-Adenauer-Stiftung hervor. Von 5.000 befragten
Unternehmen will nur jedes zehnte Unternehmen in Zukunft
vermehrt auf heimische Lieferketten setzen. "Viele Firmen
planen stattdessen, ihre Lagerhaltung auszubauen und die
Anzahl ihrer Zulieferer zu erhöhen", sagt Lisandra Flach,
Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft.
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Dieser Trend zieht sich durch alle Wirtschaftssektoren.
Großunternehmen setzen auf eine größere Anzahl an
Zulieferern, während kleine und mittelständische
Unternehmen mehr Lagerhaltung planen. In der Industrie
haben 44 Prozent der Unternehmen vor, ihre Beschaffung
zu ändern. "Industrieunternehmen geben häufiger an,
ihre Beschaffungsstrategie zu verändern, wenn sie von
Materialmangel betroffen sind", sagt Flach.
Beim Großhandel liegt der Wert bei 35 Prozent, im
Einzelhandel sind es nur 27 Prozent. Im Dienstleistungs-
sektor planen lediglich 10 Prozent der Unternehmen eine
andere Beschaffungsstrategie.
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Die Studie ergab auch, dass eine Rückverlagerung der
Produktion nach Deutschland oder ins nahe gelegene
Ausland zu hohen Wohlstandsverlusten führen würde.
"Bei einer Rückverlagerung könnte die reale Wirtschafts-
leistung Deutschlands um fast 10 Prozent zurückgehen",
sagt Flach. Gleiches gilt für die Rückverlagerung der
Produktion zu europäischen Nachbarn. In diesem Fall
würde die deutsche Wirtschaftsleistung um 4,2 Prozent
sinken.
Damit wird deutlich, dass "eine politisch gesteuerte,
umfassende Umorganisation der Lieferketten deutscher
Unternehmen nicht nur unnötig wäre. Ein solches
Reshoring wäre darüber hinaus für Wirtschaft und
Gesellschaft immens kostenintensiv", stellt
Jan Cernicky fest, Experte für internationalen Handel
und Wirtschaft bei der Konrad-Adenauer-Stiftung.
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Besonders kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)
fällt eine stärkere Diversifizierung ihrer
Lieferbeziehungen oft nicht leicht. Für sie ist es
häufig mit verhältnismäßig großem Aufwand verbunden,
Geschäftsbeziehungen mit mehreren ausländischen
Zulieferern aufzubauen und zu koordinieren. "Eine
mittelstandsfreundlichere Ausgestaltung von Handels-
abkommen kann einen wichtigen Beitrag zu robusteren
Lieferketten leisten", sagt Andreas Baur, Co-Autor
der Studie. Eine Vereinfachung und Harmonisierung
von Ursprungsregeln würde beispielsweise kleinen
und mittleren Unternehmen die Nutzung von Freihandels-
abkommen deutlich erleichtern und auf diese Weise
neue Möglichkeiten zur Diversifizierung eröffnen.
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Die Studie zeigt, dass die Wertschöpfungsketten
innerhalb der EU aus deutscher Perspektive mit Abstand
die wichtigste Rolle spielen. Auch geopolitisch kommt
der EU eine entscheidende Rolle für Deutschland zu.
Die deutsche Wirtschaft allein hingegen ist als
Zulieferer für China und die USA weniger bedeutend.
Betrachtet man die EU aber als Ganzes, ist sie sowohl
für China als auch die USA der wichtigste Zulieferer
von Zwischenprodukten. "Diese wechselseitigen
Abhängigkeiten zwischen China und der EU können die
Wahrscheinlichkeit für eine aggressive Handelspolitik
verringern, da beide Seiten bei einem Handelskonflikt
viel zu verlieren hätten", sagt Flach.
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Quelle: Investmentfonds.de
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