Investmentfonds.de
21.10.2021:
Carmignac: Unterinvestitionen in Ölförderung
Köln, den 21.10.2021 (Investmentfonds.de) -
Edouard Carmignac, Vorsitzender und Chief Investment Officer
(CIO) bei Carmignac
Unterinvestitionen in Ölförderung treiben
Energiepreise - und die Inflation
Paris, 21. Oktober 2021 - Die Erwartungen
der Anleger haben sich innerhalb nur eines
Quartals grundlegend geändert. Wurde zuvor
noch mit einem starken Wachstum und
vorübergehendem Inflationsdruck gerechnet,
herrscht nun Angst vor Stagflation, also
vor einem schwachen Wachstum bei anhaltendem
Inflationsdruck.
Wie ist die Situation einzuschätzen? Der Rückgang
der Wachstumserwartungen ist für uns keine
Überraschung, denn wir haben mit einer Wachstums-
verlangsamung gerechnet. Besorgniserregender ist
aus unserer Sicht die Zunahme des Inflationsdrucks
und die Frage nach dessen Nachhaltigkeit. Der
Preisdruck infolge der durch die Corona-Krise
verursachten Störungen in den Produktionsketten
ist vorübergehender Natur. So dürfte etwa der
Mangel an Halbleitern, der die Produktion bei
einer Vielzahl von Automobilherstellern zumindest
teilweise lahmgelegt hat, bald durch die
Wiedereröffnung der Testzentren in Malaysia behoben
werden. Diese verfügen über große Bestände, welche
nur noch zertifiziert werden müssen. Ähnliches gilt
für die Überlastung der Häfen, die angesichts des
Mangels an Komponenten in vielen Branchen zu
Lieferengpässen führt.
Der Aufwärtsdruck auf die Energiepreise dürfte dagegen
langfristig bestehen bleiben. Zwar sind die in den
letzten Wochen verzeichneten Preissteigerungen das
Resultat eines außergewöhnlichen Zusammentreffens von
Trockenheit, schwachen Winden in Europa und der
saisonalen Abschaltung von Gasproduktionsanlagen. Die
Investitionen in die Förderung fossiler Brennstoffe
waren in den vergangenen Jahren jedoch zu gering.
In Verbindung mit der Bevorzugung grüner Energien wird
das zwangsläufig dazu führen, dass die Energiepreise
steigen. Ein positiver Effekt des Anstiegs der Preise
traditioneller Energien ist zumindest, dass erneuerbare
Energien wettbewerbsfähiger werden. Ob es zu
anhaltendem Lohndruck kommen wird, ist schwieriger
vorherzusagen. Einerseits bemühen sich Regierungen
in vielen Ländern (von den USA bis China), die
Ungleichheiten zu verringern, was Aufwärtsdruck bei
den Löhnen von Geringverdienern zur Folge hat.
Andererseits halten die Corona-Hilfen einige Menschen
vom Arbeitsmarkt fern. Wird das Auslaufen dieser
Hilfszahlungen ausreichen, um den Trend umzukehren?
Man sollte jedenfalls zur Kenntnis nehmen, dass sich
die Inflation nach der Corona-Krise wahrscheinlich als
hartnäckig erweisen wird. Dennoch gehen wir weiterhin
davon aus, dass strukturelle (demografische,
technologische) deflationäre Faktoren den Inflationsdruck
mindern werden. Müssen wir die Aussichten auf eine
moderate Inflation (von etwa 2%) fürchten? Sie würde die
reale Schuldenlast verringern, die Verbraucher zum
Konsum und die Unternehmen zu mehr Investitionen
anregen und wäre zudem positiv für Aktienanlagen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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