Investmentfonds.de
29.10.2021:
La Française Kommentar - COP26: die größten Herausforderungen
Köln, den 29.10.2021 (Investmentfonds.de) -
Gaël Binot, Emerging Markets Fixed Income Manager
COP26: die größten Herausforderungen
Sechs Jahre nach der COP21 in Paris findet in ein
paar Tagen in Glasgow die nächste Konferenz der
Vereinten Nationen zum Klimawandel statt - die
COP26. Die Konferenz findet in einer Zeit der
Energiekrise und der Zunahme extremer
Wetterereignisse statt, die immer verheerender
werden. Der Klimawandel steht nun ganz oben auf
der politischen Agenda und wird auch für
Investoren zunehmend zu einer Priorität.
Der jüngste im August veröffentlichte Bericht des
IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change),
mahnt zur dringenden Reduzierung der Treibhausgas-
emissionen bis 2030. Die bisher ergriffenen Maßnahmen
haben sich als unzureichend erwiesen.
Es steht also relativ viel auf dem Spiel. Die COP26 wird
sicherlich die wichtigste Konferenz seit ihren Anfängen
sein. Die getroffenen oder nicht getroffenen Maßnahmen
werden entscheidend dafür sein, ob die Menschheit eine
Chance hat, die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen
und eine große Klimakatastrophe zu vermeiden.
Nur wenige Länder haben ihre Versprechen eingelöst und
sich an die Ziele des Pariser Abkommens von 2015
gehalten. Bei der derzeitigen Politik wird die globale
Erwärmung etwa 3 °C erreichen. Obwohl sich eine
beträchtliche Anzahl von Ländern das Ziel gesetzt hat,
bis 2050 keine Treibhausgasemissionen mehr zu
verursachen, sind die Fortschritte nach wie vor
mangelhaft.
Ist ein bedeutender Fortschritt zu erwarten? Dazu müssen
aus unserer Sicht eine Reihe Fragen geklärt werden.
Als erstes sind die Länder gefragt, sich stärker der
Reduzierung der Treibhausgasemission zu verpflichten,
um die globale Erwärmung auf 1,5° zu begrenzen. Im
Schwerpunkt muss die verlorene Zeit aufgeholt werden.
Laut Climate Action Tracker müssen fast alle Industrie-
länder ihre Ziele zur Reduzierung der Treibhausgas-
emissionen so schnell wie möglich erhöhen. Um ihre
Ziele zu erreichen, müssen sie ehrgeizigere national
festgelegte Beiträge (NDCs) umsetzen. Heute haben
68 Länder (die für 61 % der weltweiten Treibhausgas-
emissionen verantwortlich sind) das Ziel von
Netto-Null-Emissionen verabschiedet, aber nur 80
Länder (die für 36 % der weltweiten Treibhausgas-
emissionen verantwortlich sind) haben laut
ClimateWatch ihre nationalen Beiträge mit ehrgeizigeren
Zielen aktualisiert.
Während einige Länder wie die Vereinigten Staaten,
Kanada, Großbritannien und die Europäische Union
ihre NDCs überprüft und offiziell anspruchsvollere
Ziele vorgelegt haben, müssen einige große
Volkswirtschaften wie Australien, Indonesien,
Mexiko, Brasilien und Russland ihre Klimaziele
noch verbessern.
Um Glaubwürdigkeit zu gewinnen, müssen sich die Länder
zu mehr Transparenz bei der Festlegung langfristiger
Ziele verpflichten.
Der zweite entscheidende Punkt beruht auf dem Begriff
der "Gerechtigkeit". Hier geht es um die Anstrengungen
der Industrie- und Entwicklungsländer zur Reduzierung
der Treibhausgasemissionen. Industrieländer müssen
Entwicklungsländern bei der Energiewende mehr
unterstützen, insbesondere in finanzieller Hinsicht.
Sie müssen auch ihre Ziele und Regulierung verbessern
und klar erkennen lassen, welche Unterstützung sie
benötigen.
Drittens sind Investitionen zur Förderung sauberer
Energien derzeit noch unzureichend und die Umsetzung
ist zu schleppend, um unsere Volkswirtschaften zu
dekarbonisieren. Diese müssen sich in den nächsten
zehn Jahren fast verdreifachen, um die Ziele des
Pariser Abkommens zu erreichen. Die Entwicklung
sauberer Energiekapazitäten muss beschleunigt
werden, während der Anteil der fossilen Brennstoffe
rasch sinken muss. Der wirtschaftliche und soziale
Nutzen der Energiewende ist beträchtlich - die Kosten
der Untätigkeit wären hingegen immens.
Letztendlich müssen sich die Länder mit den Mechanismen
der Besteuerung von Kohlenstoff befassen, die neben der
Klimapolitik eine wesentliche Rolle bei der
Beschleunigung der Energiewende spielen, um die
Methoden auf internationaler Ebene zu harmonisieren
und die Zusammenarbeit zu fördern. Diese verschiedenen
Mechanismen (Kohlenstoffbesteuerung, Quotenhandel)
decken derzeit nur 25 % der weltweiten Treibhausgas-
emissionen ab, und der Preis pro Tonne Kohlenstoff
ist nach wie vor viel niedriger als er sein müsste,
um die Klimaziele zu erreichen. Es stellt sich auch
die Frage nach einer gerechten Umverteilung der
Steuereinnahmen, um den Übergang zu finanzieren.
Die COP26 wird zweifelsohne zukunftsweisend sein und es
steht relativ viel auf dem Spiel. Um die Treibhausgas-
emissionen rasch zu reduzieren und die globale Erwärmung
auf 1,5 °C zu begrenzen, ist der Einsatz aller Länder
von größter Bedeutung. Die Regierungen müssen daher
ihre Zusagen bekräftigen, entschlossene Maßnahmen
ergreifen, um auf diese unterschiedlichen
Herausforderungen zu reagieren - bevor es zu spät ist.
Es besteht jedoch nach wie vor die große Gefahr, dass
die COP26 in zwei Geschwindigkeiten verläuft und eine
Kluft entsteht: Länder die die Energiewende
vorantreiben und die, die sich zurückhalten.
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Quelle: Investmentfonds.de
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