Investmentfonds.de
08.11.2021:
OFI: China und mögliche Rezession größte Risiken an Aktienmärkten
Köln, den 08.11.2021 (Investmentfonds.de) -
Jean-Marie Mercadal, Head of Investment Strategies bei
OFI Asset Management
China und mögliche Rezession größte Risiken an Aktienmärkten
S&P 500, EuroStoxx50 oder DAX - die Aktienmärkte steigen
von einem Hoch zum nächsten trotz steigender Rohstoffpreise,
Lieferengpässen und Produktverknappung, steigender Inflation,
Fed-Tapering und explodierender Covid-Inzidenzen! Kommt jetzt
der Einbruch, oder startet die Jahresendrallye?
Das fragen Jean-Marie Mercadal, Head of Investment Strategies,
und Eric Bertrand, Chief Investment Officer bei
OFI Asset Management:
Die soliden Unternehmensgewinne haben allzu vorsichtige
Anlegerauf dem falschen Fuß erwischt: 80 Prozent der
professionellen US-Anleger, die Anfang Oktober von der
Finanzzeitschrift Barron’s befragt wurden, erwarten in
den nächsten sechs Monaten eine Korrektur von 10 bis 20
Prozent an der Wall Street. Wir sehen auf jeden Fall
zwei wesentliche Themen, von denen die weitere
Marktentwicklung abhängt:
1. Das Risiko einer Konjunkturabschwächung. Seit einigen
Monaten sind die Indikatoren für das Verbrauchervertrauen
rückläufig, insbesondere in den Vereinigten Staaten.
Statistisch gesehen handelt es sich dabei um einen recht
zuverlässigen Indikator, der in der Regel mehrere Monate
im Voraus auf einen Konjunkturabschwung hinweist. In der
Tat ist dies möglich: Der durch die aufgestaute
Verbrauchernachfrage und die Ersparnisse der Haushalte
ausgelöste Konjunkturschub fordert jetzt seinen Tribut
in Form steigender Inflation, insbesondere bei den
Energiepreisen. Zu erwarten ist, dass auch die Löhne
steigen werden. Das würde die Unternehmen jedoch nicht
allzu sehr treffen, da die Produktivität im Moment noch
hoch ist. Das Risiko einer Konjunkturabschwächung könnte
sich aber auch durch eine restriktivere Geldpolitik
verschärfen.
Sollte die Konjunktur sich wieder abschwächen und die
Inflation sich tatsächlich als vorübergehend erweisen,
dürften sich die Anleihenmärkte insgesamt stabilisieren.
Wir rechnen bei 10-jährigen US-Anleihen mit Renditen um
2 Prozent, bei Bundesanleihen um 0 Prozent. Das ist
wichtig, denn die langfristigen Zinssätze sind der
Ausgangspunkt für die Bewertung aller Vermögenswerte.
Unserer Meinung nach besteht das Hauptrisiko für die
Märkte nicht mehr in einem Aufwärtsdruck auf die
Anleiherenditen, sondern in einer Konjunkturabschwächung,
die zu einer Senkung der Gewinnprognosen führen könnte.
2. China hat unter Führung von Präsident Xi Jinping einen
Richtungswechsel weg vom "Wachstum um jeden Preis" hin zu
mehr "Wohlstand für alle" vollzogen, der in den letzten
Monaten zu einer Reihe von Verwerfungen geführt hat.
Der Immobiliensektor, der fast 30 Prozent des Bruttoinlands-
produktes ausmacht, wurde besonders hart getroffen.
Das Wachstum im dritten Quartal lag nahezu bei null. Für das
vierte Quartal wird zwar ein Aufschwung erwartet, aber ob
sich dieser tatsächlich einstellt, bleibt abzuwarten.
Auf längere Sicht gesehen sind die neuen Ziele unserer
Meinung nach jedoch lobenswert und sollten für mehr
Solidarität zwischen den Gesellschaftsschichten, eine
grünere Wirtschaft und einen Anstieg der Geburtenrate
sorgen. Das könnte bedeuten, dass sich China stärker
auf seinen riesigen Binnenmarkt von 1,4 Milliarden
Menschen ausrichten und von seiner internationalen
Rolle als einer der wichtigsten Handelspartner weltweit
zurückziehen wird. Die Corona-Pandemie könnte diese
Entwicklung unter Umständen bereits beschleunigt haben
- wir denken jedoch nicht, dass dies der Fall ist. Mit
dem eingeschlagenen Richtungswechsel werden Kapitalismus
und Unternehmertum nicht abgeschafft werden, erst recht
nicht wegen des schnell wachsenden Technologiesektors,
in dem China eine Führungsposition einnimmt. Der Anteil
der digitalen Wirtschaft am chinesischen BIP soll bis
2025 von 7,8 Prozent auf 10 Prozent steigen. Zudem:
Da das Regime sich nicht durch Wahlen legitimiert, muss
es konkrete Ergebnisse für den Wohlstand für alle
präsentieren. Aus diesen Gründen sind wir überzeugt,
dass es sich lohnt, langfristig in China zu investieren.
Unsere Schlussfolgerung: Auch wenn die Gefahr eines
Zinsanstiegs geringer geworden zu sein scheint, halten
wir es für falsch, ins Risiko zu gehen und blindlings
auf eine mögliche Jahresendrallye zu setzen. Wir behalten
unsere Aktiengewichtung bei und stocken nur bei einem
Kursrückgang auf.
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Quelle: Investmentfonds.de
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