Investmentfonds.de
10.12.2021:
NN IP: Emerging Market Debt
Köln, den 10.12.2021 (Investmentfonds.de) -
Marcin Adamczyk, Head of Emerging Markets Debt bei
NN Investment Partners
Emerging Market Debt: Sieben Gründe, 2022 wählerisch zu sein
- 2021 war ein schwieriges Jahr für Schwellenländeranleihen:
Hohe Inflation und eine veränderte Geldpolitik belasteten
die Märkte
- Mit der nächsten weltweiten Wachstumsphase nimmt die
Synchronität der Schwellenländeranleihen ab
- Für aktives Management von Emerging Markets Debt wird
das kommende Jahr wahrscheinlich selektive Anlagechancen bieten
Dieses Jahr war ein schwieriges Jahr für Schwellenländeranleihen.
Während die Weltwirtschaft stark gewachsen ist, sind viele
Schwellenländer zurückgefallen. Die höhere Inflation hat zu
einer Änderung der geldpolitischen Erwartungen geführt, und
sowohl die Zentralbanken der Industrie- als auch der
Schwellenländer haben ihre Geldpolitik gestrafft. Die Erwartungen
höherer US-Zinsen haben die Kernzinsen in die Höhe getrieben,
während die Vorteile höherer Rohstoffpreise und neuer
Sonderziehungsrechte (SZR) des IWF für die Schwellenländer durch
einen stärkeren US-Dollar überschattet wurden.
NN Investment Partners (NN IP) sieht jedoch sieben Faktoren, die
die Chancen für selektive Investments in Schwellenländeranleihen
(EMD) im Jahr 2022 verbessern.
Marcin Adamczyk, Head of Emerging Markets Debt bei NN IP, sagt:
"Da die globale Wachstumserholung in eine neue Phase eintritt,
werden synchrone Entwicklungen bei Schwellenländeranleihen immer
unwahrscheinlicher. Regionale, sektorale und länderspezifische
Unterschiede spielen bei den Allokationsentscheidungen eine immer
größere Rolle. In Verbindung mit der erhöhten Unsicherheit was
wann passieren mag, ist der Spielraum für aktives Management und
dynamische Rotationen bei Emerging Markets Debt sehr groß. Auch
wenn dieses makroökonomische Umfeld und die unten beschriebenen
Themen zweifellos eine Herausforderung darstellen, so bieten sie
doch die Chance, Bewertungs- und Wahrnehmungsdiskrepanzen zu
entdecken und davon zu profitieren."
Sieben zentrale Themen im Bereich EMD für 2022
1. Wachstum: Unterschiedlich in Schwellen- und Industrieländern
sowie Abschwächung in China
Die Weltwirtschaft dürfte ihre solide Erholung fortsetzen - wenn
auch nicht so ausgeprägt wie 2021 und möglicherweise mit
potenziellen Abwärtsrisiken hinsichtlich der Omikron-Variante.
Für die Schwellenländer wird ein Wachstum von 4,5-5,0 % und für
die Industrieländer von 4,0-4,5 % erwartet. Das Wachstumsgefälle
ist so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. China schwächt sich ab
(von fast 8 % auf etwa 5,0 %*), sodass sich die Schwellenländer
auf die veränderte Struktur und Geschwindigkeit des chinesischen
Wachstums einstellen müssen. Wir erwarten erhebliche
Wachstumsunterschiede auf regionaler Ebene bei den Schwellenländern,
wobei Asien und Mitteleuropa führend sein dürften und Lateinamerika
und Afrika wahrscheinlich hinterherhinken. Die Identifizierung von
Ländern, die als regionale Lieferketten für wachstumsstarke
Industrieländer, wie z. B. Mexiko für die USA, dienen und
gleichzeitig 2022 keine größeren Fiskalklippen haben werden,
wird die größten Anlagechance des Jahres bieten.
*Quelle: IWF/Bloomberg
2. Inflation in Industrie- und Schwellenländern
Inflation ist zu einem globalen Thema geworden und ist sowohl
in den Industrie- als auch in den Schwellenländern zu beobachten.
Der FED-Vorsitzende Jerome Powell hat den Begriff "vorübergehend"
bei der Beschreibung der Inflation inzwischen abgeschafft. Es wird
jedoch erwartet, dass die weitere Wiederöffnung der Weltwirtschaft
(vorbehaltlich des Virusrisikos) in Verbindung mit Basiseffekten
bei den Energie- und Lebensmittelpreisen den Anstieg eindämmen und
dazu beitragen wird, dass die Inflation im ersten Quartal 2022
ihren Höhepunkt erreicht. Es ist wahrscheinlich, dass das Gesamt-
inflationsniveau höher sein wird als die Durchschnittswerte vor
Corona. Die Schwellenländer, in denen der Verbraucherpreisindex
wahrscheinlich früher seinen Höchststand erreicht, werden mehr
Handlungsspielraum haben und auch weniger anfällig für negative
Kapitalflüsse sein. Anleger sollten beispielsweise nach Ländern
Ausschau halten, in denen eine Kombination aus früheren
Zinserhöhungen, der Zusammensetzung der Handelsbilanz, dem Grad
des Basiseffekts sowie dem Gewicht von Nahrungsmitteln und Energie
im Verbraucherpreisindex (VPI) die Wahrscheinlichkeit eines frühen
VPI-Höchststands nahelegt.
3. Zentralbanken der Industrie- und Schwellenländer: Unterschiede
im Zinszyklus
Der Markt erwartet nun von der Fed Hinweise auf Zeitpunkt und
Muster künftiger Zinserhöhungen, während von der EZB eine gewisse
Zurückhaltung erwartet wird. Viele Zentralbanken der Schwellenländer
sind mit der Normalisierung der Zinssätze und des Abbaus der
QE-Programme auf das Niveau von 2020 bereits weit fortgeschritten.
Insgesamt haben sie die Zinssätze bereits um mehr als 150 Basispunkte
angehoben, und weitere Zinserhöhungen sind zu erwarten. Mit Ausnahme
der Türkei haben alle Schwellenländer ihre Geldpolitik gestrafft.
Sobald der VPI seinen Höchststand erreicht und Schwellenländeranleihen
wieder reale Renditen bieten, könnte dies ein Wendepunkt sein.
4. Schwellenländer sind bereit, die Straffungsmaßnahmen der Fed
zu meistern
Die Schwellenländer haben die Zinssätze früher als die
Industrieländer angehoben, sodass die Währungsschwäche
als Anpassungsmechanismus dienen konnte. Viele weisen auch
eine günstige Entwicklung der Leistungsbilanz auf (die gesamte
Leistungsbilanz der Schwellenländer (ohne China) verzeichnete
im Jahr 2021 einen Überschuss von 1,6 % des BIP*). Von der
Instabilität des "Taper Tantrum" von 2013, als sich die
Volkswirtschaften überhitzten und die Leistungsbilanzen belastet
waren, ist wenig zu spüren. Darüber hinaus befindet sich heute
die überwiegende Mehrheit der Schwellenländeranleihen auf lokalen
Märkten, also mit weniger Auslandsbesitz und einer größeren
lokalen Investorenbasis. Dadurch sollten Straffungsmaßnahmen der
FED besser verkraftet werden als dies in der Vergangenheit der Fall
gewesen ist. Chancen bieten sich dort, wo man eine strenge
Geldpolitik kombiniert mit einem Leistungsbilanzüberschuss findet
und die Abhängigkeit von externer Finanzierung oder ausländischer
Beteiligung auf dem lokalen Markt begrenzt ist.
*Quelle: Bloomberg/JP Morgan
5. Rohstoffpreise und ihre Auswirkungen auf die Schwellenländerbilanzen
Die Schwellenländer profitieren von höheren Rohstoffpreisen (Energie
und Metalle). Mehr als zwei Drittel des investierbaren Universums sind
Nettoexporteure von Rohstoffen, und in vielen Fällen sind die aus den
Rohstoffexporten stammenden Staatseinnahmen beträchtlich. Der Markt
hat die inflationären Auswirkungen der höheren Rohstoffpreise schnell
erkannt. Die positiven Auswirkungen auf die Rohstoffexporteure in den
Schwellenländern wurden jedoch weitgehend übersehen. Denn
Wachstumssorgen, mangelnde Impffortschritte und die während der
Pandemie entstandenen größeren Schuldenberge rückten in den Vordergrund.
Anleger sollten nach Anlagemöglichkeiten in rohstoffexportierenden
Ländern mit gesunden Bilanzen Ausschau halten, da sich der Markt beim
Thema Rohstoffe von Beta zu Alpha bewegt. Außerdem wird der Übergang
zur grünen Wirtschaft die Rohstoffpreise trotz der chinesischen
Konjunkturabschwächung stützen.
6. Wahltermine und bemerkenswerte Geschichten der Schwellenländer
2022 ist ein wichtiges Wahljahr in vielen Schwellenländern, darunter
große Länder wie China (mögliche dritte Amtszeit von Präsident Xi)
und Brasilien (wahrscheinlich Bolsonaro gegen Lula) sowie Wahlen in
Kolumbien, Ungarn und den Philippinen. Zwar führen Wahlen in der Regel
zu einer erhöhten Volatilität im Vorfeld, doch können sie aktiven
Managern zwei Arten von Chancen bieten: entweder eine positive
Veränderung oder einfach einen Rückgang der Volatilität nach der Wahl.
7. Grüner Wandel und wachsender Sektor der Schwellenländeranleihen
mit Gütesiegel
Da der Übergang zu einer grünen Wirtschaft an Dynamik und Bedeutung
gewinnt, haben einige Schwellenländer ihre Maßnahmen in diesem Bereich
verstärkt und emittieren grüne, soziale und nachhaltige Anleihen. Da der
Markt in diesem Bereich schnell wächst, bietet sich den Anlegern eine
größere Diversifizierung und Auswahl. Die Schwellenländer können von der
Ausarbeitung eines soliden und glaubwürdigen Rahmens für die Emission
solcher Wertpapiere profitieren. Die Anleger sollten auf eine positive
Entwicklung, solide Rahmenbedingungen und Offenheit für eine
Zusammenarbeit achten. Wir glauben, dass die Einbeziehung der
Schwellenländer in die Kapitalallokation zur Lösung globaler Probleme
und zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele diesen Trend weiter
unterstützen und beschleunigen wird.
Fazit
Marcin Adamczyk sagt zusammenfassend: "Die anhaltende Unsicherheit
im Zusammenhang mit den Virusentwicklungen, einschließlich der
neuen Omikron-Variante, ist nach wie vor groß und trägt zu erhöhter
Volatilität und enormen Tail-Risks hinsichtlich künftiger zentraler
Makroszenarien bei. Hinzu kommen in diesem Jahr einige politische
Veränderungen - von der Geopolitik über die Politik der
Zentralbanken bis hin zu Veränderungen der regulatorischen
Prioritäten und der Haltung Chinas zum Wachstum. All diese Faktoren
hatten erhebliche Auswirkungen auf die Performance von Schwellen-
länderanlagen im Jahr 2021 und werden wahrscheinlich auch 2022 die
treibende Kraft bleiben."
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Quelle: Investmentfonds.de
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