Investmentfonds.de
16.12.2021:
Janus Henderson Investors Kommentar: Hochzinsanleihen 2022 - Ein Blick unter die Motorhaube
Köln, den 16.12.2021 (Investmentfonds.de) -
Tom Ross, Corporate Credit Portfolio Manager bei
Janus Henderson Investors
Hochzinsanleihen 2022 - Ein Blick unter die Motorhaube
- Negative Realrenditen (inflationsbereinigte Renditen) lenken
Anleger wahrscheinlich weiterhin zu renditestärkeren
Fixed-Income-Bereichen
- Enge Credit Spreads verringern jedoch die Fehlertoleranz und
dürften zu volatileren Märkten und einer höheren Rendite-Streuung
führen
- Das Inflationsrisiko wird durch die Erwartung eines anhaltend
starken Wirtschaftsaufschwungs ausgeglichen
Seit den düsteren Anfangstagen 2020 bis Ende 2021 war es ein langer Weg.
In dieser Zeit gingen Credit Spreads (die zusätzliche Rendite einer
Unternehmensanleihe gegenüber einer gleichwertigen Staatsanleihe) von
den Höchstständen des Jahrzehnts zurück. Das geldpolitische Umfeld war
durchweg positiv, da die niedrigen Zinssätze und die Programme zum
Ankauf von Vermögenswerten dazu beitrugen, die Finanzierungskosten auf
einem niedrigen Niveau zu halten. Gleichzeitig waren die Finanzierungs-
bedingungen im Großen und Ganzen günstig, da die Wirtschaft sich
erholte und die Unternehmen angesichts besserer Cashflows versuchten,
ihren hohen Verschuldungsgrad zu reduzieren. Im Jahr 2022 wird der
politische Rückenwind spürbar nachlassen, und die individuelle
Kreditentwicklung wird sich stärker auf die Gesamtrendite auswirken.
Die Weggabelung
Die Zentralbanken haben bereits signalisiert, dass sie zu einer
strafferen Geldpolitik übergehen werden, auch wenn der Verlauf
durch möglicherweise bedenkliche Corona-Varianten beeinflusst
werden könnte. Wir rechnen mit einer Marktvolatilität in der
ersten Jahreshälfte 2022, die durch Inflationsängste ausgelöst
wird. Die Inflation könnte im Laufe des Jahres 2022 nachlassen,
sofern die Lieferketten wieder funktionieren und die
disinflationären demografischen und technischen Faktoren sich
durchsetzen. Dies sollte dazu beitragen den Umfang der
Zinserhöhungen zu begrenzen. Bisher haben Hochzinsanleihen in
einem inflationären Umfeld besser abgeschnitten als
Investment-Grade-Anleihen. Wir gehen davon aus, dass dies auch
weiterhin der Fall sein wird, sind uns aber bewusst, dass die
Anfangsrenditen und Credit Spreads relativ niedrig sind. Ein
Schwerpunkt ist für uns die Unterscheidung zwischen Unternehmen,
die höhere Kosten weitergeben können und solchen, die Margen-
einbußen erleiden könnten.
Unser besonderes Augenmerk gilt dem Crossover-Bereich - dem
Credit-Rating-Bereich, der zwischen Investment Grade und
High Yield liegt. Oft eine Ursache für Preisineffizienz, halten
wir weitere Unternehmen in diesem Bereich reif für den Übergang
von High-Yield- zu Investment-Grade-Anleihen - darunter auch
einige Emittenten, die 2020 auf dem Höhepunkt der Pandemie
herabgestuft wurden. Die Differenz zwischen dem Spread einer
mit BB bewerteten Hochzinsanleihe und einer mit BBB bewerteten
Investment-Grade-Anleihe ist nach wie vor hoch und bietet das
Potenzial für eine Spread-Verengung, da bestimmte Emittenten
schrittweise hochgestuft werden. Das Spread-Verhältnis (Division
der BB-Spreads durch die BBB-Spreads) liegt in der Tat nahe
einem Zehnjahreshoch, was auf einen stärkeren Relativwert bei
BB-Anleihen hinweist.
Obwohl wir davon ausgehen, dass wir uns immer noch in der Mitte
des Zyklus befinden, sind die Credit Spreads, selbst unter
Berücksichtigung der Ende 2021 erfolgten Ausweitung, näher an
das Niveau des späten Zyklus herangerückt. Bei den Emittenten
macht sich ein gewisses Fehlverhalten bemerkbar, und die
Verschuldung wird erneut zur Finanzierung von Übernahmen genutzt.
Gleichzeitig hat sich die Qualität der Covenants (Bedingungen,
die mit den Schulden verbunden sind, wie z. B. eine Erhöhung der
Kuponzahlungen für eine Anleihe, wenn ein Unternehmen bestimmte
Finanzkennzahlen nicht einhält) verschlechtert. Dies geschieht
häufig, wenn Anleiheemittenten und Anleger zuversichtlicher sind.
Wir müssen jedoch darauf achten, dass die Renditen und
Konditionen ein angemessenes Verhältnis zu den Risiken
widerspiegeln, weshalb eine strenge Kreditanalyse 2022 noch
wichtiger sein wird.
Wenige Pannen
Wir rechnen damit, dass Unternehmen versuchen werden, sich zu
refinanzieren, solange die Renditen noch relativ niedrig sind,
insbesondere um teurere Anleihen zu ersetzen, die auf dem
Höhepunkt der Pandemie ausgegeben wurden. Die sehr niedrige
Ausfallrate dürfte weiterhin bestehen bleiben. Sofern es nicht
zu neuen strengen Lockdowns kommt, wären wir angesichts der
anhaltenden Erholung der Weltwirtschaft überrascht, wenn die
globale Ausfallrate für Hochzinsanleihen im Jahr 2022 über
3 % liegen würde, was selbst dann noch deutlich unter dem
20-Jahres-Durchschnitt von fast 4 % läge.[1] Der chinesische
Immobiliensektor könnte eine Quelle der Volatilität bleiben,
da die Märkte abwarten, wie streng die Regierung die
Verschuldung begrenzen wird. Wir sind nach wie vor der Ansicht,
dass die USA als Region insgesamt die günstigste Kombination
aus Renditen und robustem inländischem Wirtschaftswachstum
bieten, auch wenn die Spreads in Europa nach der jüngsten
Ausweitung zunehmend attraktiv erscheinen.
Saubere Motoren
Auch wenn die COP26-Klimakonferenz hinter uns liegt, ist der Weg
zu einer nachhaltigeren Welt weiterhin offensichtlich. Wir gehen
davon aus, dass nachhaltige Anleihen beliebt bleiben, sowohl bei
Emittenten, die ihre Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte
(ESG) verbessern wollen, als auch bei Anlegern, die ihr Kapital
in Unternehmen investieren wollen, denen diese Aspekte wichtig
sind. Wir sind der Ansicht, dass Nachhaltigkeit ein langfristiges
Finanzthema ist und Unternehmen, die auf ESG achten,
wahrscheinlich von niedrigeren Kapitalkosten profitieren werden.
Letztendlich gehen wir davon aus, dass die negativen Realrenditen
in weiten Teilen des Fixed-Income-Marktes die Anleger weiterhin
in höher rentierliche Marktsegmente drängen werden. Die
Bewertungen schränken unsere positive Einschätzung ein, da die
starke Nachfrage nach Hochzinsanleihen bedeutet, dass sie nicht
mehr preiswert sind. Dies macht den Markt anfällig für Phasen
erhöhter Volatilität, obwohl wir diese als potenzielle
Kaufgelegenheiten betrachten würden.
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Quelle: Investmentfonds.de
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