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16.12.2021:
Degussa | Die US-Fed will scheinbar aus der Nullzinspolitik aussteigen
Köln, den 16.12.2021 (Investmentfonds.de) -
Dr. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt bei Degussa
Die US-Fed will scheinbar aus der Nullzinspolitik aussteigen
Angesichts einer US-Inflation von 6,8 Prozent im November 2021
- der höchsten seit 1982 - ist der öffentliche Druck auf die
US-Zentralbank (Fed) gestiegen, ihren ultra-expansiven Kurs zu
beenden.
Auf der Fed-Sitzung am 15. Dezember 2021 hat die Geldbehörde,
ganz wie zu erwarten war, zwar ihren Leitzins (Federal Funds Rate)
unverändert belassen in einer Bandbreite von 0,0 bis 0,25
Prozentpunkten.
Aber die Fed hat gleichzeitig auch entschieden, ihre monatlichen
Schuldpapierkäufe ab Januar 2022 weiter zu reduzieren. (Die
monatlichen Käufe von US-Staatsanleihen und Hypothekenanleihen
werden um insgesamt 30 Mrd. USD gesenkt, zuvor lag die
Rückführung bei 15 Mrd. USD.)
Die anvisierte Verringerung der Schuldpapierkäufe wird bis etwa
Mitte März 2022 abgeschlossen sein, und danach wäre der Weg für
Zinsanhebungen frei.
Die Fed-Zentralbankräte haben jetzt drei Zinsanhebungen im kommenden
Jahr in Aussicht gestellt, zwei weitere in 2023, gefolgt von zwei
weiteren in 2024 - so dass der Leitzins dann bei 2,1 Prozent
stehen wird.
Die Fed erwartet ein recht hohes Wirtschaftswachstum in 2022 von
4,0% (gegenüber geschätzten 3,8% im Sept.). Die Inflation wird ihrer
Ansicht nach erhöht bleiben - sie wird im laufenden Jahr auf 5,3%
(Sep.: 4,2%), in 2022 auf 2,6 (Sep.: 2,2%) geschätzt. Auf dem
Arbeitsmarkt sieht die Bank zudem eine voranschreitende Besserung.
Nach langem Zögern und Schlingern will die Fed nun ganz offensichtlich
- oder besser: scheinbar - doch aus der Nullzinspolitik aussteigen;
und sie scheint es damit plötzlich eilig zu haben.
Doch Vorsicht: Der von der Fed in Aussicht gestellte Zinskurs bedeutet,
dass der (kurzfristige) Realzins (also der anvisierte Nominalzins
abzüglich der erwarteten Inflation) nicht nur in 2022, sondern auch
noch in 2023 negativ bleiben wird, die Kaufkraftentwertung des
US-Dollar also fortgesetzt werden soll!
Ob aber ein solcher Zinspfad (auch wenn er nun früher als bisher
geplant beschritten werden soll) ausreichen wird, das Kredit- und
Geldmengenwachstum abzubremsen und so den Inflationsdruck wirksam
zu verringern, ist äußert fraglich.
Entweder wird also die Fed "nachlegen" müssen, wenn sie die Inflation,
die sie maßgeblich auf den Weg gebracht hat, ernsthaft in den Griff
bekommen will. Oder aber die Fed will insgeheim - quasi unter
"falscher Flagge" - eine merklich höhere Inflation in den kommen
Jahren "durchwinken".
Die Fed-Entscheidung ist also weitaus weniger eindeutig, als sie auf
den ersten Blick scheinen mag; und der Verdacht ist nicht von der
Hand zu weisen, dass die Fed es nicht mehr ganz so ernst nehmen will,
die Inflation merklich herabzudrücken, und dass die breite
Öffentlichkeit das noch nicht bemerkt hat.
Anleger haben Grund zur Befürchtung, dass die Inflation gekommen ist,
um zu bleiben. Übrigens nicht nur in den USA, sondern auch im Euroraum.
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Quelle: Investmentfonds.de
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