Investmentfonds.de
17.12.2021:
PGIM Fixed Income: Inflationsdynamik sorgt für Nervosität bei Fed
Köln, den 17.12.2021 (Investmentfonds.de) -
Ellen Gaske, PhD, CFA, Lead Economist, G10 Economies,
Global Macroeconomic Research Team und Robert Tipp, CFA,
Chief Investment Strategist und Head of Global Bonds
bei PGIM Fixed Income
Inflationsdynamik sorgt für Nervosität bei Fed
"Die Federal Reserve war auf ihrer Dezembersitzung
des FOMC etwas aggressiver als erwartet, was die
jüngste Ausrichtung der US-Notenbank auf die
anhaltend höher als erwartete Inflation widerspiegelt.
Letztendlich ist damit zu rechnen, dass die Fed den
Leitzins nicht so stark anheben kann, wie sie es
derzeit prognostiziert und er bei unter 2 % landen
wird. Folglich übersteht der Anleihemarkt die
restriktive Wende der Fed und die wirtschaftliche
Erholung weiterhin recht gut, was das Vertrauen in
die Fähigkeit der Fed widerspiegelt, eine weiche
Landung zu erreichen. Wie erwartet kündigte die Fed
eine Verdoppelung des Tempos der Zinserhöhung an,
nachdem sie dies bereits einige Wochen zuvor
signalisiert hatte. Aber es gab auch eine bemerkenswerte,
umfassende Aufwärtskorrektur des von den FOMC-Teilnehmern
erwarteten Zinserhöhungspfads. Er fällt nun steiler und
bis zum Ende des Projektionszeitraums etwas höher aus
als in der Prognose vom September.
In ihren jüngsten Projektionen geht keiner der FOMC-Mitglieder
davon aus, dass der Leitzins im Jahr 2022 unverändert bleibt.
Zehn Mitglieder erwarten nun drei Zinserhöhungen, um den
Leitzins bis zum Jahresende auf 0,75 %-1,0 % zu bringen.
Die Fed-Vertreter gehen weiterhin von drei zusätzlichen
Zinserhöhungen im Jahr 2023 auf 1,5 %-1,75 % aus, gefolgt
von zwei weiteren Erhöhungen im Jahr 2024 auf 2,0 %-2,25 %.
Die Sitzung lässt darauf schließen, dass die Fed-Beamten
nervös sind, dass die Inflationsdynamik ohne aggressivere
Maßnahmen der Fed bleiben könnte. Die aktualisierten
Wirtschaftsprognosen der Fed gehen davon aus, dass die
Vollbeschäftigung und der damit einhergehende Inflationsdruck
viel früher erreicht werden, als nach dem schweren
COVID-bedingten Abschwung erwartet wurde. Man geht davon aus,
dass die Arbeitslosenquote Ende nächsten Jahres auf den
Tiefstand vor der Pandemie von 3,5 % sinken wird - etwas
niedriger als die Schätzung vom September (3,8 %).
Die PCE-Inflation dürfte Ende 2022 voraussichtlich bei 2,6 %
liegen und damit deutlich über der Fed-Schätzung vom September
von 2,2 %.
Unsere eigenen Prognosen liegen leicht unter der aktualisierten
Einschätzung der Fed: So gehen wir von zwei Zinserhöhungen im
nächsten Jahr aus, falls sich die Inflation in den kommenden
Quartalen wie prognostiziert verlangsamt. Dies würde voraussetzen,
dass die derzeitige Nachfrageschwemme nachlässt und sich die
Probleme in der Lieferkette verbessern. Letztendlich gehen wir
auch davon aus, dass die Fed den Leitzins in diesem Zyklus nicht
so stark anheben kann, wie sie es derzeit prognostiziert, und
rechnen damit, dass der Leitzins in der Spitze unter 2 % liegen
wird. Powell selbst erinnerte an die Kehrtwende der Fed in den
Jahren vor der COVID-Krise, als klar wurde, dass die Fed in
diesem Zyklus zu aggressiv gestrafft hatte. Bis zur heutigen
Sitzung lag die Fed hinter einer Reihe von Zentralbanken der
Industrieländer zurück, die bei der Beendigung ihrer
quantitativen Lockerung und bei der Ankündigung des Beginns
ihrer Zinserhöhungen schon weiter waren. Mit ihrer Kehrtwende
und den neuen, restriktiveren geldpolitischen Leitlinien liegt
die Fed nun jedoch in der mittleren bis vorderen Hälfte der
Gruppe.
Erste Marktreaktionen
Angesichts der Tatsache, dass die Maßnahmen der Fed restriktiver
als erwartet ausfielen, kann die Reaktion des Marktes nur als
"sell the rumor, buy the news" beschrieben werden. So verhielt
es sich jedenfalls bei den größten Marktteilnehmern nach der
Fed-Sitzung, d. h. bei Aktien und Kreditprodukten. Nach nervösen
Kursbewegungen im Vorfeld der Sitzung setzte eine Erleichterungs-
rallye bei Aktien und in den risikoreicheren Bereichen der
Anleihen- und Devisenmärkte ein, wo sich die Spreads sowohl bei
Investment-Grade- als auch bei hochverzinslichen Unternehmens-
anleihen einengten. In den Schwellenländern verengten sich die
Spreads bei Anleihen, und die Währungen der Schwellenländer
legten gegenüber dem US-Dollar zu, was ebenfalls auf die
gestiegene Risikobereitschaft nach der FOMC-Sitzung zurückzuführen
ist. Eine komplexere Botschaft kam vom Markt für Staatsanleihen,
wo die langfristigen Renditen stiegen, da die Inflations-
erwartungen zunahmen. Die Lesart hier ist vielleicht, dass die
Märkte eine härtere Gangart von Powell erwartet hatten.
Stattdessen deutete seine ausgewogene, datenabhängige Interaktion
mit der Presse auf einen weniger aggressiven Zinserhöhungspfad und
damit langfristig auf mehr Inflation hin, als vor der Sitzung
erwartet worden war.
Mit Blick auf die Zukunft kann man sagen, dass der Anleihemarkt
seit dem Frühjahr den Kurswechsel der US-Notenbank und die
wirtschaftliche Erholung recht gut überstanden hat.
Die langfristigen Zinssätze scheinen ihren Höhepunkt überschritten
zu haben, während die Kreditspreads und Inflationserwartungen
relativ stabil erscheinen, was das Vertrauen in die Fähigkeit der
Fed widerspiegelt, eine weiche Landung zu erreichen. Wir schließen
uns dieser Ansicht an und sind der Meinung, dass der Anleihemarkt
angesichts der Tatsache, dass die langfristigen Zinssätze und
Kreditspreads wahrscheinlich in einer relativ engen Spanne um die
aktuellen Niveaus bleiben werden, für die Zukunft gut positioniert
sein sollte, da sich Wachstum und Inflation langsam abschwächen
und die Fed ihre Politik weiter normalisieren wird."
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Quelle: Investmentfonds.de
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