Investmentfonds.de
22.12.2021:
ifo Ökonomenpanel Koalitionsvertrag
Köln, den 22.12.2021 (Investmentfonds.de) -
Prof. Niklas Potrafke, ifo-Forscher
ifo-Ökonomenpanel:
Ökonomen bewerten Ampel-Koalitionsvertrag positiv
München, 22. Dezember 2021 - Deutsche Volkswirt*innen
bewerten den Koalitionsvertrag des Ampelbündnisses
positiv. Dieser Meinung sind drei Fünftel der
Antwortenden des Ökonomenpanels. "Die Ökonominnen und
Ökonomen verweisen auf die ambitionierten Klimaschutz-
Ziele und den Ausbau der digitalen Infrastruktur",
sagt ifo-Forscher Niklas Potrafke. Ein Fünftel
allerdings äußert sich kritisch zu unkonkreten
Ausgestaltungen von Zielen und zu erforderlichen
Maßnahmen. Beim Ökonomenpanel befragen das ifo
Institut und die Frankfurter Allgemeine Zeitung
Wirtschaftsprofessor*innen an deutschen Universitäten.
"Bei der Bewältigung künftiger wirtschaftspolitischer
Herausforderungen sehen die teilnehmenden Ökonominnen
und Ökonomen durchaus noch Luft nach oben", fügt Potrafke
hinzu. Fast vier Fünftel der Antwortenden beurteilen negativ,
dass im Koalitionsvertrag keine Anhebung des Renteneintritts-
alters vorgesehen ist, nur knapp 10 Prozent befürworten das.
Das passe nicht zu den steigenden Lebenserwartungen der
Menschen und verzerre die Generationengerechtigkeit.
"Im Kern ignoriert der Koalitionsvertrag die demographische
Entwicklung, die neue Regierung duckt sich hier weg", sagt
Potrafke. Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit sei eine
entscheidende Maßnahme, um das Rentensystem zukunftsfest zu
machen und die öffentlichen Finanzen tragfähig zu bekommen.
48 Prozent der Antwortenden beurteilen die vereinbarte
Stabilisierung des Rentenniveaus als negativ. Dadurch würden
jüngere Generationen stärker belastet. Ein Fünftel sieht die
Stabilisierung positiv, da sie Zukunftsängste mildere und
Altersarmut begrenze. Die teilweise Kapiteldeckung der
gesetzlichen Rentenversicherung reicht fast drei Viertel der
Antwortenden nicht aus.
Die Umgehung der Schuldenbremse lehnen knapp zwei Drittel
der Befragten ab. „Die Schuldenbremse sollte keineswegs
umgangen werden", sagt auch Potrafke. Ausgaben und Einnahmen
gehören in den Kernhaushalt. Sie sind von Regierung und
Parlament zu entscheiden und zu verantworten. Jedoch
befürwortet auch ein Drittel der Teilnehmenden die Umgehung
der Schuldenbremse für Investitionen in Klimaschutz und
Digitalisierung. Die Rückkehr zur Schuldenbremse ab 2023
finden vier Zehntel als gerade richtig. Bis dahin rechnen
sie mit der Überwindung der Corona-Pandemie. Für ein knappes
Viertel kommt die Rückkehr zu früh.
Weitere Themen der Befragung waren die Beschränkung der für
2022 und 2023 geplanten "Superabschreibungen", zusätzliche
öffentliche Investitionen in den Klimaschutz, die geplante
Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde, das Ziel
für öffentlich geförderte Wohnungen und die Festsetzung des
Etats für Forschung und Entwicklung auf 3,5 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts.
Insgesamt haben 150 Ökonom*innen an deutschen Universitäten
an der Befragung teilgenommen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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