Investmentfonds.de
28.01.2022:
Franklin Templeton | Das Ende der grenzenlosen Finanz- und Geldpolitik
Köln, den 28.01.2022 (Investmentfonds.de) -
Jeffrey Schulze, Investment Strategist bei
ClearBridge Investments, Teil von Franklin Templeton
Das Ende der grenzenlosen Finanz- und Geldpolitik
2022 - Das Jahr des Übergangs
"Das Makro-Umfeld verändert sich, so dass mit volatileren
Märkten und geringeren Renditen als in den vergangenen
zwei Jahren zu rechnen ist. Allerdings sollten die
längerfristigen Inflationserwartungen dabei gedämpft bleiben.
Für Anleger war das Wort des Jahres 2020 wohl "beispiellos",
angesichts der tiefen Rezession und der politischen Reaktionen
darauf. Für das Jahr 2021 passt "vorübergehend" gut, so wie
die Zentralbanken den Inflationsimpuls bezeichneten. Und mit
Blick auf 2022 könnte es das Wort "Übergang" werden - das
beschreibt die absehbaren Veränderungen des Makro-Umfelds
etwa in Bezug auf die Phase des Wirtschaftszyklus, die Geld-
und Fiskalpolitik sowie die Inflation.
Der wirtschaftliche Übergang vom frühen zum mittleren Zyklus
ist bereits im Gange. Dabei haben das reale BIP-Wachstum und
die Schaffung von Arbeitsplätzen gegenüber dem Höchststand
von 2021 etwas nachgelassen. Dennoch geht der Konsens für das
Jahr 2022 von einem immer noch robusten Anstieg des realen BIP
um 3,9 Prozent aus. Und für 2023 wird erwartet, dass sich die
Wirtschaft auf den Trend vor der Pandemie zubewegt.
Im Vergleich zu den letzten Rezessionen ging es dieses Mal
wesentlich schneller, dass sich der Gewinn je Aktie wieder
auf den vorherigen Höchststand erholte. Da zwischen dieser
Erholungsdauer und der gesamtwirtschaftlichen Expansion
anscheinend ein Zusammenhang besteht, könnte die aktuelle
Expansion kürzer ausfallen als der Durchschnitt der letzten
vier Zyklen (8,5 Jahre).
Zwar besteht das Potenzial für einen kürzeren und heißeren
Konjunkturzyklus, aber bisher blieben die kurzfristigen
Erwartungen für eine Rezession gedämpft. Bis zuletzt zeigte
das Modell von ClearBridge ein robustes, grünes Expansionssignal,
auch wenn sich im vierten Quartal die Indikatoren des
Lohnwachstums und der Geldmenge verschlechterten.
Kommt die Inflation?
Was die Preissteigerungen angeht, entfiel ein großer Teil
davon auf Gebrauchtwagen und andere Waren. Das lässt sich vor
allem auf die Verschiebung der Verbraucherpräferenzen während
der Pandemie zurückführen und wurde durch Einschränkungen in
der Lieferkette verstärkt. Normalisieren sich die Präferenzen
und lässt der Druck auf die Versorgung nach, sollte deshalb
auch die Inflation zurückgehen.
Für eine dauerhaft höhere Inflation müssten die Warenpreise
weiter steigen. Zwar wurde viel über die De-Globalisierung
geschrieben, aber die Daten deuten auf einen Stillstand und
nicht auf eine Umkehr hin. Auch das spricht für den Übergang
zurück zu geringerer Inflation. Unter Berücksichtigung weiterer
Indikatoren ist insgesamt davon auszugehen, dass der
Inflationsdruck in einigen Quartalen nachlässt und sich der
Wert in den nächsten Jahren dem 2-Prozent-Ziel der Fed annähert.
Weitere Übergänge
Eine Entwicklung, die bereits begonnen hat und sich fortsetzen
wird, ist das Ende der grenzenlosen Finanz- und Geldpolitik.
Die Fed verlangsamt ihre Lockerung und hat signalisiert, in den
kommenden Monaten mit Zinserhöhungen zu beginnen. Da die
Inflation länger als erwartet deutlich über dem Zielwert lag,
ist dieser Kurswechsel gerechtfertigt. Derzeit ist von drei
Zinserhöhungen im Jahr 2022 auszugehen. Historisch betrachtet
könnte aber gerade die erste Erhöhung zu kurzfristiger
Volatilität führen.
Möglicher Gegenwind für Aktien geht auch vom Bewertungsniveau
aus. Ein moderater Druck auf die Multiples wäre in dieser Phase
beinahe typisch. Da das Gewinnwachstum aber robust erscheint,
sind die Aussichten auf Gesamtjahresbasis solide. In naher
Zukunft sollte zudem die starke Beteiligung von Privatanlegern
den Markt stützen: In den ersten elf Monaten des Jahres 2021
waren weltweit Zuflüsse in Höhe von 913 Mrd. US-Dollar zu
verzeichnen (Quelle: Goldman Sachs).
Ein anderer Übergang, der später im Jahr zu Turbulenzen führen
könnte, ist der mögliche Führungswechsel in Washington.
Historisch gesehen weisen Zwischenwahljahre einen
durchschnittlichen Rückgang von 19 Prozent und damit die
größten Kursverluste im vierjährigen Präsidentschaftswahlzyklus
auf. In der Vergangenheit waren die Rücksetzer aber meist gute
Kaufgelegenheiten für langfristige Anleger.
Fazit
Übergänge sind Zeiten des Wandels. Und obwohl Veränderungen
beunruhigend sein können, sind sie oft notwendig und gesund.
Vielleicht sind die Märkte in diesem Jahr unruhiger als zuletzt,
aber sie sollten sich nach oben arbeiten. Denn festzuhalten ist,
dass die Rahmenbedingungen für den Aktienmarkt in den nächsten
Jahren wohl günstig bleiben. Zwar hat die US-Notenbank eine
restriktivere Haltung eingenommen, aber ihre Politik ist im
Vergleich zur Vergangenheit nach wie vor recht locker. Außerdem
hat sich die US-Wirtschaft als erstaunlich widerstandsfähig
erwiesen, und künftige Corona-Varianten könnten weniger
disruptiv sein. Was dann bleibt, sind die starken Verbraucher,
der solide Arbeitsmarkt und die robusten Erträge. Das Umfeld
für höhere Unternehmensgewinne wäre damit gesund genug, um eine
moderate Komprimierung der Bewertungen mehr als auszugleichen.
Und das dürfte ein weiteres Jahr mit positiven Aktienrenditen
ermöglichen."
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Quelle: Investmentfonds.de
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