Investmentfonds.de
01.02.2022:
PGIM Fixed Income | Inflation in der Eurozone übertrifft Erwartungen - hält die EZB dem Inflationsdruck stand?
Köln, den 01.02.2022 (Investmentfonds.de) -
Katharine Neiss, Chief European Economist bei
PGIM Fixed Income
Inflation in der Eurozone übertrifft Erwartungen -
hält die EZB dem Inflationsdruck stand?
"Mit fünf Prozent ist die aktuelle Inflation in der Eurozone
höher als erwartet. Die neuesten Daten zeigen, dass die
Inflation im vergangenen Jahr immer wieder für
"Überraschungen" sorgte. Manche Investoren meinen daher, die
EZB müsste einen strengeren Kurs einschlagen. Unsere Analyse
bestätigt jedoch, dass die EZB gut beraten ist, Vorsicht
walten zu lassen.
Die aktuelle Inflation in der Eurozone bewegt sich auf einem Niveau,
das wir seit den frühen 1990er-Jahren so nicht mehr gesehen haben.
Die EZB geht aktuell davon aus, dass das noch bis mindestens Mitte
2022 so bleiben dürfte. Wenn die Energiepreise weiter steigen
sollten - nicht unwahrscheinlich angesichts der fragilen Situation
zwischen Russland und der Ukraine - könnte die kurzfristige
Entwicklung sogar noch deutlich höhere Werte mit sich bringen.
In Zahlen: Verteuern sich die Gaspreise im ersten Quartal um weitere
25 Euro pro Megawattstunde und der Ölpreis um weitere zehn Euro pro
Barrel, könnte das einen Inflationsanstieg um rund 0,5 Prozentpunkte
nach sich ziehen.
Zahlreiche Warenkorb-basierte Untersuchen bleiben unter der
EZB-Zielmarke
Was bei der Diskussion um die Inflation allerdings oft ausgeblendet
wird: Die unerwartet angestiegenen Energiepreise sowie höhere Kosten
für Waren und Dienstleistungen, die von den pandemiebedingt gestörten
Lieferketten betroffen waren - etwa Autos oder Haushaltselektronik -
haben die Inflationsnachrichten im vergangenen Jahr massiv getrieben.
Dahinter wird ein freundlicheres Bild sichtbar, das auf anderen
ökonomischen Daten beruht. So hat zum Beispiel das BIP der Eurozone
gerade erst Ende 2021 sein Vor-Pandemie-Niveau erreicht, und das
Tariflohnwachstum befindet sich auf einem Mehrjahrzehnte-Tief. Mehr
noch: Der durchschnittliche Beitrag der Dienstleistungsinflation als
Indikator für die Verbraucherinflation (DGI) war 2021 tatsächlich
niedriger als in den drei wirtschaftlich robusten Jahren vor der
Pandemie. Nicht zuletzt bleiben viele Warenkorb-basierte
Untersuchungen in ihren mittelfristigen Inflationserwartungen
unterhalb der Zielmarke der EZB.
Kein Zweifel: Die hohe Inflation belastet die Reallöhne; das ist
schmerzhaft für die Haushalte und wird sich auf die wirtschaftliche
Erholung auswirken. Doch auch die EZB kann eine Pandemie nicht
einfach wegzaubern. Ebenso wenig können Zentralbanken die Geopolitik
nicht beeinflussen, die globale Chip-Knappheit lösen oder die
Tatsache ändern, dass die Energiepreise in Europa während des
Übergangs zu Erneuerbaren Energien steigen werden
Was sollte die EZB also tun?
Die EZB ist gut beraten, trotz der aktuell hohen Zahlen an ihrem
mittelfristigen Inflationsziel von zwei Prozent festzuhalten. Eine
weitere Stützung der Wirtschaft durch eine Ausweitung der
Anleihekäufe ist aktuell eher geboten als ein Drehen an der
Zinsschraube."
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Quelle: Investmentfonds.de
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